Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen
Verantwortung eines Herzogs gegenüber dem Volk von Caladan. Nur ein einziges Mal hatten sich Leto und Kailea an den Händen gehalten, doch sie hatten sich niemals geküsst.
»Das Schwert deines Vaters?«, fragte Kailea mit gesenkter Stimme. »War das wirklich nötig, Leto? Es ist sehr wertvoll.«
»Aber es ist nur ein Gegenstand, Kailea. Das Schwert bedeutet Duncan viel mehr als mir. Ich brauche kein Schwert, um meinen Vater in guter Erinnerung zu behalten.« Dann bemerkte Leto die blonden Stoppeln auf dem Gesicht seines Freundes, die Rhombur größere Ähnlichkeit mit einem Fischer als mit einem Prinzen verliehen. »Wann hast du dich zum letzten Mal rasiert, Rhombur?«
»Zinnoberrote Hölle! Wen interessiert es, wie ich aussehe?« Er nahm einen Schluck Cidritsaft und verzog die Lippen über den sauren Geschmack. »Schließlich habe ich keine repräsentativen oder sonstigen wichtigen Aufgaben.«
Kailea, die schnell und schweigend aß, warf ihrem Bruder einen abschätzenden Blick zu. Ihre grünen Augen waren durchdringend, und ihr katzenhafter Mund hatte einen missbilligenden Ausdruck angenommen.
Als Leto über den Tisch zu Rhombur schaute, bemerkte er, dass das Gesicht seines Freundes immer noch jugendlich glatt wirkte, auch wenn die braunen Augen nicht mehr so hell strahlten. Darin stand seine tiefe Trauer über den Verlust seiner Heimat, den Mord an seiner Mutter und das spurlose Verschwinden seines Vaters. Von ihrer einstmals großen Familie waren nur noch er und seine Schwester übrig geblieben.
»Wahrscheinlich hast du Recht«, sagte Leto. »Heute liegen weder Staatsangelegenheiten noch eine Reise nach Kaitain an. Also hättest du sogar auf die morgendliche Dusche verzichten können.« Leto rührte mit dem Löffel in seiner Schale mit Pundi-Reispudding, dann wurde seine Stimme überraschend streng. »Nichtsdestoweniger bist du ein Mitglied meines Hofs – und einer meiner vertrautesten Berater. Ich hatte gehofft, dass du inzwischen vielleicht einen Plan entwickelt hast, wie du deinen verlorenen Status und Besitz zurückgewinnen könntest.«
Zur ständigen Erinnerung an die ruhmreichen Tage von Ix, als das Haus Vernius vor dem Coup der Tleilaxu über die Maschinenwelt geherrscht hatte, trug Rhombur immer noch das purpur- und kupferrote Helixsymbol am Kragen seiner Hemden. Und das Hemd, das Rhombur trug, war deutlich zerknittert und musste dringend gewaschen werden.
»Leto, wenn ich irgendeine Idee hätte, was ich tun könnte, würde ich mich in den nächsten Heighliner schwingen und es versuchen.« Er wirkte unruhig. »Die Tleilaxu haben rund um Ix unüberwindliche Barrieren errichtet. Möchtest du, dass Thufir Hawat noch mehr Spione hineinschickt? Die ersten drei haben nie einen Weg in die unterirdische Stadt gefunden, und die letzten zwei sind spurlos verschwunden.« Er verschränkte die Finger. »Ich kann nur hoffen, dass loyale Ixianer den Kampf von innen fortsetzen und die Invasoren bald besiegen. Ich gehe davon aus, dass sich die Dinge irgendwie regeln werden.«
»Mein Freund, der Optimist«, sagte Leto.
Kailea blickte stirnrunzelnd auf ihr Frühstück und meldete sich endlich zu Wort. »Es ist jetzt zwölf Jahre her, Rhombur. Wie lange soll es noch dauern, bis sich alles auf wundersame Weise von selbst auflöst?«
Ihrem Bruder schien das Thema unangenehm zu sein, da er übergangslos zu einem anderen wechselte. »Habt ihr gehört, dass Shaddams Frau soeben eine dritte Tochter zur Welt gebracht hat?«
Kailea schnaufte. »Ich wette, Shaddam ist gar nicht begeistert, dass es wieder kein männlicher Erbe ist.«
Leto weigerte sich, so schlecht von seinem Cousin zu denken. »Wahrscheinlich freut er sich wie jeder andere Vater, Kailea. Außerdem hat seine Frau noch viel Zeit, um weitere Kinder zu gebären.« Er wandte sich an Rhombur. »Das bringt mich auf eine Idee, alter Freund – du solltest dir endlich eine Frau nehmen.«
»Die dafür sorgt, dass ich jeden Morgen geduscht und frisch rasiert bin?«
»Und die vielleicht auch für die Weiterexistenz deines Hauses im Exil sorgt.«
Kailea hätte beinahe etwas gesagt, überlegte es sich dann jedoch anders. Sie hatte eine Melone gegessen und knabberte nun an einem Toast. Schließlich stand sie auf, entschuldigte sich und ging.
Während des folgenden Schweigens glitzerten Tränen in den Augen des ixianischen Prinzen, bis sie ihm über die Wangen liefen. Verlegen wischte er sie ab. »Ja. Ich habe selbst schon darüber nachgedacht. Wie hast du es
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