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Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen

Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen

Titel: Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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dem feuchten Ende der Stange ein Pseudopodium entgegen. Als sie den Speichel des Mädchens berührte, drehte das Fremen-Kind den Stab und hob ihn an. Die Sandforelle wurde aus dem Boden gezogen und klebte wie Zuckerwatte am Stab, den das Mädchen ständig weiter drehte, damit der amorphe kleine Bringer nicht herabfiel. Die anderen Kinder lachten.
    Ein zweites Kind hatte eine Sandforelle gefangen, und beide liefen zu den Felsen zurück, wo sie mit ihrer Beute spielten. Sie stachen ins weiche Fleisch, das ein paar Tröpfchen eines süßen Sirups freisetzte, eine Delikatesse, die auch Liet in seiner Kindheit geliebt hatte.
    Er hätte gerne selbst sein Glück in diesem Spiel versucht, aber er rief sich ins Gedächtnis, dass er jetzt erwachsen und ein vollwertiges Mitglied seines Stammes war. Er war der Sohn von Umma Kynes; die anderen Fremen würden die Nase rümpfen, wenn er sich solch kindlichen Spielen hingab.
    Warrick saß gedankenverloren neben ihm auf dem Felsen, sah den Kindern zu und dachte an seine eigene künftige Familie. Er blickte in den Himmel, der sich rötlich verfärbt hatte. »Es heißt, dass die Zeit der Stürme die beste Zeit für die Liebe ist.« Er runzelte die Stirn und stützte dann sein schmales Kinn in eine Hand, um zu grübeln. Ihm war bereits ein feiner Bart gewachsen.
    Liet lächelte. Er achtete darauf, dass sein Gesicht stets rasiert war. »Für uns ist es an der Zeit, dass wir uns eine Partnerin erwählen, Warrick.« Beide Freunde dachten an Faroula. Die Tochter des Naibs führte beide an der Nase herum, während sie sich unnahbar gab und doch ihre Aufmerksamkeit genoss. Liet und Warrick brachten ihr jedes Mal besondere Dinge aus der Wüste mit, wenn sie die Gelegenheit dazu hatten.
    »Vielleicht sollten wir die Entscheidung nach der Fremen-Sitte treffen.« Aus einer Tasche am Gürtel zog Warrick zwei polierte Knochensplitter, die so lang wie Messer waren. »Wollen wir das Los entscheiden lassen, wer um Faroulas Hand anhalten darf?«
    Liet besaß seine eigenen Spielstäbchen; er und sein Freund hatten sich damit in vielen Nächten die Zeit vertrieben. Es waren Kerbhölzer mit seitlich eingeritzten Zufallszahlen. Die Fremen warfen sie in den Sand und lasen ab, bei welcher Zahl sie stecken geblieben waren. Wer den höchsten Wert erzielte, hatte gewonnen. Bei diesem Spiel war sowohl das Geschick als auch das Glück ausschlaggebend.
    »Wenn wir mit den Kerbhölzern spielen, würde ich dich natürlich schlagen«, sagte Liet lässig zu Warrick.
    »Das bezweifle ich.«
    »Auf jeden Fall würde sich Faroula niemals dem Ergebnis des Spiels beugen.« Liet lehnte sich gegen den kühlen Felsen. »Vielleicht ist es Zeit für eine Ahal -Zeremonie, in der die Frau ihren Mann erwählt.«
    »Glaubst du, dass Faroula sich für mich entscheiden würde?«, fragte Warrick melancholisch.
    »Natürlich nicht.«
    »In den meisten Angelegenheiten vertraue ich deinem Urteilsvermögen, mein Freund – aber nicht in dieser.«
    »Vielleicht werde ich sie einfach fragen, wenn wir wieder zu Hause sind«, sagte Liet. »Sie kann sich keinen besseren Ehemann als mich wünschen.«
    Warrick lachte. »Bei jeder Herausforderung beweist du dich als tapferer Mann, Liet-Kynes. Aber wenn es um eine schöne Frau geht, bist du ein erbärmlicher Feigling.«
    Liet schnaufte entrüstet. »Ich habe etwas für sie gedichtet. Ich werde es aufschreiben und vor ihrer Tür ablegen.«
    »Aha?«, spöttelte Warrick. »Würdest du auch den Mut aufbringen, es mit deinem Namen zu unterzeichnen? Was ist das für ein Gedicht?«
    »Ein Liebesgedicht«, sagte Liet und trug es mit geschlossenen Augen vor:
     
    Viele Nächte träume ich am offenen Wasser und höre den Wind vorbeistreichen;
    Viele Nächte liege ich an der Schlangengrube und träume von Faroula.
    Ich sehe, wie sie Gewürzbrot auf heißen Eisenplatten backt
    Und sich Wasserringe ins Haar flicht.
     
    Der süße Duft ihres Busens dringt an meine Sinne;
    Auch wenn sie mich quält und unterdrückt, soll sie bleiben, wie sie ist;
    Sie ist Faroula, sie ist meine Liebe.
     
    Ein Sturm tobt durch mein Herz;
    Schau das klare Wasser des Qanat, wie es sanft schimmert.
     
    Liet öffnete die Augen, als würde er aus einem Traum erwachen.
    »Ich habe schon bessere Gedichte gehört«, sagte Warrick. »Selbst ich habe schon bessere geschrieben! Aber du hast ein gewisses Talent. Vielleicht findest du tatsächlich eine passable Frau. Aber auf keinen Fall Faroula.«
    Liet spielte den Beleidigten.

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