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Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen

Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen

Titel: Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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letztlich dieselbe Realität zugrunde liegt. Sie funktionieren nach dem Prinzip der Synchronizität. Dinge geschehen gleichzeitig und verhalten sich, als wären sie ein und dasselbe – obwohl sie als getrennt betrachtet werden können.
    Medizinisches Handbuch der Ginaz-Schule
     
     
    An einem verregneten Spätvormittag wartete Duncan Idaho wieder einmal zusammen mit seinen Schulkameraden auf einem Trainingsplatz auf einer weiteren Insel der weit verstreuten Schule. Aus den erdrückenden tropischen Wolken fielen warme Tropfen. Hier schien es ständig zu regnen.
    Der Schwertmeister trug weite Khakihosen und war fett und verschwitzt. Er hatte sich ein rotes Tuch als Stirnband um den gewaltigen Kopf geschlungen. Sein mahagonifarbenes Haar stand in regenfeuchten Spitzen in die Höhe. Seine Augen verschossen erbarmungslose kleine Pfeile und waren von so dunklem Braun, dass die Iris kaum von der Pupille zu unterscheiden war. Er sprach mit feiner, heller Stimme, die aus einer Stimmbox unter den gewaltigen Hängebacken drang.
    Doch wenn sich Schwertmeister Rivvy Dinari bewegte, geschah es mit der Anmut und Schnelligkeit eines Raubtiers, das seine Beute anspringt. Duncan erkannte keine Spur von Jovialität an diesem Mann und wusste genau, dass er ihn nicht unterschätzen durfte. Seine Pummeligkeit war eine sorgsam kultivierte Täuschung. »Ich bin hier eine Legende«, hatte der stämmige Lehrer gesagt, »und ihr werdet bald erfahren, warum.«
    In der zweiten vierjährigen Ausbildungsphase war die Zahl der Ginaz-Schüler nur noch halb so groß wie am ersten Tag, als Duncan eine schwere Rüstung hatte tragen müssen. Die gnadenlose Ausbildung hatte sogar ein paar Todesopfer gefordert, aber die meisten hatten irgendwann aufgegeben und waren abgereist. »Nur die Besten können zu Schwertmeistern werden«, sagten die Lehrer, als wären damit alle Widrigkeiten gerechtfertigt.
    Duncan besiegte seine Mitschüler immer wieder im Kampf oder bei den Denkübungen, die für künftige Strategen und Taktiker so wichtig waren. Bevor er Caladan verlassen hatte, war er einer der besten jungen Kämpfer im Dienst des Hauses Atreides gewesen, aber er hatte sich niemals vorstellen können, wie wenig er noch wusste.
    »Kämpfer werden nicht durch Zärtlichkeiten geformt«, hatte Schwertmeister Mord Cour eines Nachmittags vor langer Zeit getönt. »Kämpfer werden in wirklichen Kämpfen geformt, durch extreme Herausforderungen, die sie zwingen, bis an ihre Grenzen zu gehen.«
    Einige der gelehrten Schwertmeister hatten tagelang über Militärtaktik, die Geschichte der Kriegsführung und sogar Philosophie und Politik doziert. Sie brillierten mit den Mitteln der Rhetorik statt dem Schwert. Andere waren Ingenieure und Ausrüstungsspezialisten, von denen Duncan gelernt hatte, jede Art von Waffe auseinander zu nehmen und wieder zusammenzubauen und aus den einfachsten Gegenständen tödliche Dinge herzustellen. Er erfuhr, wie Schilde benutzt und repariert wurden, wie großmaßstäbliche Verteidigungsanlagen konzipiert wurden und wie man Schlachtpläne für militärische Konflikte entwarf.
    Jetzt prasselte der Regen unerbittlich auf den Strand, die Felsen und die Schüler herab. Rivvy Dinari schien das Wetter überhaupt nicht zur Kenntnis zu nehmen. »In den nächsten sechs Monaten werdet ihr den Kriegercodex der Samurai und ihre grundlegende Philosophie des bushido auswendig lernen. Falls ihr beschließt, glatte Steine zu sein, werde ich das tosende Wasser sein. Ich werde euren Widerstand abschleifen, bis ihr alles gelernt habt, was ich euch beibringen kann.« Sein durchdringender Blick ruckte wie eine Stakkatosalve hin und her, sodass es schien, als würde er jeden Schüler einzeln ansprechen. Ein Regentropfen hing an seiner Nase, bis er herunterfiel und der nächste seinen Platz einnahm.
    »Ihr müsst lernen, was Ehre ist, sonst habt ihr es nicht verdient, irgendetwas zu lernen.«
    Der stets schlecht gelaunte Adelsspross Trin Kronos ließ sich nicht einschüchtern und unterbrach den korpulenten Lehrer. »Mit Ehre gewinnt man keinen Kampf, solange nicht alle Kampfparteien übereinkommen, sich an dieselben Bedingungen zu halten. Wenn Sie sich durch unsinnige Selbsteinschränkungen behindern, Meister, werden Sie von jedem Gegner überwältigt, der bereit ist, die Regeln zu brechen.«
    In diesem Moment glaubte Duncan etwas besser zu verstehen, wie es zu den dreisten, provokanten Aktionen gekommen war, die Graf Moritani während des Konflikts mit Ecaz

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