Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
hatten C'tair und sein Bruder größten Wert darauf gelegt, sich ordentlich herauszuputzen, schicke Kleidung zu tragen und sich zu parfümieren.
Er genehmigte sich einen Augenblick, um zu bedauern, wozu die Tleilaxu ihn gemacht hatten ... und dann fragte er sich, ob sich auch Kailea durch ihre zweifellos schlimmen Erfahrungen verändert hatte. Ihm wurde klar, dass er nicht einmal wusste, ob sie überhaupt noch am Leben war. C'tair schluckte.
Aber er würde auf keinen Fall lange genug überleben, wenn er nicht die Hinweise auf sein Verbrechen beseitigte und schnell wieder in seinem Versteck verschwand.
Der Tleilaxu war erstaunlich schwer für seine Größe – offenbar besaß er einen kräftigen Knochenbau. Er warf den grauhäutigen Körper in einen Nullentropie-Behälter. Nun würde eher die Sonne am ixianischen Himmel erlöschen als die Verwesung der Leiche einsetzen.
Nachdem er sich gesäubert und die Kleidung gewechselt hatte, machte sich C'tair an seine eigentliche Arbeit. Er nahm sich den erbeuteten Scanner vor, um ihn gründlich zu untersuchen.
Es war recht einfach, sich eine erste Vorstellung zu verschaffen, wie das Gerät funktionierte. Die Bedienungselemente waren denkbar simpel: ein schwarzes Schaltfeld und ein gelber Bildschirm, der Maschinen und technische Elemente identifizierte. Für die Beschriftung war die Codesprache der Tleilaxu verwendet worden, die er ohne Schwierigkeiten entzifferte, indem er die Worte in einen Entschlüssler sprach, den er während der ersten chaotischen Tage nach der Invasion in sein Versteck geschmuggelt hatte.
Das Innenleben des Scanners zu verstehen, stellte ein wesentlich schwierigeres Problem dar. C'tair musste mit äußerster Vorsicht zu Werke gehen, da das Gerät möglicherweise gegen unbefugte Manipulationen geschützt war. Es könnte zu einem unbrauchbaren Klumpen zerschmelzen, wenn es unbedacht geöffnet wurde. Er getraute sich nicht, es mit Werkzeugen zu bearbeiten und das Gehäuse aufzubrechen. Er durfte nur passive Methoden einsetzen.
Er wünschte sich, der Geist des alten Rogo würde noch einmal erscheinen, um ihm wertvolle Ratschläge zu erteilen. C'tair fühlte sich ziemlich einsam in diesem Schlupfloch, und zeitweise musste er gegen die Versuchung ankämpfen, in Selbstmitleid zu verfallen. Er gewann immer wieder Kraft aus der Erkenntnis, dass er etwas sehr Wichtiges tat. Die Zukunft von Ix mochte entscheidend davon abhängen, welche seiner heimlichen Aktionen erfolgreich verliefen.
Er musste überleben und sein Versteck beschützen, da er hier den wichtigen transdimensionalen Sender aufbewahrte. Irgendwann fand er vielleicht sogar eine Möglichkeit, die überlebenden Mitglieder des Hauses Vernius aufzuspüren und ihnen lebenswichtige Ratschläge zu erteilen. Vielleicht war er der einzige Überlebende, der seine geliebte Heimatwelt befreien konnte.
Und wenn der abgeschirmte Raum weiterhin ein sicheres Versteck sein sollte, musste er diesen verdammten Tleilaxu-Scanner durchschauen ...
Nach mehreren Tagen fruchtloser Bemühungen setzte er schließlich ein akustisches Peilungsgerät ein, in der Hoffnung, anhand des Resonanzmusters Hinweise auf den inneren Aufbau des Geräts zu erhalten. Zu seiner Überraschung klickte plötzlich etwas. Er stellte den Scanner auf die Werkbank und wich zurück. Als er dann vorsichtig zurückkehrte, um das Gerät aus der Nähe zu betrachten, stellte er fest, dass sich an der Seite eine Naht geöffnet hatte. Er fasste das Gerät beiderseits der Naht und zog behutsam.
Das Gehäuse ließ sich öffnen, ohne dass es zu einer Explosion oder Zerschmelzung kam. Vor seinen entzückten Augen breitete sich nicht nur das Innenleben der Einheit aus, sondern außerdem ein Holoprojektor, der ein Einführungsprogramm abspielte: In der Luft hing ein freundlicher Holo-Mann, der bereit war, dem Unwissenden alles über diesen Scanner zu verraten.
Das hilfreiche Programm hatte keine Probleme damit, auch einem möglichen Konkurrenten oder Industriespion die Funktionsweise der Einheit zu erklären, da sie auf den seltenen und kostbaren »richesischen Spiegeln« basierte, die bislang noch niemand hatte nachbauen können. Diese Spiegel bestanden aus unbekannten Mineralien und Polymeren, die mutmaßlich in Form ineinander greifender Prismen angeordnet waren.
Als C'tair den Scanner untersucht hatte, musste er widerstrebend die Konstruktion bewundern, und zum ersten Mal hegte er den Verdacht, dass Richese in die Intrige gegen Ix verwickelt sein
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