Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
Wüste ist.« Er schnaufte, dann spielte er mit seinem Ohrring. »Ich sage euch: Er ist verrückt!«
Aliid schürzte skeptisch die Lippen. »Nach den Jahrtausenden unserer Wanderungen, die uns schließlich auf diese Welt führten, die uns zu dem machten, was wir sind – wie könnt ihr einen Mann dafür verachten, dass er vom Paradies träumt?«
Jerath runzelte die Stirn, brachte aber keinen Einwand gegen diesen Punkt vor.
»Vielleicht ist Kynes wirklich verrückt«, sagte Garnah, »aber nur so viel, dass er ein Heiliger ist. Vielleicht ist er gerade so verrückt, dass er die Wortes Gottes auf eine Weise hört, wie wir es nicht können.«
»Das ist eine Frage, die wir in dieser Runde nicht entscheiden können«, sagte Heinar und benutzte zum ersten Mal den Befehlston eines Naibs, um die Diskussion wieder zum Thema zurückzuführen. »Wir sollen nicht über das Wort Gottes urteilen, sondern das Überleben unseres Sietch gewährleisten. Pardot Kynes hat unter uns gelebt und uns genau beobachtet. Er ist verpflichtet, dem Kaiser Bericht zu erstatten, sobald er die Gelegenheit dazu hat. Denkt nur an die Gefahr, in die wir geraten könnten.«
»Aber was ist mit all seinen Reden vom Paradies auf Dune? «, fragte Aliid, der immer noch den Fremden zu verteidigen suchte. »Freies Wasser, durch Gras verankerte Dünen, Gärten voller hoher Dattelpalmen, offene Qanats, die durch die Wüste fließen?«
»Das Gefasel eines Wahnsinnigen, mehr nicht«, brummte Jerath. »Der Mann weiß einfach zu viel – über uns, über die Fremen, über Dune. Mit diesem Wissen dürfen wir ihn nicht am Leben lassen.«
Doch Aliid blieb hartnäckig. »Immerhin hat er einige Harkonnens getötet. Damit hat er uns und dem Sietch eine Wasserschuld auferlegt. Er hat drei Mitgliedern unseres Stammes das Leben gerettet.«
»Seit wann sind wir dem Imperium irgendetwas schuldig?«, fragte Jerath und zupfte wieder an seinem Ohrring.
»Jeder kann einen Harkonnen-Soldaten töten«, setzte Garnah mit einem Achselzucken hinzu und stützte sein Kinn auf die andere Faust. »Ich selbst habe es getan.«
Heinar beugte sich vor. »Also gut, Aliid – was sollen wir von seinem Gerede über das Erblühen dieser Welt halten? Wo ist das viele Wasser, das dazu nötig wäre? Gibt es irgendeine Möglichkeit, dass der Planetologe wirklich erreichen kann, was er behauptet?«
»Habt ihr ihm nicht zugehört?«, erwiderte Garnah mit spöttischer Miene. »Er behauptet, dass genügend Wasser vorhanden ist, viel mehr als die armseligen Mengen, die wir für uns sammeln.«
Jerath hob die Augenbrauen und schnaufte. »Wie? Dieser Mann hält sich seit ein paar Monaten auf unserer Welt auf und hat bereits entdeckt, wo die Schätze zu finden sind, die kein Fremen aus all den vielen Generationen, die in der Wüste gelebt haben, jemals gesehen hat? Vielleicht eine Oase am Äquator? Ha!«
»Immerhin hat er drei unserer Leute gerettet«, insistierte Aliid.
»Ja, drei Dummköpfe, die freiwillig vor die Fäuste der Harkonnens gelaufen sind. Ich fühle mich ihm nicht verpflichtet, weil er ihr Leben verlängert hat. Außerdem hat er ein Crysmesser gesehen. Ihr kennt unser Gesetz: Wer ein solches Messer sieht, muss entweder geläutert oder getötet werden ...« Garnah verstummte.
»Es ist, wie du sagst«, räumte Aliid ein.
»Man weiß von Kynes, dass er häufig allein reist und unzugängliche Regionen erkundet«, sagte Heinar achselzuckend. »Wenn er verschwunden ist, ist er eben verschwunden. Weder die Harkonnens noch der Kaiser werden jemals sein Schicksal aufklären können.«
»Man wird zweifellos von einem Unfall ausgehen. Schließlich ist unsere Welt kein sehr gastlicher Ort«, sagte Garnah.
Jerath lächelte. »Die Harkonnens dürften sogar glücklich darüber sein, wenn sie diesen unbequemen Mann endlich los sind. Wir gehen überhaupt kein Risiko ein, wenn wir ihn töten.«
Schweigen beherrschte eine Weile den staubigen Raum. »Was geschehen muss, muss geschehen«, sagte Heinar und erhob sich vom Ende des Tisches. »Das weiß jeder von uns. Es kann keine andere Antwort geben, keine weitere Diskussion. Unsere vordringlichste Aufgabe ist es, den Sietch zu schützen, ganz gleich, was es kostet, ganz gleich, welche Bürde es unseren Herzen auferlegt.«
Er verschränkte die Arme über der Brust. »Es ist entschieden. Kynes muss sterben.«
28
Zweihundertachtunddreißig Planeten wurden abgesucht, viele nur eingeschränkt bewohnbar. (Siehe Sternenkarten in angehängter
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