Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen
Bankettsaal dazu.
Trotzdem runzelte sie die Stirn. Chiara hatte gesagt, dass Leto sie nur kaufen und gefügig machen wollte, damit sie ihre Situation akzeptierte und sich nicht mehr beklagte.
Und nun hatte Gurney Halleck ihnen mitgeteilt, dass die seltene Substanz in Wirklichkeit von Giedi Primus stammte. Welche Ironie! Sie wusste, wie sehr diese Neuigkeit Letos untreues Herz schmerzen musste.
Chiara musterte das Gesicht ihrer Hofdame und wusste genau, welche Gedanken ihr durch den Kopf gingen, da sie sie häufig genug geäußert hatte. Und die alte Frau erkannte genau, wo sie ihren nächsten Keil ansetzen musste. »Bevor Leto möglicherweise diese Ecaz-Tochter heiratet, sollten Sie sich ein klares Bild von Ihrer eigenen dynastischen Situation machen, Mylady.« Sie stand neben der Obsidianwand, und ihr verzerrtes Spiegelbild schien im blauen Schimmer des vulkanischen Glases gefangen.
»Vergessen Sie Ihren Vater und Ihren Bruder – und sogar sich selbst. Sie haben einen Sohn von Herzog Leto Atreides. Ihr Bruder und Tessia haben keine Kinder – also ist Victor der rechtmäßige Erbe des Hauses Vernius ... und möglicherweise sogar des Hauses Atreides. Falls dem Herzog etwas zustoßen sollte, bevor er sich eine Frau nehmen und einen weiteren Sohn zeugen kann, wäre Victor das Haus Atreides! Und da der Junge erst sechs Jahre alt ist, wären Sie viele Jahre lang die Regentin, Mylady. Eine ganz einfache und klare Sache.«
»Was willst du damit sagen – falls Leto ›etwas zustoßen‹ sollte?« Ihr Herz verkrampfte sich. Sie wusste genau, was die alte Frau vorschlagen wollte.
Geziert trank Chiara ihren Kaffee aus und goss sich eine zweite Tasse ein, ohne um Erlaubnis zu fragen. »Herzog Paulus kam bei einem Stierkampfunfall ums Leben. Sie waren selbst dabei, nicht wahr?«
Kailea erinnerte sich an die furchtbaren Bilder, wie der alte Herzog auf der Plaza de Toros gegen einen salusanischen Stier gekämpft hatte. Das tragische Ereignis hatte Leto etliche Jahre zu früh auf den Herzogsthron befördert. Damals war sie noch ein Teenager gewesen.
Wollte Chiara damit andeuten, dass es doch kein Unfall gewesen war? Kailea hatte Gerüchte gehört, die sie bislang nur für eifersüchtiges Geschwätz gehalten hatte. Nun zog sich die alte Frau hastig von diesem gefährlichen Terrain zurück. »Natürlich ist es keine Idee, die man ernsthaft in Erwägung ziehen könnte, mein Kind! Ich habe lediglich von einer rein hypothetischen Möglichkeit gesprochen.«
Dennoch setzte sich dieser heimtückische Gedanke in Kaileas Kopf fest. Sie konnte sich keine andere Möglichkeit vorstellen, wie ein Kind aus ihrer Linie jemals zum Oberhaupt eines Großen Hauses des Landsraads werden sollte. Andernfalls würde das Haus Vernius einfach aussterben. Sie presste die Augenlider zusammen.
»Falls sich Leto tatsächlich einverstanden erklärt, Ilesa Ecaz zu heiraten, bleibt Ihnen gar nichts mehr.« Chiara hob das Tablett auf und tat, als wollte sie gehen. Sie hatte die Saat ausgebracht und musste nur noch zusehen, wie sie keimte. »Ihr Herzog verbringt bereits die meiste Zeit mit dieser schmeichlerischen Bene-Gesserit-Hure. Ganz offensichtlich bedeuten Sie ihm nichts mehr. Ich bezweifle, dass er sich noch an irgendwelche Versprechen erinnert, die er Ihnen möglicherweise in Augenblicken der Leidenschaft gemacht hat.«
Kailea blinzelte überrascht und fragte sich, wie Chiara wissen konnte, welche Schlafzimmergeheimnisse Leto ihr ins Ohr geflüstert hatte. Doch als sie daran dachte, wie er die junge, bronzehaarige Jessica mit dem sinnlichen Mund und dem makellos schönen Gesicht streichelte, verwandelte sich ihre Verärgerung über Chiaras Unverschämtheit in puren Hass auf Leto Atreides.
»Sie müssen sich einer schwierigen Frage stellen, Mylady. Wem gilt Ihre Loyalität? Herzog Leto – oder Ihrer Familie? Da er offensichtlich keinen Wert darauf legt, dass Sie seinen Namen tragen, werden Sie immer eine Vernius bleiben.«
Die alte Frau brachte das Tablett hinaus und ließ Kailea mit ihrer Tasse lauwarmem Kaffee allein. Chiara ging ohne ein Wort des Abschieds, ohne ihre Herrin zu fragen, ob sie noch etwas benötigte.
Kailea blieb in ihrem Zimmer und betrachtete den Schmuck und Flitter, der sie an die schrecklichen Verluste erinnerte, die sie erlitten hatte: ihr Adelshaus, den Luxus des Großen Palais, ihre Chancen, zu einem Mitglied des imperialen Hofs zu werden. Ein Stich fuhr durch ihr Herz, als ihr Blick auf eine ihrer Zeichnungen von
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