Dune 08 - Die Erlöser des Wüstenplaneten
die Phibianer im tiefen Wasser tollten. Die amphibischen Geschöpfe mit der glatten Haut schwammen umher, tauchten unter die Wellen und stießen wieder zur Oberfläche empor.
»Sie lieben ihre neue Freiheit«, sagte Corysta.
Wie Delfine in den Meeren der Alten Erde, dachte Murbella und bewunderte ihre Gestalten. Menschlich ... und doch auf entscheidende Weise anders.
»Ich würde viel lieber sehen, wie sie Soosteine ernten.« Sie drehte ihr Gesicht in den salzigen Wind. Graue Wolken zogen auf, aber die Luft blieb warm und feucht. »Die Schulden, die wir durch diesen Krieg aufnehmen müssen, sind enorm. Unsere Kreditwürdigkeit ist bereits jetzt erschöpft, und manche unserer wichtigsten Lieferanten akzeptieren nur noch harte Währungen – wie Soosteine.«
In den Monaten, seit sie Oculiat verlassen hatte, war die Mutter Befehlshaberin von Planet zu Planet gereist und hatte sich ein Bild von den Verteidigungsmaßnahmen gemacht. Wenn lokale Könige, Präsidenten und Generäle die Gefahr erkannten, stellten sie unabhängige Schlachtschiffe zur Verfügung, um die neu gebauten Gildenschiffe zu ergänzen, die von den Werften auf Junction geliefert wurden. Jede Regierung und jeder politische Zusammenschluss von verbündeten Welten bemühte sich, neue Waffen zu erfinden oder zu erwerben, um sie gegen den Feind einzusetzen, doch bislang hatte sich nichts als wirksam erwiesen. Die Ixianer testeten immer noch die neuen Auslöscher, deren Herstellung offenbar erheblich schwieriger war, als man erwartet hatte. Murbella forderte ständig mehr Arbeit, mehr Material und mehr Opfer. Es war noch lange nicht genug.
Und der Krieg ging unaufhaltsam weiter. Seuchen breiteten sich aus. Die Maschinenflotten vernichteten jeden von Menschen besiedelten Planeten, auf den sie stießen. Am Rand einer Hauptkampfzone stachelten drei neue Ersatz-Sheeanas die Menschen auf, die zwischen Hammer und Amboss gefangen waren, jedoch ohne Erfolg. Seit Omnius seinen Feldzug begonnen hatte, konnte Murbella keinen einzigen klaren Sieg vorweisen.
In ihren betrübtesten Momenten kamen ihr die Chancen gering vor und die Hindernisse unüberwindbar. Vor Jahrtausenden hatten die Kämpfer in Butlers Djihad vor einer anderen unmöglichen Situation gestanden, und die Menschheit hatte nur gesiegt, weil sie einen entsetzlichen Preis gezahlt hatte. Sie hatten zahllose Atomwaffen gezündet, die nicht nur die Denkmaschinen, sondern auch Billionen von Menschen vernichtet hatten, die als Sklaven gehalten wurden. Dieser Pyrrhussieg hatten einen grässlichen Schandfleck auf der Seele der Menschheit hinterlassen.
Und nun war Omnius trotz dieses gigantischen Opfers zurückgekehrt, wie ein hartnäckiges Unkraut, dessen Wurzeln man nicht herausgerissen hatte. Wenn die Denkmaschinen im bisherigen Tempo weiter vorrückten, wäre die Menschheit in ein oder zwei Jahren zum letzten Endkampf gezwungen.
Wenn die ixianische Industrie endlich die sehnsüchtig erwarteten Auslöscher zur Verfügung stellte, würden alle militärischen Truppenverbände von den verschiedenen Planeten eine Verteidigungslinie durch den Weltraum ziehen. Wenn es nach ihr ging, konnten sie gar nicht früh genug damit anfangen.
»In den letzten zwei Jahren konnten wir unsere Soostein-Lieferungen jeden Monat steigern.« Während sie sprach, wandte Corysta den Blick nicht von den herumtollenden Wasserwesen ab. »Die Phibianer arbeiten wesentlich produktiver, nachdem sie jetzt nicht mehr von den Geehrten Matres gefoltert werden. Und sie haben früher nie so ausgelassen gespielt. Sie betrachten den Ozean von Buzzell nun als ihre Heimat und nicht mehr als Gefängnis.«
Corysta war eine ehemalige Zuchtmutter, die hierher verbannt worden war, weil sie das Verbrechen begangen hatte, ihr Baby nicht hergeben zu wollen. Sie war zu einer unentwegten Wächterin der Soostein-Ernte geworden. Sie überwachte die Auslese, Reinigung und Verpackung der perlenartigen Edelsteine, die regelmäßig von Zwischenhändlern der MAFEA abgeholt wurden.
»Trotzdem brauchen wir mehr Soosteine.«
»Ich werde mit den Phibianern reden, Mutter Befehlshaberin. Ich erkläre ihnen, dass unsere Not groß ist, weil der Feind näher kommt. Wenn ich es ihnen sage, arbeiten sie vielleicht härter.« Corystas Lächeln war auf seltsame Weise undurchschaubar. »Ich werde es so formulieren, dass ich sie um einen Gefallen bitte.«
»Und das funktioniert?«
Corysta zuckte die Achseln. Die Phibianer sprangen hoch in die Luft und tauchten wieder ins
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