Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
daran, sich zu beschleunigen.
Der Baron hatte eindeutig mehr im Sinn als widerstandslose Kooperation. Sie hatte niemals erwartet, ein leichtes Spiel mit ihm zu haben, vor allem nicht bei diesem zweiten Mal. Die Oberhäupter einiger Kleiner Häuser konnten bezwungen und manipuliert werden, damit hatten die Bene Gesserit keine Schwierigkeiten, aber das Haus Harkonnen war vor einem solchen Schicksal gefeit.
Sie blickte in die stygischen Augen des Barons und setzte ihre Fähigkeiten als Hellseherin ein, war jedoch nicht in der Lage zu erkennen, was er dachte, oder einen Hinweis auf seine Pläne zu erhalten. Mohiam spürte tief im Innern einen Stich der Furcht. Wozu wäre dieser Harkonnen bereit? Wie weit würde er gehen? Der Baron konnte es sich nicht leisten, sich der Forderung der Schwesternschaft zu verweigern, da er genau wusste, welche Informationen die Bene Gesserit gegen ihn verwenden konnten. Oder wäre er bereit, das Risiko einer schweren Bestrafung durch den Imperator einzugehen?
Von gleicher Bedeutung war die Frage, ob er eine Bestrafung durch die Bene Gesserit riskieren würde. Auch das war etwas, das man nicht auf die leichte Schulter nahm.
Unter anderen Voraussetzungen hätte sie vielleicht sogar Gefallen daran gefunden, mit ihm zu spielen, sich dem mentalen und physischen Duell mit einem starken Gegner zu stellen. Er war schlüpfrig und biegsam und würde sich nicht ohne weiteres überwältigen lassen. Aber in diesem Moment hatte sie nur Verachtung für den Baron übrig, der ihr als Zuchtbulle dienen sollte, weil die Schwesternschaft seine Gene benötigte. Sie wusste nicht, warum, oder welche Bedeutung seiner Tochter zukommen sollte, aber wenn Mohiam nach Wallach IX zurückkehrte, ohne ihre Mission erfüllt zu haben, erwartete sie ein schwerer Tadel durch ihre Vorgesetzten.
Sie beschloss, keine Zeit mehr zu vergeuden. Sie setzte ihre gesamten Fähigkeiten der Stimme ein, die sie von den Bene Gesserit gelernt hatte, die Beeinflussung durch Worte und Klänge, denen kein untrainierter Mensch widerstehen konnte, und sagte knapp: »Kooperieren Sie.« Es war ein klarer Befehl, und sie erwartete, dass er ihr gehorchte.
Doch der Baron lächelte nur. Er rührte sich nicht, nur seine Augen blickten zur Seite. Mohiam war so verblüfft über die Wirkungslosigkeit der Stimme und erkannte zu spät, dass der Baron eine ganz andere Falle für sie vorbereitet hatte.
Der Mentat Piter de Vries war längst aus einer versteckten Nische aufgetaucht. Sie drehte sich um und machte sich kampfbereit, aber der Mentat bewegte sich mindestens so schnell wie eine Bene Gesserit.
Der Baron beobachtete das Schauspiel und schien es zu genießen.
De Vries hielt eine primitive, aber wirksame Waffe in der Hand. Der altertümliche Nervenschocker war ein brutales Betäubungsinstrument, das mit hoher Energieleistung arbeitete. Er feuerte eine Ladung ab, bevor sie sich von der Stelle rühren konnte. Die knisternden Wellen schlugen in ihren Körper und schlossen die Verbindung zwischen Geist und Muskeln kurz.
Mohiam stürzte rücklings zu Boden. Sie zuckte und wand sich in schmerzhaften Krämpfen, während auf jedem Quadratzentimeter ihrer Haut imaginäre bissige Ameisen wimmelten.
Ein wunderbarer Effekt, dachte der Baron.
Sie erschlaffte auf dem Steinboden, mit ausgestreckten Armen und Beinen, als wäre sie vom Fuß eines Riesen zertreten worden. Ihr Kopf schlug gegen die harten Steinplatten, und der Aufprall hallte in ihren Ohren nach. Ihre aufgerissenen Augen starrten zur Wölbung der Decke hinauf. Selbst mit äußerster Prana-Bindu-Muskelkontrolle konnte sie sich nicht mehr bewegen.
Schließlich hing das hämische Gesicht des Barons über ihr, als er sich in ihr begrenztes Sichtfeld drängte. Ihre Arme und Beine zitterten unter zufälligen Nervenimpulsen. Sie spürte etwas Warmes und Feuchtes und erkannte, dass sich ihre Blase geleert hatte. Ein dünner Speichelfaden floss von ihren Lippen auf die Wange und näherte sich ihrem Ohrläppchen.
»So, Hexe! «, sagte der Baron. »Die Betäubung wird keinen bleibenden Schaden hinterlassen. Sie werden Ihren Körper schon in etwa zwanzig Minuten wieder unter Kontrolle haben. Zeit genug, um uns gegenseitig etwas besser kennen zu lernen.« Er spazierte lächelnd um sie herum, verließ ihr eingeschränktes Sichtfeld und kehrte wieder zurück.
Er hob die Stimme, damit die elektronischen Tonabnehmer alles an die verborgenen Beobachter übertrugen, und fuhr fort: »Ich weiß, dass Sie
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