Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
Thermalbomben in Brand gesetzt. Sie johlten im religiösen Eifer und warfen Steine.
Ein Tleilaxu-Meister auf einem hastig errichteten Podium hatte in die Verstärker gebrüllt: »Wir sind eure neuen Herren, und wir werden dafür sorgen, dass die Produktionsanlagen von Ix im Einklang mit der Großen Konvention betrieben werden.« Die Flammen knisterten, und einige Suboiden jubelten, aber die meisten schienen ihm gar nicht zuzuhören. »Wir müssen den angerichteten Schaden so schnell wie möglich reparieren und wieder zum normalen Betrieb zurückkehren – natürlich unter verbesserten Bedingungen für die Suboiden.«
C'tair hatte sich umgesehen, das brennende Gebäude betrachtet und sich schlecht gefühlt.
»Jede ixianische Technik muss fortan durch eine strenge religiöse Kommission geprüft werden, um ihre Eignung festzustellen. Jedes fragwürdige Technikprodukt wird verschrottet. Niemand wird mehr eure Seelen in Gefahr bringen, indem man euch an ketzerischen Maschinen zu arbeiten zwingt.« Weiterer Jubel, weiteres zerschmettertes Plaz, ein paar Schreie.
C'tair hatte jedoch erkannt, dass diese Übernahme den Tleilaxu enorme Kosten verursachen würde, selbst wenn sie Unterstützung durch das Imperium erhielten. Da Ix einer der größten Wirtschaftsfaktoren des Imperiums gewesen war, konnten es sich die neuen Herrscher nicht leisten, die Produktionskapazitäten auf Dauer einfach herunterzufahren. Die Tleilaxu würden einige der fragwürdigen Produkte, zum Beispiel die reaktiven Kampfmaschinen, öffentlichkeitswirksam vernichten, aber er war sicher, das keins der wirklich gewinnträchtigen Erzeugnisse vom Markt genommen wurde.
Trotz der Versprechungen der neuen Herren hatten die Suboiden wieder ihre alte Arbeit übernehmen müssen – die Aufgabe, für die sie gezüchtet worden waren –, nur dass sie diesmal den Plänen und Anweisungen der Tleilaxu folgen sollten. C'tair erkannte, dass die Fabriken schon bald wieder die Produktion aufnehmen würden, so dass Schiffsladungen voller Solaris in die Kassen der Bene Tleilax zurückflossen, um die Verluste durch dieses teure militärische Abenteuer wettzumachen.
Nun jedoch würden die strenge Geheimhaltung und Sicherheit, die von vielen Generationen der Familie Vernius aufgebaut worden war, gegen das Haus arbeiten. Ix hatte sich noch nie in die Karten blicken lassen, also würde kaum jemand einen Unterschied bemerken. Sobald die zahlenden Kunden wieder beliefert wurden, hätte im Imperium niemand mehr einen Grund, sich genauer für die ixianische Innenpolitik zu interessieren. Auf allen anderen Welten würde man bald vergessen, was hier geschehen war. Die Angelegenheit wurde sauber unter den Teppich gekehrt.
Genau darauf scheinen die Tleilaxu zu bauen, dachte C'tair. Der gesamte Planet Ix – er würde niemals, nicht einmal in Gedanken, den Namen Xuttuh verwenden – wurde als großes Geheimnis vor dem Rest des Imperiums abgeschirmt ... ähnlich wie es die Bene Tleilax schon seit Jahrhunderten mit ihren Heimatwelten machten.
Die neuen Herren schränkten den Reiseverkehr ein und setzten Ausgangssperren mit tödlichem Nachdruck durch. Gestaltwandler stöberten »Verräter« auf, die sich in ähnlichen Räumen wie C'tair versteckten, und exekutierten sie ohne viel Federlesens. Die Unterdrückung schien allgegenwärtig, aber er schwor sich, niemals aufzugeben. Dies war seine Welt, und er wollte für sie kämpfen, auf welche Weise auch immer.
C'tair verriet niemandem seinen Namen und bemühte sich um Unauffälligkeit – aber er lauschte aufmerksam, horchte auf jede geflüsterte Geschichte, jedes Gerücht, und er entwickelte Pläne. Da er nicht wusste, wem er vertrauen konnte, hielt er jeden für einen möglichen Informanten, rechnete ständig mit Gestaltwandlern oder Kollaborateuren. Manchmal waren Informanten sehr leicht durch ihre direkten Fragen zu identifizieren: Wo arbeiten Sie? Wo leben Sie? Was machen Sie auf dieser Straße?
Andere waren jedoch nicht so einfach zu durchschauen, wie zum Beispiel die bucklige alte Frau, mit der er ein Gespräch begonnen hatte. Er hatte sie nur nach dem Weg zu einer Fabrik fragen wollen, die man ihm zugeteilt hatte. Sie hatte nichts Auffälliges oder Besonderes an sich gehabt, außer ihrem Bemühen um einen harmlosen Eindruck ... etwa wie ein Kind, das eine Handgranate in der Hosentasche herumtrug.
»Eine interessante Wortwahl«, hatte sie gesagt, obwohl er sich schon gar nicht mehr an seine genauen Worte erinnern konnte. »Und
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