Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
glaubst oder nicht, ich bin durchaus in der Lage, eigene Entscheidungen zu treffen.«
»Ich habe niemals an deiner Intelligenz gezweifelt, mein Freund.« Fenrings übergroßer Kopf wackelte gefährlich auf dem dünnen Hals. »Aufgrund deiner Stellung im Haus Corrino war deine Zukunft von Anfang an gesichert, aber ich musste meine Position Schritt um Schritt erkämpfen. Ich möchte deine rechte Hand und dein Vertrauter sein.«
Shaddam beugte sich auf dem massiven Kristallthron vor, der das Licht der Leuchtgloben wie glühende Funken in den Raum zurückwarf. »Ja, sicher. Du dachtest, du könntest zur grauen Eminenz werden und mich als Marionette benutzen, nicht wahr?«
»Als Marionette? Auf gar keinen Fall.« Fenring wich einen weiteren Schritt zurück. Shaddam war besorgniserregend labil geworden, und Fenring hatte keine Ahnung, wie er in diesen unberechenbaren Zustand geraten war. Er weiß etwas, das ich nicht weiß. Shaddam hatte noch nie zuvor die Aktionen seines Freundes infrage gestellt, hatte sich noch nie für Einzelheiten interessiert. »Hmm-hmm ... ich habe stets nur daran gedacht, wie ich dir am besten helfen kann, zu einem großen Herrscher zu werden.«
Shaddam erhob sich mit würdevoller Langsamkeit und blickte auf den wieselgesichtigen Mann herab, der nun am Fuß des Podiums stand. Fenring beschloss, nicht noch weiter zurückzuweichen. Was weiß er? Was hat er erfahren?
»Ich würde niemals etwas tun, das dir schaden könnte, alter Freund. Wir ... äääh ... kennen uns doch schon viel zu lange. Wir haben sogar viel zu viel gemeinsam vergossenes Blut an den Händen.« Er legte nach imperialer Sitte eine Hand aufs Herz. »Ich weiß genau, wie du denkst und wo sich deine ... Grenzen befinden, hmm-ääh? Du bist sogar außergewöhnlich klug. Das Problem ist nur, dass du dich manchmal nicht durchringen kannst, schwierige, aber notwendige Entscheidungen zu treffen.«
Shaddam stieg vom Goldenen Löwenthron herab und ging auf dem Boden aus polierten Steinen von einer Million Welten des Imperiums auf und ab. »Genau jetzt stehe ich vor einer sehr schwierigen Entscheidung, Hasimir, und sie betrifft deine Dienste und die Frage, ob du mir in Zukunft noch von Nutzen sein wirst.«
Fenring wartete besorgt ab, welche unklugen Ideen dem Kronprinzen in den Sinn gekommen sein mochten. Aber er wagte es nicht, mit ihm zu streiten.
»Merk dir, dass ich dir diesen ärgerlichen Fehltritt nicht vergessen werde. Wenn diese Bestechungsintrige auf uns zurückfällt, wird dein Kopf rollen. Ich hätte keine Skrupel, einen Hinrichtungsbefehl wegen Verrats zu unterschreiben.«
Fenring erbleichte. Der erschrockene Ausdruck auf seinem schmalen Gesicht bereitete dem Kronprinzen ein nicht unerhebliches Vergnügen. Fenring erkannte, dass Shaddam in seiner gegenwärtigen Stimmung durchaus in der Lage sein mochte, einen solchen Befehl zu erteilen.
Er biss die Zähne zusammen und beschloss, diesem Unsinn unverzüglich ein Ende zu bereiten. »Was ich dir über unsere Freundschaft gesagt habe, ist die Wahrheit, Shaddam.« Er achtete sorgfältig auf die Wahl seiner Worte. »Aber ich wäre ein Trottel, wenn ich nicht gewisse Vorkehrungen getroffen hätte, durch die deine Beteiligung an verschiedenen ... hmm-hmm ... sagen wir mal ... Abenteuern bekannt würde. Wenn mir etwas zustößt, wird alles an die Öffentlichkeit gelangen: wie dein Vater wirklich starb, die Forschungen zur künstlichen Gewürzherstellung auf Ix, selbst die Ermordung Fafnirs. Wenn ich deinen Bruder nicht vergiftet hätte, würde er jetzt zum Imperator gekrönt werden und nicht du. Wir sitzen im selben Boot, du und ich. Entweder wir rudern gemeinsam ... oder wir gehen gemeinsam unter.«
Shaddam schien keineswegs von dieser Erwiderung überrascht zu sein. »Ja, sicher. Genau, wie ich erwartet habe, Hasimir. Du hast mich stets davor gewarnt, nicht so zu handeln, wie man es von mir erwartet.«
Fenring hatte zumindest den Anstand, eine beschämte Miene aufzusetzen. Und den Mund zu halten.
»Du warst es, der mich überhaupt zu dieser gefährlichen Intrige überredet hat. Und wer weiß, ob wir jemals einen Gewinn aus unseren gewagten Investitionen auf Ix ziehen werden?« Shaddams Augen schienen Feuer zu versprühen. »Synthetisches Gewürz, also wirklich! Ich wünschte, ich hätte mich niemals auf die Tleilaxu eingelassen! Und jetzt muss ich die unangenehmen Folgen über mich ergehen lassen. Siehst du wenigstens ein, wohin uns deine Intrigen geführt
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