Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
der Raumgilde und der mächtigen MAFEA. Die Währung der hohen Politik. Die Schwesternschaft verfügte über ein hervorragendes Geschick, die Schwächen ihrer potenziellen Feinde ausfindig zu machen.
Dem Baron gefiel keine der beiden Alternativen, mit denen sie ihn konfrontierte, aber er konnte nichts dagegen tun. Diese Hexe konnte ihn mit einem Wort vernichten und ihn schließlich trotzdem zwingen, ihr sein Genmaterial zu überlassen.
»Um es für Sie einfacher zu machen, kann ich die Fähigkeit der Beherrschung meiner Körperfunktionen einsetzen«, sagte Mohiam sachlich. »Ich kann ovulieren, wenn ich es will, und Ihnen damit gewährleisten, dass dieser unangenehme Vorgang nicht wiederholt werden muss. Ein einziger Kontakt mit Ihnen führt garantiert zur Geburt eines weiblichen Kindes. Sie müssen sich also nie wieder Sorgen wegen dieser Angelegenheit machen.«
Die Bene Gesserit verfolgten ständig mehrere Pläne, die kompliziert ineinander verschachtelt schienen, so dass man sich niemals auf den oberflächlichen Anschein verlassen konnte. Der Baron runzelte die Stirn und dachte über die Möglichkeiten nach. Was war, wenn die Hexen – obwohl Mohiam es abgestritten hatte – mit dieser Tochter doch den Plan verfolgten, einen illegitimen Erben hervorzubringen, um in der nächsten Generation Anspruch auf das Haus Harkonnen zu erheben? Das war absurd. Für diesen Posten zog er sich bereits Rabban heran, und niemand würde es wagen, seinen Anspruch infrage zu stellen.
»Ich ...« Er suchte nach Worten. »Ich brauche etwas Zeit, um darüber nachzudenken und mich mit meinen Beratern abzusprechen.«
Die Ehrwürdige Mutter Mohiam hätte beinahe die Augen verdreht, aber sie gestattete ihm den Aufschub. Mit einer flüchtigen Geste entließ sie ihn, warf ein blutverschmiertes Handtuch vom Diwan und ließ sich darauf nieder, um es sich für die Wartezeit bequem zu machen.
Trotz seiner verachtenswerten Persönlichkeit war Wladimir Harkonnen ein attraktiver Mann mit ansehnlichem Körperbau und ansprechenden Zügen: rötliches Haar, schwere Lippen, spitzer Haaransatz. Doch die Bene Gesserit impften all ihren Schwestern ein, dass der Geschlechtsverkehr lediglich ein Mittel zur Manipulation von Männern und zur Erzeugung von Nachkommen war, die das genetische Netzwerk der Schwesternschaft stärken sollten. Mohiam hatte niemals erwartet, dabei Vergnügen zu empfinden – unabhängig von ihren Anweisungen. Dennoch bereitete es ihr Vergnügen, den Baron in ihrer Gewalt zu haben, ihn zwingen zu können, ihr gefügig zu sein.
Die Ehrwürdige Mutter lehnte sich zurück, schloss die Augen und konzentrierte sich auf den Fluss der Hormone in ihrem Körper, auf ihren Fortpflanzungsapparat ... und machte sich bereit.
Denn sie wusste genau, wie die Antwort des Barons lauten musste.
* * *
»Piter!« Der Baron eilte durch die Gänge. »Wo ist mein Mentat?«
De Vries kam aus einem angrenzenden Zimmer, wo er versucht hatte, das Privatgemach des Barons auszuspionieren.
»Ich bin hier, Baron«, sagte er, dann nahm er einen Schluck aus einem kleinen Fläschchen. Der Sapho-Saft aktivierte sein Gehirn, feuerte seine Neuronen an und schärfte seine mentalen Fähigkeiten. »Was hat die Hexe gewollt? Was will sie von Ihnen?«
Der Baron wirbelte herum, als er plötzlich ein angemessenes Ziel für seinen Zorn fand. »Sie will, dass ich sie schwängere! Die Sau!«
Sie schwängern? dachte de Vries und speiste die Information in seine Mentatendatenbank ein. Mit Hypergeschwindigkeit evaluierte er das Problem.
»Sie will eine Tochter von mir zur Welt bringen! Kannst du das fassen? Außerdem wissen die Hexen über meine Gewürzvorräte Bescheid!«
De Vries befand sich im Mentatenmodus. Faktum: Der Baron würde niemals auf andere Weise Kinder zeugen. Er verabscheut Frauen. Außerdem ist er politisch viel zu vorsichtig, um seinen Samen wahllos zu verstreuen.
Faktum: Die Bene Gesserit haben ein großes genetisches Archiv auf Wallach IX angelegt, sie verfolgen zahlreiche Zuchtprogramme, deren Resultate ungewiss sind. Was könnten die Hexen mit einem Kind vom Baron – warum eine Tochter und kein Sohn? – bezwecken?
Gibt es irgendeinen Makel – oder einen Vorzug – in den Harkonnen-Genen, den sie auf irgendeine Weise ausnutzen möchten? Haben sie sich nur dafür entschieden, weil sie es als die demütigendste Bestrafung für den Baron betrachten? Wenn ja, wodurch hat der Baron den Zorn der Schwesternschaft erregt?
»Schon der Gedanke,
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