Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen

Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen

Titel: Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
Vom Netzwerk:
reglos liegen. Er gab Acht darauf, nicht zu stöhnen oder sonstwie auf sich aufmerksam zu machen. Auf der benachbarten Pritsche wand sich ein Mann vor Schmerzen. Durch die Schlitze zwischen seinen Lidern sah Gurney, dass die Bandage um den Armstumpf des Mannes blutgetränkt war. Er fragte sich, warum die Ärzte ihn überhaupt behandelt hatten. Wenn der kugelbäuchige Fabrikverwalter den verstümmelten Sklaven sah, würde er ohnehin seine Tötung befehlen.
    Der Mann schrie, entweder vor unerträglichen Schmerzen oder angesichts seines Schicksals. Zwei medizinische Assistenten hielten ihn fest und injizierten ihm etwas – zweifellos nicht nur ein Beruhigungsmittel. Kurz darauf röchelte er und verstummte schließlich. Eine halbe Stunde später schafften Männer in Uniformen die Leiche hinaus und summten dabei einen rhythmischen Marsch, als würden sie den ganzen Tag lang nichts anderes tun.
    Dann beugte sich ein Arzt über Gurney, um seine Reaktionen zu testen. Obwohl er leise stöhnte und wimmerte, erwachte er nicht aus seiner vorgetäuschten Ohnmacht. Der Arzt schnaufte und schlurfte davon. In den Jahren hatte sich das Personal schon viel zu oft um Gurneys ständige Verletzungen kümmern müssen, um ihm noch besondere Aufmerksamkeit zu schenken.
    Als zur Nachtruhe die Beleuchtung des Gefangenenlagers ausgeschaltet wurde, breitete sich lähmende Stille im Lazarett aus. Die Ärzte gaben sich ihren privaten chemischen Abhängigkeiten hin und betäubten sich mit Semuta oder anderen Drogen aus den Medikamentenvorräten. Sie überprüften nur noch einmal flüchtig den Zustand ihres vermeintlich besinnungslosen Patienten. Stöhnend gab Gurney vor, im Schlaf von Alpträumen heimgesucht zu werden. Ein Arzt stand einen Moment lang mit einer Spritze vor ihm, die vielleicht ein Schmerzmittel oder ein Sedativum enthielt, doch dann zuckte er die Achseln und ging fort. Vielleicht wollte er, dass Gurney irgendwann in der Nacht schweißgebadet aufwachte ...
    Sobald die Mediziner verschwunden waren, öffnete Gurney die Augen und betastete seine Bandagen, um sich ein Bild vom Ausmaß seiner Verletzungen zu machen. Er trug lediglich einen Krankenhauskittel, der genauso verschlissen und geflickt wie seine Haut war.
    Er hatte zahlreiche blaue Flecken und schlampig vernähte Wunden. Seine Kopfschmerzen deuteten auf einen Schädelbruch oder zumindest eine schwere Gehirnerschütterung hin. Doch während des Kampfes mit den Wachen hatte Gurney sorgsam darauf geachtet, seine Gliedmaßen zu schützen, damit er sich noch bewegen konnte.
    Er schwang die bloßen Füße von der Pritsche und stellte sie auf den kalten, schmutzigen Boden. Ihm wurde schwindlig, aber der Anfall ging vorbei. Als er tief einatmete, schmerzten seine Rippen wie Messerstiche. Aber damit konnte er leben.
    Er machte ein paar vorsichtige, wankende Schritte durch das Zimmer. Für den Notfall waren noch ein paar Leuchtgloben auf niedrigster Helligkeitsstufe aktiviert. Überall schnarchten oder wimmerten Patienten, aber niemand nahm Notiz von ihm. Die Inkvine-Narbe in seinem Gesicht pulsierte und drohte mit einem weiteren Schmerzanfall, doch Gurney ignorierte sie. Jetzt nicht.
    Er stand vor der verschlossenen Medikamentenvitrine und sah ein Fach, in dem sich die Nadelampullen mit Kirar befanden, der Droge, mit der Rabban ihn gelähmt hatte, als er zum hilflosen Zeugen der Vergewaltigung und Ermordung Bheths geworden war. Gurney zog an der Tür der Vitrine und knackte vorsichtig das Schloss, um den Schaden zu minimieren, damit die Ärzte nicht sofort bemerkten, was er getan hatte.
    Ohne Kenntnis der Dosierung schnappte er sich eine Handvoll der gelben Ampullen. Sie sahen aus wie flugunfähige Wespen aus Kunststoff. Er drehte sich um und hielt inne. Falls irgendjemand die aufgebrochene Vitrine und die fehlenden Ampullen sah, wäre sofort klar, was Gurney beabsichtigte. Also nahm er auch ein paar andere Medikamentenpackungen heraus, Schmerzmittel und Halluzinogene, die er in den Müllschlucker warf. Er behielt nur ein paar Schmerzmittel, weil sie ihm vielleicht nützlich sein konnten. Die Harkonnens würden nicht auf Anhieb erkennen, dass der Dieb es nur auf das Kirar abgesehen hatte.
    Er suchte nach Kleidung und fand einen blutigen Chirurgenanzug, der zumindest besser war als sein Patientenkittel. Sein geschundener Körper schmerzte, als er sich anzog. Schließlich fand er ein paar Energiekapseln, aber keine handfeste Nahrung. Er schluckte die ovalen Tabletten, ohne zu wissen, wie

Weitere Kostenlose Bücher