Dune 07 - Die Jäger des Wüstenplaneten
weiblichen Wesens war unvorstellbar weit fortgeschritten, jenseits aller Sphären, die selbst die prophetische Gabe eines Navigators zu erreichen vermochte. Das Orakel war der uralte Grundstock der Gilde, ein tröstlicher Anker für jeden Navigator.
»Dieses andersartige Universum ist der Ort, an dem ich zuletzt das Nicht-Schiff gesehen habe, das von Duncan Idaho geflogen wird. Ich habe ihm dabei geholfen, das Schiff zu befreien, damit es in den Normalraum zurückkehren kann. Dann jedoch habe ich es wieder verloren. Weil die Jäger weiter mit ihrem Tachyonennetz danach suchen, müssen wir das Schiff als Erste finden. Der Kralizec wird kommen, und der letzte Kwisatz Haderach ist an Bord dieses Nicht-Schiffes. Und beide Seiten in diesem großen Krieg wollen ihn haben, um mit ihm den Sieg zu erringen.«
Der Widerhall ihrer Gedanken erfüllte Edriks Seele mit einem kalten Grauen, das ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen drohte. Er hatte Legenden über den Kralizec gehört, über die Schlacht am Ende des Universums, und hatte sie als menschlichen Aberglauben abgetan. Doch wenn sich das Orakel deswegen Sorgen machte ...
Wer war Duncan Idaho? Von welchem Nicht-Schiff sprach sie? Und – das war am erstaunlichsten – wie konnte selbst das Orakel blind dafür sein? In der Vergangenheit war ihre Stimme stets eine beruhigende und lenkende Kraft gewesen. Jetzt spürte Edrik Unsicherheit in ihren Gedanken.
»Ich habe es gesucht, aber ich kann es nicht wiederfinden. Die visionären Linien, die ich imaginieren kann, sind allesamt verworren. Das muss ich euch bewusst machen, meine Navigatoren. Wenn sich diese Bedrohung als das erweist, was ich vermute, werde ich womöglich gezwungen sein, euch um Hilfe zu bitten.«
In Edriks Kopf drehte sich alles. Er spürte das Entsetzen der Navigatoren um ihn herum. Einige von ihnen, die nicht in der Lage waren, diese neue Information zu verarbeiten, die ihren zerbrechlichen Bezug zur Realität erschütterte, verfielen in ihren Tanks voller Gewürzgas dem Wahnsinn.
»Die Bedrohung, Orakel«, sagte Edrik, »besteht darin, dass wir keine Melange haben ...«
»Die Bedrohung ist der Kralizec.« Ihre Stimme dröhnte in den Hirnen sämtlicher Navigatoren. »Ich werde euch rufen, wenn ich meine Navigatoren brauche.«
Mit einem Ruck riss sie mehrere tausend riesige Heighliner wieder aus diesem seltsamen Universum heraus und schleuderte sie zurück in den Normalraum. Edriks Geist geriet aus dem Gleichgewicht, und er versuchte, sich und sein Schiff zu orientieren.
Alle Navigatoren waren verwirrt und aufgeregt.
Trotz des Rufs vom Orakel klammerte sich Edrik an eine viel egoistischere Sorge: Wie können wir dem Orakel helfen, wenn wir alle nach Gewürz hungern?
31
Das junge Schilf bricht leicht im Wind. Die Anfänge sind die Zeiten gefährlicher Proben.
Lady Jessica Atreides, das Original
Es war eine königliche Geburt, jedoch ohne das sonst übliche festliche Gepränge. Hätte sich dieses Ereignis zu einer anderen Zeit auf dem fernen Rakis zugetragen, wären Fanatiker durch die Straßen gelaufen und hätten gerufen: »Paul Atreides ist wiedergeboren! Muad'dib! Muad'dib!«
Duncan Idaho konnte sich noch gut an solche Inbrunst erinnern.
Als die originale Jessica den originalen Paul zur Welt gebracht hatte, war es in einer Zeit politischer Intrigen, Attentate und Verschwörungen geschehen, die schließlich zum Tode Lady Aniruls, der Frau von Imperator Shaddam IV., und beinahe zur Ermordung des Babys geführt hatten.
Der Legende nach hatten sich sämtliche Sandwürmer von Arrakis über die Dünen erhoben, um die Ankunft des Muad'dib zu begrüßen. Die Bene Gesserit waren sich nie zu fein gewesen, die große Masse mit Fanfaren und Omen und der ausgelassenen Feier Wirklichkeit gewordener Vorhersagen zu manipulieren.
Nun jedoch wirkte die Dekantierung des ersten Gholas aus der Geschichte völlig banal, eher wie ein Laborexperiment als ein religiöses Erlebnis. Dennoch war es nicht einfach nur irgendein Baby und auch nicht einfach nur irgendein Ghola, sondern Paul Atreides! Der junge Meister Paul, der spätere Imperator Muad'dib und schließlich der blinde Prediger. Was würde diesmal aus dem Kind werden? Was würden die Bene Gesserit ihn zwingen zu werden?
Während er darauf wartete, dass der Dekantierungsprozess abgeschlossen wurde, wandte sich Duncan an Sheeana. Er sah Zufriedenheit in ihrem Blick, aber auch ängstliches Unbehagen, obwohl dies genau das war, wofür sie gestritten
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