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Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides

Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides

Titel: Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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gesprochen hatte. Eine seltsame Reaktion für eine Frau, die unter dem Schock der Trauer stand.
    »Bitte hören Sie damit auf!«, sagte Yresk händeringend. »Mylord, ich würde niemals das Haus verraten, dem ich diene.« Er zeigte auf Duncan. »Aber Sie wissen, dass diese Stallratte ein Harkonnen sein muss. Er ist vor gar nicht langer Zeit von Giedi Primus zu uns gekommen.«
    Lady Helena saß stocksteif da, als sie endlich sprach, mit gebrochener Stimme, als hätte sie sie in den vergangenen Tagen kaum benutzt. Sie blickte ihren Sohn herausfordernd an. »Du kennst Yresk seit frühester Kindheit, Leto. Willst du ein Mitglied meines Gefolges anklagen? Mach dich nicht lächerlich.«
    »Noch ist niemand angeklagt worden, Mutter«, sagte Leto mit äußerster Vorsicht. »Bislang wird nur über Möglichkeiten diskutiert.« Als Oberhaupt des Hauses Atreides musste er sich große Mühe geben, sich von seiner Kindheit zu distanzieren, von der Zeit, als er den weißhaarigen Stallmeister aufgeregt gefragt hatte, ob er die Stiere sehen dürfe. Yresk hatte ihm beigebracht, wie man sich vorsichtig bestimmten Tieren näherte und auf älteren Bullen ritt, wie man Knoten machte und Geschirr anlegte.
    Aber das staunende Kind von damals war jetzt der neue Herzog des Hauses Atreides.
    »Wir müssen die Indizien untersuchen, bevor wir Schlussfolgerungen ziehen können.«
    Yresk wurde sichtlich von widerstrebenden Gefühlen bewegt, und plötzlich hatte Leto Angst vor dem, was der Stallmeister sagen mochte. Wenn er in die Enge gedrängt wurde und um sein Leben fürchtete, würde er dann Helena hineinziehen? Die Wachen im Saal verfolgten aufmerksam die Gespräche. Kailea beobachtete alles mit wachem Verstand. Andere würden zweifellos alles weitertragen, was hier geäußert wurde. Der Skandal würde ganz Caladan erschüttern, vielleicht sogar den Landsraad.
    Selbst wenn seine Mutter den Zwischenfall während des Stierkampfes initiiert hatte, selbst wenn Yresk auf Befehl gehandelt hatte – oder weil er bestochen oder irgendwie erpresst worden war –, wollte Leto um jeden Preis vermeiden, dass der Mann hier und jetzt ein Geständnis ablegte. Er wollte die Wahrheit erfahren, aber unter vier Augen. Wenn bekannt wurde, dass Lady Helena für den Tod des alten Herzogs verantwortlich war, würde diese Enthüllung das Haus Atreides zerreißen. Seine Autorität als Herzog würde einen nicht wieder gutzumachenden Schaden erleiden ... und ihm bliebe keine andere Wahl, als das härteste Urteil über seine eigene Mutter zu sprechen.
    Er erschauderte, als er an das Drama um Agamemnon und an den Fluch des Atreus dachte, der seine Familie seit dem Morgengrauen der Geschichte verfolgt hatte. Er atmete tief durch, weil er jetzt stark sein musste.
    »Tu, was du tun musst, mein Junge«, hatte sein Vater gesagt. »Dann kann dir niemand einen Vorwurf machen, solange du die richtigen Entscheidungen triffst.«
    Aber was war jetzt die richtige Entscheidung?
    Helena stand auf und sprach im vernünftigen Tonfall einer Mutter zu Leto. »Der Tod meines Gatten war kein Verrat – sondern eine Strafe Gottes.« Sie deutete auf Rhombur und Kailea, die die Vorgänge wie betäubt verfolgten. »Mein geliebter Herzog wurde wegen seiner Freundschaft zum Haus Vernius bestraft, weil er erlaubt hat, dass diese Kinder in unserer Burg leben. Ihre Familie hat die Gebote verletzt, und Paulus hat sie trotzdem willkommen geheißen. Mein Gatte starb durch seinen Stolz – nicht durch einen Stallmeister. So einfach ist das.«
    »Ich habe jetzt genug gehört, Mutter«, sagte Leto.
    Helena warf ihm einen empörten, vernichtenden Blick zu, als wäre er ein dummes Kind. »Ich habe noch nicht zu Ende gesprochen. Die Aufgaben eines Herzog umfassen so viele Dinge, die du noch gar nicht verstehen kannst ...«
    Leto blieb sitzen und legte alle Autorität, die er aufzubringen imstande war, in seine Stimme und Haltung. »Ich bin der Herzog, Mutter, und du wirst jetzt schweigen, sonst lasse ich dich gewaltsam von den Wachen aus diesem Saal entfernen und in einen Turm sperren.«
    Helena erblasste, und ihre Augen blickten rastlos, als sie versuchte, angesichts dieses Schocks nicht die Beherrschung zu verlieren. Sie konnte nicht fassen, dass ihr eigener Sohn so etwas zu ihr gesagt hatte. Aber sie war klug genug, ihn nicht weiter zu reizen. Wie üblich bemühte sie sich, den äußeren Anschein zu wahren. Einen ähnlichen Ausdruck hatte sie des Öfteren im Gesicht des alten Herzogs bemerkt, so dass sie

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