Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen
einen zufriedenen Seufzer aus. »Im gesamten Imperium kenne ich keinen schöneren Ort als Caladan im Frühling.«
»Ja, Giedi Primus ist kein Vergleich.« Duncan erhöhte seine Wachsamkeit, als er bemerkte, wie entspannt und unbesorgt Leto wirkte. »Trotzdem müssen wir ständig auf der Hut sein, mein Herzog, und dürfen uns nicht die leiseste Schwäche erlauben. Vergessen Sie niemals die uralte Fehde zwischen den Häusern Atreides und Harkonnen.«
»Jetzt redest du wie Thufir!« Leto nahm einen Löffel von seinem süßen Pundi-Reispudding. »Ich bin überzeugt, dass kein besserer Mann als du in den Diensten der Atreides steht, Duncan. Aber ich fürchte, wir könnten ein Monstrum schaffen, wenn wir dich acht Jahre lang zur Ausbildung fortschicken. Wie wirst du sein, wenn du zurückkehrst?«
Stolz flammte in den tief liegenden blaugrünen Augen des jungen Mannes auf. »Ich werde ein Schwertmeister von Ginaz sein!«
Eine Weile dachte Leto über die großen Gefahren an der Schule nach. Fast ein Drittel aller Schüler verlor während der Ausbildung das Leben. Duncan hatte nur über die Statistiken gelacht und erwidert, dass er unter den Harkonnens schon viel schlechtere Chancen überlebt hatte. Womit er eindeutig Recht hatte.
»Ich weiß, dass du es schaffen wirst«, sagte Leto. Er spürte einen dicken Kloß in der Kehle, eine tiefe Trauer, dass er Duncan gehen lassen musste. »Aber du darfst niemals vergessen, Mitgefühl zu haben. Ganz gleich, was du dort lernst, komm nicht mit der Überzeugung zurück, du seist etwas Besseres als andere Menschen.«
»Das werde ich nicht, mein Herzog.«
Leto griff unter den Tisch und holte ein längliches Paket hervor, das er Duncan reichte. »Dies ist der Grund, warum ich dich bat, mir beim Frühstück Gesellschaft zu leisten.«
Überrascht öffnete Duncan das Paket, in dem sich ein kunstvoll geschmiedetes und verziertes Schwert befand. Er schloss die Finger um den Knauf, in den ein Seilmuster eingearbeitet war. »Das Schwert des alten Herzogs! Sie wollen es mir leihen?«
»Ich schenke es dir, mein Freund. Weißt du noch, wie ich dich im Waffensaal überrascht habe, kurz nachdem mein Vater in der Stierkampfarena starb? Du hattest dieses Schwert aus der Halterung genommen. Damals warst du kaum größer als die Waffe, aber jetzt bist du erwachsen genug, um es benutzen zu können.«
Duncan fand keine Worte, mit denen er seiner Dankbarkeit Ausdruck verleihen konnte.
Leto musterte den jungen Mann von oben bis unten. »Ich glaube, wenn mein Vater lange genug gelebt hätte, um zu sehen, wie du zum Mann wirst, hätte er es dir selbst geschenkt. Du bist jetzt erwachsen, Duncan Idaho – und des Schwertes eines Herzogs würdig.«
»Guten Morgen«, sagte eine fröhliche Stimme. Prinz Rhombur Vernius kam in den Hof geschlendert. Seine Augen wirkten verschlafen, aber er war bereits angekleidet. Der Feuerjuwel im Ring an seiner rechten Hand fing funkelnd die Sonnenstrahlen auf. Seine Schwester Kailea ging neben ihm. Ihr kupferrotes Haar wurde durch eine goldene Klammer zusammengehalten. Rhombur blickte vom Schwert auf die Tränen, die in Duncans Augen standen. »Was ist denn hier los?«
»Ich habe Duncan ein Abschiedsgeschenk gemacht.«
Rhombur pfiff. »Recht opulent für einen ordinären Stalljungen.«
»Vielleicht ist das Geschenk wirklich zu groß für mich«, sagte Duncan, den Blick auf Herzog Leto gerichtet. Dann starrte er das Schwert und schließlich Prinz Vernius an. »Allerdings werde ich nie wieder in den Ställen arbeiten, Prinz Vernius. Wenn wir uns das nächste Mal sehen, werde ich ein Schwertmeister sein.«
»Das Schwert gehört jetzt dir«, sagte Leto mit fester Stimme. Diesen Tonfall hatte er von seinem Vater kopiert. »In dieser Angelegenheit gibt es keine weiteren Diskussionen.«
»Wie Sie wünschen, mein Herzog.« Duncan verbeugte sich. »Ich möchte mich jetzt entschuldigen, damit ich mich auf die Reise vorbereiten kann.« Dann ging der junge Mann über den Hof davon.
Rhombur und Kailea nahmen am Tisch mit dem Frühstücksgedeck Platz. Kailea lächelte Leto an, aber es war nicht ihr übliches warmherziges Lächeln. Seit Jahren schlichen sie umeinander her, ohne dass sie sich wirklich näher kamen. Der Herzog war nicht bereit, sich auf eine romantische Affäre einzulassen, da er politische Rücksichten nehmen musste und eines Tages die Tochter eines Großen Hauses heiraten würde. Seine Gründe waren genau jene, die sein Vater ihm eingedrillt hatte – die
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