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Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen

Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen

Titel: Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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auszuspionieren.
    Aber er musste das Gebäude finden, in dem Bheth offensichtlich festgehalten wurde. Gurney versteckte sich und wartete ab, beobachtete das Militärlager und versuchte seinen Plan zu verfeinern. Er hatte nur wenige Alternativen.
    Trotzdem würde er sich dadurch nicht entmutigen lassen.
     
    * * *
     
    Ein Mann von niederem Stand und ohne Ausbildung hatte keine Chance, sich als jemand auszugeben, der hier zu Hause war, also konnte sich Gurney nicht auf dem normalen Weg ins Freudenhaus einschleusen. Stattdessen entschied er sich für einen gewagten Überfall. Er schnappte sich ein Metallrohr, das er in einem Abfallhaufen entdeckt hatte, und hielt sein Erntemesser in der anderen Hand. Da er nicht heimlich vorgehen konnte, musste er schnell handeln.
    Er stürmte durch eine Seitentür des Freudenhauses und lief zum Verwalter, einem verkrüppelten alten Mann, der im Eingangsbereich an einen Stuhl gekettet war. »Wo ist Bheth?«, brüllte der Eindringling und war überrascht, als er nach so langer Zeit wieder seine eigene Stimme hörte. Er hielt dem alten Mann die Messerspitze an die sehnige Kehle. »Bheth Halleck, wo ist sie?«
    Gurney wurde einen Moment lang schwindlig. Was war, wenn sich in den Freudenhäusern der Harkonnens niemand um die Namen der Frauen scherte? Zitternd sah der alte Mann die Narben in Gurneys Gesicht und die Mordlust in seinen funkelnden Augen. »Zimmer einundzwanzig«, sagte er krächzend.
    Gurney zerrte den Verwalter mitsamt Stuhl in ein kleines Nebenzimmer und sperrte ihn dort ein. Dann hetzte er durch den Korridor.
    Ein paar missmutige Kunden, einige unvollständig mit Harkonnen-Uniformen bekleidet, starrten ihm nach. Er hörte Schreie und dumpfe Schläge hinter verschlossenen Türen, aber er hatte keine Zeit, sich um mögliche Gräueltaten zu kümmern. Seine Gedanken waren nur auf ein Ziel konzentriert: Zimmer einundzwanzig. Bheth.
    Sein Sichtfeld zog sich zu einem schmalen Tunnel zusammen, bis er die Tür gefunden hatte. Durch sein dreistes Vorgehen hatte er etwas Zeit gewonnen, aber es würde nicht mehr lange dauern, bis Soldaten der Harkonnens eintrafen. Er wusste nicht, wie schnell es ihm gelingen würde, Bheth von hier fort und in ein Versteck zu schaffen. Sie konnten gemeinsam fortlaufen und sich in die Wildnis flüchten. Aber er hatte keine Ahnung, wie es danach weitergehen sollte.
    Er konnte nicht mehr nachdenken. Er wusste nur noch, dass er es um jeden Preis versuchen musste.
    Die Nummer war in Galach-Ziffern in den Türsturz geritzt. Von drinnen hörte er ein Poltern. Gurney nahm Anlauf und rammte die Tür mit der Schulter. Die Scharniere brachen, und das Türblatt knallte laut auf den Boden.
    »Bheth!« Mit wildem Gebrüll stürmte er ins schwach beleuchtete Zimmer, das Messer in der einen, das Metallrohr in der anderen Hand.
    Sie antwortete ihm vom Bett mit einem erstickten Schrei, dann sah er, dass sie mit dünnen Drähten gefesselt war. Ihre Brüste und ihr Unterkörper waren wie in Kriegsbemalung mit schwarzem Öl beschmiert, und zwei nackte Harkonnen-Soldaten fuhren wie erschrockene Schlangen von ihrem Tun auf. Beide Männer hielten seltsame geformte Werkzeuge in den Händen, von denen eins funkensprühend knisterte.
    Gurney wollte sich gar nicht vorstellen, welchen Aktivitäten sie sich hingegeben hatten. Die ganze Zeit über hatte er sich gezwungen, nicht über die sadistischen Foltern nachzudenken, die Bheth täglich erdulden musste. Sein Gebrüll erstarb in seiner Kehle, als er sie sah. Der Schock ließ ihn erstarren. Der Anblick der Erniedrigung, der Spuren, die die vergangenen vier Jahre an seiner Schwester hinterlassen hatten, verurteilten seinen Rettungsversuch zum Scheitern.
    Er zögerte nur einen kurzen Moment, in dem er mit offenem Mund dastand. Bheth hatte sich so sehr verändert, ihr Gesicht war verhärmt und gealtert, ihr Körper abgemagert und voller blauer Flecken. Sie war ganz anders als das zarte siebzehnjährige Mädchen, das er zuletzt gesehen hatte. Einen Sekundenbruchteil lang stand Gurney wie gelähmt da, als seine Wut im Angesicht der schrecklichen Wirklichkeit verpuffte.
    Die Harkonnens benötigen nicht mehr als diesen Augenblick, um vom Bett zu springen und sich auf ihn zu stürzen.
    Selbst ohne ihre Panzerhandschuhe, Stiefel und Rüstungen gelang es den Männern, ihn niederzuschlagen. Sie wussten genau, auf welche Stellen sie zielen mussten. Einer der beiden stieß ihm ein elektrisch knisterndes Gerät gegen die Kehle, dann war seine

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