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Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides

Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides

Titel: Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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sehr wohl!«, widersprach Anirul. Sie errötete und versuchte den Tonfall der Rechtfertigung aus ihrer Stimme zu verdrängen. »Der alte Geburtssaal war einfach nicht mehr zweckmäßig.«
    Die Mutter Oberin erlaubte sich ein gnädiges Lächeln. Sie verstand das Bedürfnis nach einem jungfräulichen Gebäude ohne alte Erinnerungen, ohne Geister der Vergangenheit. »Anirul, durch unsere Missionaria Protectiva manipulieren wir den Aberglauben rückständiger Bevölkerungen ... aber wir selbst sollten eigentlich nicht abergläubisch sein.«
    Anirul beschloss, ihr diese Bemerkung nicht übel zu nehmen. »Ich versichere Ihnen, Mutter Oberin, eine solche Vermutung ist völlig absurd.«
    Die Mandelaugen der älteren Frau glitzerten. »Andere Schwestern sagen, du würdest daran glauben, das ein Fluch auf dem alten Geburtssaal liegt, wodurch die Missbildungen des ersten Kindes hervorgerufen wurden ... und sein mysteriöser Tod.«
    Anirul richtete sich kerzengerade auf. »Jetzt ist kaum der geeignete Zeitpunkt, um über solche Dinge zu diskutieren, Mutter Oberin.« Sie begutachtete die hektischen Vorbereitungen – wie Mohiam auf das Entbindungsbett gelegt wurde, wie Schwestern warme Karthan-Handtücher, Kissen und Medikamente holten. An der Wand stand ein Inkubator mit blinkenden Kontrollen bereit. Erfahrene Hebammen bereiteten sich auf eventuelle Komplikationen vor.
    Mohiam wirkte jetzt völlig gefasst und schien ihre Gedanken nach innen gewandt zu haben und zu meditieren. Doch Anirul fiel auf, wie alt sie aussah, als hätte sie nun die letzten Reste ihrer Jugend verloren.
    Harishka legte ihre sehnige Hand auf Aniruls Unterarm, eine plötzliche und überraschende Geste der Nähe. »Wir alle können zum Opfer urtümlichen Aberglaubens werden, aber wir müssen uns dagegen wehren. Im Augenblick sollte deine einzige Sorge diesem Kind gelten. Die Schwesternschaft braucht eine gesunde Tochter mit einer großen Zukunft.«
    Das medizinische Personal überprüfte die Ausrüstung und bezog rund um Mohiam Aufstellung, die sich auf dem Bett zurücklehnte und tief durchatmete. Ihre Wangen hatten sich durch die Anstrengung bereits gerötet. Zwei der Hebammen brachten sie in die seit Urzeiten übliche Entbindungsposition. Die schwangere Frau summte leise vor sich hin und ließ nur für einen winzigen Moment den Ausdruck der Qual über ihr Gesicht huschen, als sie eine besonders heftige Wehe erlebte.
    Anirul hielt sich abseits, doch ohne das Geschehen aus den Augen zu lassen, und dachte darüber nach, was die Mutter Oberin soeben zu ihr gesagt hatte. Sie hatte tatsächlich heimlich einen Feng-Shui-Meister wegen der alten Entbindungsstation konsultiert. Der runzlige alte Mann mit terrasiatischen Zügen praktizierte eine uralte Zensunni-Lehre, nach der die Architektur, die Möblierung und der Einsatz von Farben und Licht erheblich zum Wohlergehen der Bewohner eines Hauses beitrugen. Mit einem wissenden Nicken hatte er erklärt, dass das alte Gebäude ungünstig platziert war, und Anirul erklärt, was unternommen werden musste. Das war einen Monat vor dem Geburtstermin gewesen, und die Kwisatz-Mutter hatte sich alle Mühe gegeben, keine Zeit zu verlieren.
    Als sie nun sah, wie das Licht nicht von künstlichen Leuchtgloben kam, sondern großzügig aus wirklichen Fenstern und Oberlichtern auf Mohiams Bett fiel, konnte sie sich beruhigen, dass sie nicht aus »Aberglauben« gehandelt hatte. Im Feng Shui ging es darum, sich mit der Natur in Einklang zu bringen und sich seiner Umgebung bewusst zu werden – eine Philosophie, die letztlich gar nicht so weit von der Lehre der Bene Gesserit entfernt war.
    Zuviel hing von dieser Geburt ab. Wenn es ein zusätzliches Risiko gab – sei es auch noch so klein –, wollte Anirul sich nicht vorwerfen müssen, es übersehen zu haben. In ihrer Position hatte sie genügend Einfluss, um den Bau einer neuen Entbindungsstation zu verlangen, die den Empfehlungen des Feng-Shui-Meisters entsprach. Dann hatte sie den alten Mann fortgeschickt und die anderen Schwestern im Glauben gelassen, er wäre lediglich ein Gärtner auf Besuch gewesen.
    Nun rückte sie ein Stück näher an Mohiams Bett heran und betrachtete ihre Patientin. Anirul hoffte, dass der alte Mann Recht behielt. Diese Tochter war ihre letzte Chance.
     
    * * *
     
    Als Mohiam sich ganz darauf konzentrierte, geschah es sehr schnell.
    Das energische Schreien eines Babys erfüllte bald den Saal, und Anirul hob ein makelloses Mädchen empor, so dass die Mutter

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