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Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen

Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen

Titel: Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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kurzem im Orbit befand, und zum Shuttle, das demnächst auf der Oberfläche des Planeten landen würde.
    Was wollen die Bene Gesserit von mir? Warum schicken sie eine Delegation nach Caladan? Er hatte nichts mehr mit der Schwesternschaft zu tun gehabt, seit Rhombur sich Tessia zur festen Konkubine erwählt hatte. Die Vertreterin wollte mit ihm über eine ›äußerst wichtige Angelegenheit‹ sprechen, weigerte sich jedoch, weitere Details zu offenbaren.
    Seine Eingeweide verkrampften sich. In der vergangenen Nacht hatte er nicht gut geschlafen. Der Wahnsinn des Moritani-Ecaz-Konflikts lastete ihm auf der Seele. Während er durch seine entschlossenen diplomatischen Bemühungen Ansehen im Landsraad gewonnen hatte, erschreckten ihn die jüngste Entführung und Hinrichtung der Familienmitglieder des Erzherzogs. Leto war Armand Ecaz' Tochter Sanyá einmal begegnet, hatte sie sympathisch gefunden und sie sogar für eine Heirat in Betracht gezogen. Aber nun hatten Banditen von Grumman Sanyá und ihren Onkel getötet.
    Er wusste, dass sich dieses Problem nicht ohne weiteres Blutvergießen lösen ließ.
    Leto beobachtete einen orange-gelben Schmetterling, der über einer Blumenvase auf dem Frühstückstisch flatterte. Einen Augenblick lang ließ ihn das hübsche Insekt seine Sorgen vergessen, doch bald schon drängten sich die Fragen wieder in sein Bewusstsein.
    Vor Jahren hatten die Bene Gesserit ihm während seines Verwirkungsverfahrens ihre Hilfe angeboten. Aber er hatte gewusst, dass solche Großzügigkeiten nur selten umsonst zu haben waren. Thufir Hawat hatte Leto gewarnt, obwohl er sich der Risiken längst bewusst war: »Die Bene Gesserit verdingen sich für niemanden als Laufburschen. Sie haben dieses Angebot gemacht, weil sie es so wollten, weil sie auf irgendeine Weise davon profitieren.«
    Hawat hatte natürlich Recht. Die Schwestern waren Meisterinnen im Spiel um Informationen, Macht und Positionen. Eine Bene Gesserit von Verborgenem Rang war mit dem Imperator verheiratet, Shaddam hatte ständig eine uralte Wahrsagerin in seiner Nähe, und eine andere Schwester war die Ehefrau von Shaddams Gewürzminister Graf Hasimir Fenring geworden.
    Warum sind sie ständig so sehr an mir interessiert?, fragte er sich.
    Der Schmetterling landete auf dem Magnetbrett neben seiner Hand und protzte mit den wunderschön gemusterten Flügeln.
    Selbst mit seinen hoch entwickelten Mentatenfähigkeiten konnte Hawat keine sinnvollen Erklärungen für die Motive der Schwesternschaft ermitteln. Vielleicht sollte Leto Tessia danach fragen. Rhomburs Konkubine gab auf direkte Fragen normalerweise direkte Antworten. Aber auch wenn Tessia jetzt zum Haushalt der Atreides gehörte, blieb die junge Frau der Schwesternschaft treu verbunden. Und keine Organisation verstand sich besser darauf, ihre Geheimnisse zu wahren, als die Bene Gesserit.
    In einem spektakulären Farbenspiel tanzte der Schmetterling nun genau vor seinen Augen. Er streckte eine Hand aus – und zu seiner Überraschung landete das Geschöpf darauf. Es war so leicht, dass er kaum etwas spürte.
    »Hast du die Antworten, nach denen ich suche? Ist es das, was du mir sagen willst?« Der Schmetterling schien sich vertrauensvoll darauf zu verlassen, dass Leto ihm nichts tat. Genauso verhielt es sich mit dem heiligen Vertrauen, das das gute Volk von Caladan in ihn setzte. Der Schmetterling flog wieder davon und landete auf dem Boden, wo er im Schatten des Frühstückstischs nach Tau suchte.
    Plötzlich trat ein Hausdiener auf den Hof. »Mylord, die Delegation ist früher als erwartet eingetroffen. Sie warten bereits am Raumhafen.«
    Leto stand abrupt auf und warf dabei das Magnetbrett vom Tisch, das auf die kalten Pflastersteine fiel. Der Diener eilte herbei, um es aufzuheben, aber Leto wehrte ihn ab, als er sah, das der Schmetterling darunter zerquetscht worden war. Durch seine Nachlässigkeit hatte er das zarte Geschöpf getötet. Verstört kniete er einen Augenblick lang am Boden.
    »Ist alles in Ordnung, Mylord?«, fragte der Diener.
    Leto richtete sich auf, säuberte flüchtig das Magnetbrett und setzte eine stoische Miene auf. »Teilen Sie der Delegation mit, dass ich sie nicht am Raumhafen, sondern in meinem Arbeitszimmer empfangen werde.«
    Als der Diener davoneilte, hob Leto den toten Schmetterling auf und legte ihn zwischen zwei Magnetpapierblätter. Der Körper des Insekts war zerquetscht, aber die herrlichen Flügel waren unversehrt. Er wollte das Tier in Klarplaz einhüllen

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