Dune 08 - Die Erlöser des Wüstenplaneten
haben.« Murbella streckte die Hände aus wie ein Bettelmönch, der um Almosen bat. »Die Menschen wollen glauben. Seit vielen tausend Jahren hat unsere Missionaria Protectiva religiöse Gedanken ausgestreut. Jetzt müssen wir diese Techniken nicht nur zu unserem eigenen Schutz einsetzen, sondern als zweckmäßige Waffe, als Mittel zur Beeinflussung von Armeen. Nicht mehr zur passiven Protektion, sondern als aktive Macht. Als Missionaria Aggressiva .«
Den anderen Frauen, insbesondere Kiria, schien diese Idee zu gefallen. Accadia blickte finster auf ihre ridulianischen Kristallblätter, als würde sie im eng geschriebenen Text nach tiefsinnigen Antworten suchen.
Murbella warf einen trotzigen Blick zum Kampfroboter. »Die zwölf Sheeanas werden Gewürz aus unseren Vorräten mit sich führen. Alle werden großzügige Mengen davon verteilen, wenn sie ihre Botschaften verkünden. Sie werden sagen, Shaitan hätte ihnen in einem Traum gesagt, dass das Gewürz schon bald wieder fließen wird. Obwohl Rakis verbrannt und leblos ist wie Sodom und Gomorrah, werden anderswo viele neue Wüstenplaneten erscheinen. Das wird Sheeana ihnen versprechen.« Vor Jahren waren mehrere Gruppen Ehrwürdiger Mütter in einer geheimen Diaspora ausgesandt worden, mit Raumschiffen und Sandforellen, um diese wertvolle Saat auf verschiedenen Planeten auszubringen und neue Wüstenplaneten für die Sandwürmer zu schaffen.
»Falsche Propheten und die Sichtung des Messias. Das gab es schon einmal.« Kiria klang gelangweilt. »Erklären Sie uns, welchen Nutzen wir davon haben sollen.«
Murbella bedachte sie mit einem berechnenden Lächeln. »Wir nutzen den Aberglauben, der sehr schnell sprießen wird. Die Menschen glauben, dass sie schwere Zeiten durchstehen müssen, einen Zyklus, der so alt ist wie die ältesten Religionen, älter als die Erste Große Bewegung oder der Zensunni-Hadj. Also passen wir diesen Glauben unseren Zwecken an. Die Denkmaschinen sind das größte Übel, und wir müssen es besiegen, bevor die Menschheit die Früchte ihrer Bemühungen ernten kann.«
Sie wandte sich der alten Archivmutter zu. »Accadia, lies alles, was du über Butlers Djihad finden kannst, und wie Serena Butler ihre Krieger geführt hat. Mach es genauso mit Paul Muad'dib. Wir könnten sogar sagen, dass der Tyrann uns auf diese Zeit vorbereitet hat. Studier seine Schriften und suchte Passagen heraus, die unsere Botschaft unterstreichen, damit die Menschen überzeugt sind, dass dieser finale universale Konflikt schon von Anfang an geweissagt wurde – der Kralizec. Wenn sie an die Prophezeiungen glauben, werden sie immer noch weiterkämpfen, auch wenn es längst keine rational begründete Hoffnung mehr gibt.«
Sie gab den Frauen ein Zeichen, dass sie sich um ihre Aufgaben kümmern sollten. »Als Nächstes habe ich ein Treffen mit Ixianern und Vertretern der Gilde vereinbart. Nach der Zerstörung von Richese verlange ich von ihnen, dass sie ihre gesamten Produktionskapazitäten in den Dienst unserer Kriegsvorbereitungen stellen. Wir brauchen jeden Funken Widerstand, den die Menschheit aufbringen kann.«
Bevor sie ging, fragte Accadia: »Und was ist, wenn sich die uralten Prophezeiungen als wahr erweisen? Wenn tatsächlich die Endzeit bevorsteht?«
»Dann wären unsere Handlungen um so mehr gerechtfertigt. Und wir werden trotzdem kämpfen. Mehr können wir ohnehin nicht tun.« Murbella betrachtete den Roboter und sprach, als könnte die Maschine sie hören. »Und so werden wir euch besiegen.«
4
Ich bin der Hüter privaten Wissens und ungezählter Geheimnisse. Du wirst niemals wissen, was ich weiß! Ich würde dich bemitleiden, wenn du kein Ungläubiger wärst.
Erscheinung auf der Shariat-Straße,
apokrypher Tleilaxu-Text
Im riesigen Heighliner der Gilde ahnte keiner der Passagiere, was der Navigator und der Tleilaxu-Meister in seiner Gefangenschaft gewissermaßen vor den Nasen der anderen taten.
Die Bene-Gesserit-Hexen hatten ihre Gewürzvorräte als Druckmittel benutzt, um die Raumgilde in die Enge zu treiben und sie zur Suche nach drastischen Alternativen zu zwingen. Angesichts des drohenden Todes durch Gewürzentzug drängte die Fraktion der Navigatoren den Tleilaxu-Meister Waff zu größerer Eile bei der Bewältigung seiner Aufgabe. Waff verspürte ebenfalls den Drang, sich zu beeilen, da auch er zu sterben drohte, wenn auch aus anderen Gründen.
Waff wandte der Beobachtungslinse den Rücken zu und schluckte heimlich eine weitere Dosis
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