Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
haben?«
»Hmm-ääh, ich werde mich nicht mit dir streiten, Shaddam. Das wäre unproduktiv. Aber die Risiken waren dir von Anfang an bekannt, genauso wie der enorme Profit. Bitte hab Geduld.«
»Geduld? In diesem Moment gibt es für uns zwei klar unterscheidbare Möglichkeiten.« Shaddam bestieg wieder das Kristallpodium und setzte sich wie ein kauernder Raubvogel auf den Thron. »Wie du sagtest: Entweder werde ich gekrönt, und wir beide erreichen gemeinsam den Gipfel der Macht – oder wir gehen gemeinsam unter ... ins Exil oder in den Tod.« Er stieß den Atem mit einem leisen Pfeifen aus. »Und jetzt schweben wir beide in Todesgefahr, nur wegen deines verfluchten Gewürz-Plans.«
Nun griff Fenring nach dem letzten Strohhalm, während seine Augen hektisch hin und her huschten, als würde er nach einem Fluchtweg suchen. »Du hast eine besorgniserregende Neuigkeit erfahren. Ich spüre es. Sag mir, was geschehen ist.« Im Palast oder in der Hauptstadt ereigneten sich nur wenige Dinge, ohne dass Fenring sofort davon erfuhr.
Shaddam verschränkte die langen Finger seiner Hände. Fenring errötete und beugte sich vor, während seine Augen vor Neugier noch größer wurden. Der Kronprinz seufzte resigniert. »Die Tleilaxu haben zwei Assassinen in Leto Atreides' Zelle geschickt, um ihn zu töten.«
Fenrings Herz machte einen Satz, obwohl er sich noch gar nicht sicher war, ob es sich um eine gute oder schlechte Neuigkeit handelte. »Und hatten sie Erfolg?«
»Nein ... nein. Unserem jungen Herzog ist es irgendwie gelungen, eine Waffe in die Zelle zu schmuggeln, so dass er sich verteidigen konnte. Trotzdem macht mir dieser Vorfall große Sorgen.«
Fenring ging in die Hocke und schüttelte verwundert den Kopf. »Das ist unmöglich. Ich dachte, du hättest bereits mit unserem Tleilaxu-Kontaktmann gesprochen und ihm unzweideutig klar gemacht ...«
»Das habe ich«, entgegnete Shaddam. »Aber offensichtlich bist du nicht der Einzige, der meine Befehle ignoriert. Entweder hat sich Ajidica nicht an meine Anweisungen gehalten, oder er hat seine eigenen Leute nicht im Griff.«
Fenring knurrte leise. Er war froh, dass er den Zorn des Kronprinzen auf ein anderes Ziel lenken konnte. »Wir müssen auf ähnliche Weise zurückschlagen. Hidar Fen Ajidica soll am eigenen Leibe spüren, dass er den Befehlen seines Imperators zu gehorchen hat. Andernfalls wird er die unangenehmen Folgen tragen müssen.«
Shaddam sah ihn an, aber seine Augen wirkten erschöpft und nicht mehr so warm und entgegenkommend wie einst. »Du weißt genau, was zu tun ist, Hasimir.«
Fenring ergriff die Gelegenheit, die Gnade des Kronprinzen zurückzugewinnen. »Jederzeit, Herr.« Dann huschte er durch den großen Empfangssaal davon.
Shaddam ging wieder vor dem Kristallthron auf und ab, um sich zu beruhigen und seine Gedanken zu ordnen. Kurz bevor Fenring den Ausgang erreichte, rief er ihm nach: »Unser Problem ist noch nicht geklärt, Hasimir. Einige Dinge müssen anders werden, wenn ich zum Imperator gekrönt wurde.«
»Ja, Herr. Ihr müsst ... hmm-hmm ... tun, was Ihr für richtig haltet.« Mit einer tiefen Verbeugung zog sich Fenring aus dem Audienzsaal zurück, erleichtert, mit dem Leben davongekommen zu sein.
75
Wenn eine notwendige Aufgabe erledigt werden muss, gibt es immer verschiedene Möglichkeiten. Hauptsache, die Aufgabe wird erledigt.
Graf Hasimir Fenring,
Depeschen von Arrakis
Der Tleilaxu-Pilot, der den Angriff in der Ladebucht des Heighliners überlebt hatte, war ein wichtiger Zeuge für den Prozess und durfte daher Kaitain nicht verlassen. Er war kein Gefangener und konnte sich nicht über schlechte Behandlung beklagen, aber niemand war besonders begierig darauf, sich in seiner Nähe aufzuhalten. Die Bene Tleilax hatten nicht einmal seinen Namen bekannt gegeben. Er wollte nur möglichst bald in sein Schiff zurückkehren und sich wieder an seine Arbeit machen.
Doch aufgrund der vielen Gäste, die zu Shaddams bevorstehender Krönungszeremonie und der kaiserlichen Hochzeit eintrafen, wurde es immer schwieriger, eine Unterkunft zu finden. Shaddams Protokollminister war es ein Vergnügen gewesen, dem Mann leider nur ein winziges und schlichtes Zimmer anbieten zu können.
Doch zur Verärgerung des Protokollministers schien der Tleilaxu-Pilot überhaupt nicht von dieser Unannehmlichkeit berührt zu sein. Er beklagte sich kein einziges Mal, während er wartete und sich nur deshalb aufregte, weil er endlich dazu beitragen
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