Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen
gemeinsame Kraft mehr als nur doppelt so groß.«
Vor Rührung zitternd nahm er den weichen Schlauch an.
»Es ist das größte Geschenk, das ich dir machen kann«, sagte Frieth, »an diesem bedeutenden ... und schweren Tag.«
Liet sah zu ihr auf und erwiderte den Blick ihrer dunklen Augen. Die Gefühle, die sie von seinem Gesicht ablas, erschreckten sie. »Nein, Mutter – du hast mir das Leben gegeben. Das ist ein viel größeres Geschenk.«
* * *
Als das Hochzeitspaar vor den Mitgliedern des Sietches stand, warteten Liets Mutter und die jüngeren Frauen im Hintergrund, während die Ältesten vortraten, um für den jungen Mann zu sprechen. Der kleine Liet-chih, Warricks Sohn, stand stumm neben seiner Mutter.
Pardot Kynes, der seine Arbeit zu diesem Anlass unterbrochen hatte, lächelte glücklich über das ganze Gesicht. Es überraschte ihn selbst, wie stolz er war, dass sein Sohn heiratete.
Kynes dachte an seine eigene Hochzeit zurück, die nachts in den Dünen stattgefunden hatte. Es war schon sehr lange her, kurz nach seiner Ankunft auf Arrakis, und er war so sehr mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt gewesen, dass er kaum etwas davon mitbekommen hatte. Unvermählte Fremen-Mädchen hatten gesungen und wie Derwische im Sand getanzt. Die Sayyadina hatte die Worte der Liturgie gesprochen.
Seine Ehe mit Frieth hatte sich gut entwickelt. Er hatte einen wohlgeratenen Sohn, den er sich zu seinem Nachfolger herangezogen hatte. Kynes lächelte Liet an – dessen Name, wie er sich plötzlich erinnerte, auf den Assassinen Uliet zurückging, der von Heinar und den Ältesten geschickt worden war, um ihn zu töten. Das war zu der Zeit gewesen, als die Fremen ihn noch als Außenseiter betrachtet hatten, als Fremden mit gefährlichen Träumen und Absichten.
Doch der Assassine hatte die Bedeutung der Vision des Planetologen erkannt und sich in sein eigenes Crysmesser gestürzt. Da die Fremen in allem ein Zeichen sahen, stand Pardot seitdem die gesamte Arbeitskraft der zehn Millionen Fremen uneingeschränkt zur Verfügung. Die Umgestaltung von Dune, die Anpflanzungen und die Eroberung der Wüste, schritt mit beachtlicher Geschwindigkeit voran.
Als er beobachtete, wie sehnsuchtsvoll Liet seine Braut ansah, war Pardot beunruhigt, dass die Aufmerksamkeit seines Sohnes so sehr von dieser Frau gefesselt wurde, dass der junge Mann sein zuvor tief verwundetes Herz so weit geöffnet hatte. Er liebte seinen Sohn auf ganz andere Weise; Liet war für ihn eine Erweiterung seiner eigenen Persönlichkeit. Pardot Kynes wollte, dass Liet eines Tages den Mantel des Planetologen anlegte, wenn seine Zeit vorbei war.
Im Gegensatz zu seinem Vater schien Liet sehr anfällig für Emotionen zu sein. Auch Pardot liebte seine Frau, die ihre traditionelle Rolle als Gefährtin erfüllte, aber seine Arbeit war ihm viel wichtiger als seine eheliche Bindung. Er stand unter dem Bann von Träumen und Ideen; er verfolgte leidenschaftlich das Ziel, diesen Planeten in einen grünen Garten Eden zu verwandeln. Doch er hatte sich niemals so sehr von einer Person vereinnahmen lassen.
Der Naib Heinar führte die Zeremonie durch, da die alte Sayyadina nicht mehr zu einer langen Wüstenreise imstande war. Als Kynes dem jungen Paar zuhörte, das nun die Eheschwüre ablegte, schien plötzlich ein dunkler Schatten über die Hochzeit zu fallen. Er machte sich große Sorgen um die Zukunft seines Sohnes.
Liet sprach: »Erfülle die Bedürfnisse meiner Augen, und ich erfülle die Bedürfnisse deines Herzens.«
Faroula antwortete: »Erfülle die Bedürfnisse meiner Füße, und ich erfülle die Bedürfnisse deiner Hände.«
»Erfülle die Bedürfnisse meines Schlafs, und ich erfülle die Bedürfnisse deines Wachens.«
Dann vervollständigte sie das Gebet: »Erfülle die Bedürfnisse meines Lebens, und ich erfülle die Bedürfnisse deines Lebens.«
Heinar ergriff die Hände der Braut und des Bräutigams, legte sie ineinander und hob sie empor, damit der gesamte Sietch sie sehen konnte. »Nun seid ihr im Wasser vereint.«
Ein leiser Jubel ertönte, der bald lauter wurde und schließlich von ganzem Herzen kam. Die Fremen waren zufrieden. Liet und Faroula wirkten sehr erleichtert ...
* * *
Nach der Feier fing Pardot seinen Sohn allein in einem Gang ab. Unbeholfen ergriff er Liets Schultern, doch es war kaum mehr als der Versuch einer herzlichen Umarmung. »Ich freue mich so sehr für dich, mein Sohn.« Er suchte nach den angemessenen Worten. »Du
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