Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
nach und nach in seine Einzelteile. Der hallende Lärm und der Gestank nach Chemikalien waren furchtbar. Arbeiteten die Suboiden ständig unter solchen Bedingungen? Wenn dem so war, verstand er allmählich, dass ihre Unzufriedenheit groß genug geworden war, um eine offene Revolte in Betracht zu ziehen. Aber C'tair konnte sich nicht vorstellen, dass es allein auf Betreiben der Arbeiter zu solch gewalttätigen Ausschreitungen gekommen war.
War dies alles ein Teil des Plans des Imperators gewesen? Um das Haus Vernius zu vernichten und den Fortschritt zu unterdrücken? Welche Rolle die Bene Tleilax in diesem Streit um Machtanteile in der Galaxis spielten, konnte C'tair nicht genau sagen. Von allen Völkern waren sie im gesamten Imperium am meisten verhasst. Zweifellos hätte Elrood jedes beliebige der Großen Häuser dafür gewinnen können, die Herrschaft über Ix zu übernehmen, ohne die Ökonomie des Imperiums zu beeinträchtigen. Aus welchem Grund hatte sich der Padischah-Imperator ausgerechnet mit diesen religiösen Fanatikern verbündet? Warum sollte er sich an ihnen die Hände schmutzig machen?
Voller Abscheu beobachtete C'tair andere Veränderungen wie die Umstellung von Produktionsanlagen, während er an der Zerlegung des Heighliners weiterarbeitete. Die neuen Tleilaxu-Herrscher waren emsige kleine Geschöpfe, die ständig auf geheimnisvolle Art umherhuschten, in den größten Gebäuden von Ix undurchschaubare Aktivitäten entfalteten, ehemals frei zugängliche Bereiche abschotteten, Fenster verbarrikadierten, Lähmzäune und Minenfelder anlegten. Um ihre kleinen, dreckigen Geheimnisse zu wahren.
C'tair betrachtete es als seine Mission, so viel wie möglich von diesen Geheimnissen in Erfahrung zu bringen, ganz gleich, welche Mittel notwendig waren und wie viel Zeit es beanspruchen mochte. Die Tleilaxu mussten bekämpft werden ...
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Die grundlegende Frage: Warum existiert Leben?
Die Antwort: Um des Lebens willen.
Anonym,
vermutlich aus dem Zensunni-Umfeld
Zwei Ehrwürdige Mütter standen auf einem baumlosen Hügel, eine alte und eine junge. Die verblassende Sonne Laoujin hinter den Wolken warf lange Schatten ihrer schwarz gewandeten Gestalten auf den Abhang. Im Laufe der Jahrhunderte hatten zahllose andere Ehrwürdige Mütter an derselben Stelle unter derselben Sonne gestanden, um ernste Angelegenheiten ihres jeweiligen Zeitalters zu besprechen.
Wenn die zwei Frauen es wünschten, konnten sie sich durch die Weitergehenden Erinnerungen über diese Krisen der Vergangenheit informieren. Die Ehrwürdige Mutter Anirul Sadow Tonkin unternahm solche Gedankenzeitreisen häufiger als die meisten anderen. Für sie war jede Situation nur ein weiterer kleiner Schritt auf der langen, langen Straße. Im vergangenen Jahr hatte sie ihr bronzefarbenes Haar wachsen lassen, so dass ihr die Locken nun bis zum schmalen Kinn herabreichten.
Am Fuß des Hügels wurde ein Gebäude aus weißem Plastbeton errichtet. Wie Arbeitsbienen waren die Frauen, von denen jede den gesamten Bauplan im Kopf hatte, damit beschäftigt, die schweren Maschinen zu bedienen, um die Dachelemente an den vorgesehenen Platz zu heben. Für die seltenen Besucher von außen sah Wallach IX mit den Bibliotheken und Schulen immer gleich aus, obwohl die Schwesternschaft der Bene Gesserit ihre Welt ständig anpasste, veränderte und wachsen ließ, um zu überleben.
»Sie arbeiten zu langsam. Sie hätten längst fertig sein sollen«, sagte Anirul und rieb sich die Stirn. In letzter Zeit litt sie unter chronischen Kopfschmerzen. So kurz vor Mohiams Niederkunft waren Aniruls Verpflichtungen als Kwisatz-Mutter enorm. »Ist Ihnen klar, dass es nur noch wenige Tage bis zum Geburtstermin sind?«
»Die Schuld kannst du nur dir allein geben, Anirul. Du hast gefordert, dass es keine gewöhnliche Entbindungsstation werden soll«, sagte die Mutter Oberin Harishka ernst. Die Kwisatz-Mutter errötete und wandte den Blick ab. »Jede Schwester weiß, wie wichtig diese Geburt ist. Viele ahnen, dass es nicht nur ein weiteres Kind ist, das im Netz unseres Zuchtprogramms verschwindet. Einige haben sogar vom Kwisatz Haderach gesprochen.«
Anirul schob sich eine lose Haarsträhne hinter das Ohr. »Unvermeidlich. Alle Schwestern kennen unseren Traum, aber nur wenige ahnen, wie nahe er der Verwirklichung gekommen ist.« Sie ordnete ihre Röcke und setzte sich in das weiche Gras der Hügelkuppe. Sie deutete auf die Baustelle, von der die Geräusche der Zimmerarbeiten
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