Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
Suspensorsesseln, aßen Energieriegel und tranken Ixap-Saft. Und warteten.
Kailea sagte kaum etwas, als hätte sie alle Kraft verloren, sich gegen die Umstände zur Wehr zu setzen. Ihr älterer Bruder versuchte sie aufzuheitern, aber er hatte keinen Erfolg. Sie waren hier völlig isoliert, ohne Nachrichten von draußen, sie wussten nicht, ob Verstärkung eingetroffen war oder ob die Stadt immer noch brannte ...
Kailea hatte sich gesäubert und einen heldenhaften Versuch unternommen, ihre zerfetzte Kleidung wieder in Ordnung zu bringen, worauf sie ihr verändertes Aussehen wie eine Auszeichnung vor sich hertrug. »Diese Woche hätte ich an einem Ball teilnehmen sollen«, sagte sie mit leerer Stimme, als wäre ihr jegliche Emotion abhanden gekommen. »Die Sonnenwende von Dur, eins der größten gesellschaftlichen Ereignisse auf Kaitain. Meine Mutter sagte, ich dürfte hingehen, wenn ich alt genug sei.« Sie warf Leto einen Blick zu und lachte humorlos. »Da ich mich dieses Jahr mit einem angemessenen Mann hätte verloben können, bin ich wohl alt genug, um an einem Fest teilzunehmen. Meinst du nicht auch?«
Sie zupfte an ihrem zerrissenen Spitzenärmel. Leto wusste nicht, was er ihr antworten sollte. Er versuchte sich vorzustellen, was Helena von der Vernius-Tochter halten würde. »Wenn wir auf Caladan sind, werde ich dafür sorgen, dass meine Mutter ein großes Fest gibt, um euch auf unserer Welt willkommen zu heißen. Würde dir das gefallen, Kailea?« Er wusste, dass Lady Helena aufgrund ihrer religiösen Überzeugungen Vorbehalte gegen die zwei ixianischen Kinder hätte, aber in dieser Situation würde sich zweifellos ihr Herz erweichen lassen. Zumindest würde sie sich niemals einen gesellschaftlichen Fehltritt erlauben.
Leto schrak zurück, als Kaileas Augen bei seinem Vorschlag aufblitzten. »Wie? Ich soll mit Fischern an derben Volkstänzen und mit Reisbauern an irgendwelchen Fruchtbarkeitsritualen teilnehmen?« Leto fühlte sich tief von ihren Worten getroffen und glaubte nicht mehr daran, dass er angesichts seiner Herkunft ein angemessener Mann für sie war.
Doch Kailea beruhigte sich wieder und legte die Hand auf Letos Unterarm. »Es tut mir Leid, Leto. Unendlich Leid. Aber ich habe mir so sehr gewünscht, endlich nach Kaitain zu gehen, um den Kaiserpalast und die Wunder des Hofes zu bestaunen.«
Rhombur zog eine verdrießliche Miene. »Elrood hätte es niemals erlaubt – allein aus dem Grund, weil er immer noch zornig auf Mutter ist.«
Kailea stand auf und ging in der kleinen, nach Algen riechenden Kammer umher. »Warum musste sie ihn überhaupt verlassen? Sie hätte doch im Palast bleiben können, um ein Leben im Luxus zu führen – aber stattdessen hat sie sich in diese ... Höhle begeben. Eine Höhle, in der es jetzt von Ungeziefer wimmelt. Wenn Vater sie wirklich lieben würde, hätte er dann von ihr verlangt, so viel zu opfern? Das verstehe ich nicht.«
Leto versuchte sie zu beschwichtigen. »Glaubst du nicht an die Liebe, Kailea? Ich habe beobachtet, wie deine Eltern sich ansehen.«
»Natürlich glaube ich an die Liebe, Leto. Aber ich glaube auch an die Vernunft. Man muss beides gegeneinander abwägen.«
Kailea kehrte ihnen den Rücken zu und suchte in den Unterhaltungsprogrammen nach etwas, mit dem sie sich ablenken konnte. Leto beschloss, das Thema nicht weiter zu verfolgen. Stattdessen wandte er sich mit einem Vorschlag an Rhombur. »Wir sollten die Zeit nutzen, um uns mit der Bedienung des Or-Schiffs vertraut zu machen. Nur für alle Fälle.«
»Kein Bedarf. Ich kann es allein fliegen«, sagte Rhombur.
Nachdem er einen Schluck vom sauren, konservierten Saft genommen hatte, verzog Leto die Lippen. »Aber was ist, wenn du verletzt wirst – oder Schlimmeres passiert? Was machen wir dann?«
»Er hat Recht«, sagte Kailea, ohne den Blick von den Unterhaltungsprogrammen abzuwenden. Ihre Stimme klang erschöpft und zerbrechlich. »Zeig es ihm, Rhombur.«
Er starrte Leto über den Tisch hinweg an. »Nun, du weißt sicher, wie ein Ornithopter funktioniert. Oder ein Shuttle.«
»Ich habe mit zehn Jahren gelernt, einen Thopter zu steuern. Aber die Shuttles, die ich kenne, hatten allesamt Robopiloten.«
»Hirnlose Maschinen, die jedes Mal exakt die gleichen Funktionen ausführen. Ich hasse diese Dinger ... obwohl wir sie selbst herstellen.« Er biss von seinem Energieriegel ab. »Zumindest haben wir sie hergestellt. Bevor die Tleilaxu gekommen sind.« Er hob die Hand über den Kopf und
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