Dune 08 - Die Erlöser des Wüstenplaneten
falsche alte Mann reagierte mit einem verärgerten Stirnrunzeln. Neben ihm grinste der Roboter Erasmus nachsichtig und wartete ab, was der soeben erstandene Übermensch tun würde. Alle Visionen Paolos von Beherrschung, Eroberung und vollkommener Kontrolle gründeten sich auf Vorherwissen. In seinem Geist gab es keinen Zweifel mehr. Jedes Detail offenbarte sich ihm. Der junge Mann setzte seine Ankündigungen fort.
»Nachdem ich nun meine wahre Macht erlangt habe, besteht kein Grund für die Denkmaschinenflotte mehr, die von Menschen bewohnten Planeten zu vernichten. Ich habe sie alle unter meiner Kontrolle.« Er gestikulierte mit der Hand. »Nun gut, wir müssen vielleicht ein oder zwei Welten von geringerer Bedeutung eliminieren, um unsere Macht zu demonstrieren – oder nur, um zu zeigen, dass wir es tun können –, aber wir werden die große Mehrheit der Menschen als Manövriermasse am Leben lassen.«
Paolo schnappte nach Luft, als noch mehr Ideen durch seinen Kopf strömten und an Nachdruck gewannen. »Nachdem wir uns Ordensburg einverleibt haben, werden wir die Zuchtbibliothek der Schwesternschaft öffnen. Damit werden wir meinen Meisterplan in die Tat umsetzen, intelligente und vollkommene Menschen zu machen, durch die Kombination genetischer Eigenschaften, die ich bestimmen werde. Arbeiter und Denker, Drohnen, Ingenieure und – gelegentlich – Anführer.« Er fuhr zum alten Mann herum. »Und du, Omnius, wirst für mich eine gewaltige Infrastruktur schaffen. Wenn wir unseren vollkommenen Menschen zu viel Freiheit gewähren, werden sie alles verderben. Wir müssen die genetischen Linien der unkontrollierbaren Störenfriede eliminieren.« Er lachte leise in sich hinein.
»Leider ist es so, dass die Atreides-Blutlinie zu den schwierigsten überhaupt gehört. Also werde ich der letzte Atreides sein. Nachdem ich erschienen bin, braucht die Menschheitsgeschichte keinen mehr von uns.« Er blickte sich um, aber er sah den Mann nicht, der ihm soeben in den Sinn gekommen war. »Und all diese Duncan Idahos. Sie sind einfach nur langweilig geworden!«
Paolo sprach immer schneller, mitgerissen von berauschenden Gewürzvisionen. Als selbst der Baron einen verwirrten Gesichtsausdruck zeigte, fragte sich der junge Mann, ob irgendjemand der Anwesenden ihn überhaupt noch verstehen konnte. Sie kamen ihm nun alle so primitiv vor. Waren seine Gedanken so grandios, dass sie selbst das Verständnis der intelligentesten Denkmaschinen überstiegen? Das wäre in der Tat überwältigend!
Er ging in der Halle auf und ab, ohne auf die Blicke und Gesten des Barons zu achten. Allmählich wurden Paolos Bewegungen ruckhafter und manischer. »Ja! Der erste Schritt besteht darin, das Alte hinwegzufegen und das Überflüssige zu entsorgen. Wir müssen den Weg für das Neue und Vollkommene freimachen. Das ist eine Vorstellung, die jede Denkmaschine verstehen kann.«
Erasmus starrte ihn an und bildete spöttisch sein Flussmetallgesicht um, bis es eine perfekte Nachbildung des alten Mannes war, der für Omnius stand. Seine Miene spiegelte Ungläubigkeit, als würde er Paolos Ankündigungen als Scherz betrachten, wie das Gefasel eines unwissenden Kindes. Wut stieg in Paolo auf. Dieser Roboter nahm ihn nicht ernst!
Paolo sah, wie sich das gesamte Panorama der Zukunft vor ihm entfaltete, ein Bild aus breiten Pinselstrichen, das ihm durch die unglaubliche, verstärkende Macht der Ultramelange offenbart wurde. Ein paar der künftigen Ereignisse wurden kristallklar, und er erkannte weitere Einzelheiten. Die superstarke Melange war sogar noch wirksamer, als er sich das vorgestellt hatte, und die Zukunft konzentrierte sich intensiv in seinem Geist, fraktale Details, die sich in einem unendlichen, aber doch völlig selbstverständlichen Muster vor ihm entfalteten.
Inmitten dieses geistigen Sturms wurde noch etwas anderes in seinen Körperzellen freigesetzt: All die Erinnerungen an sein vergangenes Leben, die dort verborgen gewesen waren. Mit einem Dröhnen, das für einen kurzen Moment sogar alles übrige Wissen übertönte, erinnerte er sich plötzlich an alles über Paul Atreides. Obwohl Paolo vom Baron erzogen worden war und die Maschinen versucht hatten, ihn zu ihrer Marionette zu machen, war er im Innersten immer er selbst gewesen.
Er blickte sich in der Halle um und sah die anderen aus einer ganz neuen Perspektive: seine Mutter Jessica, die geliebte Chani und er selbst, wie er immer noch zuckend in einer Blutlache am Boden lag. Hatte er
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