Dune 08 - Die Erlöser des Wüstenplaneten
würden die übrigen Menschen angreifen, sobald Omnius den Befehl dazu gab. Vielleicht würde Paolo selbst entscheiden, eine solche Anweisung zu erteilen, nachdem er die Macht errungen hatte. Er hörte das zufriedene Lachen des Barons und das Schluchzen von Chani und Lady Jessica. Paolo war sich nicht sicher, was ihm davon besser gefiel. Das Allerbeste war der eindeutige Beweis für das, was er schon immer gewusst hatte: Ich bin der Auserwählte!
Er war derjenige, der den Lauf des Universums ändern und den Ausgang des Kralizec entscheiden würde. Er würde das nächste Zeitalter der Menschen und Maschinen bestimmen. War dem Allgeist überhaupt bewusst, was ihm bevorstand? Paolo gestattete sich ein heimliches, amüsiertes Lächeln. Er würde niemals nur eine Marionette der Denkmaschinen sein. Omnius würde bald erfahren, was die Bene Gesserit schon vor langer Zeit erkannt hatten: Ein Kwisatz Haderach ließ sich nicht beherrschen!
Paolo steckte den blutigen Dolch wieder in die Scheide, ging zum Gestaltwandler hinüber und streckte eine Hand aus, um die Belohnung des Siegers einzustreichen. »Das Gewürz gehört mir.«
Khrone lächelte. »Wenn dies dein Wusch ist.« Er reichte ihm die zimtfarbene Paste. Paolo war nicht daran interessiert, die Substanz zu genießen, sondern schlang einen größeren Brocken in einem Stück hinunter, viel mehr, als er eigentlich hätte zu sich nehmen sollen. Er wollte, dass das Gewürz so schnell wie möglich freisetzte, was in ihm verborgen war. Der Geschmack war bitter und kräftig. Bevor der Gestaltwandler es sich anders überlegen konnte, griff Paolo noch einmal zu und stopfte sich einen weiteren Brocken in den Mund.
»Nicht so viel auf einmal, Junge!«, sagte der Baron. »Das grenzt ja schon an Völlerei.«
»Wer will mir da etwas über Völlerei erzählen?« Paolos Entgegnung löste lautes Gelächter aus.
Der sterbende Paul Atreides lag stöhnend am Boden. Chani blickte voller Verzweiflung von der Seite ihres Geliebten auf, die Finger blutbeschmiert. Jessicas Gesicht war eine Maske des Kummers, als sie die Hand ihres Sohns drückte. Paolo zitterte. Warum brauchte Paul so lange zum Sterben? Er hätte seinem Rivalen einen Hieb verpassen sollen, der ihn auf der Stelle tötete.
Dr. Yueh kniete über ihm und bemühte sich fieberhaft, den Blutfluss zu stoppen, doch die tief besorgte Miene des Suk-Arztes verriet die schreckliche Wahrheit. Selbst seine hoch entwickelte medizinische Kunst konnte hier nichts mehr ausrichten. Paolos Messerstich hatte einen Schaden angerichtet, der sich nicht mehr rückgängig machen ließ.
All diese Leute waren jetzt unbedeutend geworden. Nur wenige Sekunden vergingen, bis Paolo die mächtige Wirkung der Melange spürte, die wie der Strahl einer Lasgun durch seinen Körper schoss. Seine Gedanken kamen schneller und deutlicher. Es funktionierte! Sein Bewusstsein war von einer Gewissheit erfüllt, die von Außenstehenden als Hybris oder Größenwahnsinn betrachtet werden mochte. Paolo jedoch wusste, dass es einfach nur die Wahrheit war.
Er reckte die Schultern, als würde er körperlich wachsen und schlagartig reifen, bis er jeden anderen Anwesenden überragte. Sein Geist dehnte sich aus und umfasste den gesamten Kosmos. Selbst Omnius und Erasmus kamen ihm nun wie Insekten vor, die sich durch ihre grandiosen, aber letztlich winzig kleinen Träume wurstelten.
Wie aus großer Höhe blickte Paolo auf den Baron herab, die selbstgefällige Schlange, die ihn so viele Jahre lang dominiert und herumgeschubst hatte, angeblich zu seiner »Ausbildung«. Plötzlich kam ihm der einstmals mächtige Führer des Hauses Harkonnen lächerlich und unbedeutend vor.
Der Gestaltwandler Khrone beobachtete das Geschehen, dann wandte er sich – mit scheinbarer Unsicherheit – der Manifestation des Allgeists als alter Mann zu. Paolo durchschaute all das mit unglaublicher Leichtigkeit.
»Ich sage euch jetzt, was ich als Nächstes tun werde.« In Paolos Ohren klang seine eigene Stimme wie die eines Gottes. Selbst der große Omnius musste vor ihm erzittern. Worte flossen mit der Macht eines kosmischen Coriolis-Sturms hervor, getrieben von der Kraft der Ultramelange.
»Ich werde meine neue Bestimmung erfüllen. Die Prophezeiung ist wahr: Ich werde das Universum verändern! Als letzter und endgültiger Kwisatz Haderach kenne ich meine Aufgabe – genauso wie ihr alle, da eure Handlungen zur Erfüllung der Prophezeiung geführt haben.« Er lächelte. »Selbst du, Omnius.«
Der
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