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Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen

Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen

Titel: Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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sogar jene verwüstete und verwundete Welt hatte ihre Schönheit – obwohl sie natürlich keinem Vergleich mit der Reinheit des Wüstenplaneten standhält.« Kynes stieß einen schweren Atemzug zwischen den harten, aufgesprungenen Lippen hervor.
    Liet starrte durch das zerkratzte Plazfenster. Im Gegensatz zu seinem Vater, der sich in wahllosen gedanklichen Abschweifungen ergehen konnte und Weisheiten von sich gab, die die Fremen wie religiöse Offenbarungen behandelten, zog Liet es vor zu schweigen. Er kniff die Augen leicht zusammen, um die Landschaft zu studieren, nach dem winzigsten Anzeichen einer Unregelmäßigkeit Ausschau zu halten. Er war stets wachsam.
    In einer so lebensfeindlichen Umwelt war man auf eine sehr bewusste Wahrnehmung angewiesen, wenn man überleben wollte. Obwohl sein Vater viel älter als er war, hegte Liet gewisse Zweifel, ob der Planetologe diese Welt genauso gut verstand wie er. Pardot Kynes' Geist enthielt mächtige Ideen, aber der Mann behandelte sie wie esoterische Daten. Er hatte die Wüste weder mit dem Herzen noch mit der Seele verstanden ...
    Kynes lebte nun schon viele Jahre bei den Fremen. Es hieß, das sich Imperator Shaddam IV. kaum für seine Aktivitäten interessierte, und da Kynes nie um Geld und nur selten um Ausrüstung bat, ließ man ihn in Frieden. Mit jedem Jahr entfernte er sich weiter von der Aufmerksamkeit des imperialen Hofs. Shaddam und seine Berater erwarteten längst nicht mehr, dass die Berichte des Planetologen epochale Enthüllungen enthielten.
    Das kam Pardot Kynes keineswegs ungelegen – genauso wie seinem Sohn.
    Im Verlauf seiner Streifzüge hatte Kynes häufig entlegene Dörfer besucht, wo die Menschen ein armseliges Leben in der Einöde führten. Wahre Fremen mischten sich nur selten unter die Stadtbewohner und begegneten ihnen mit Verachtung, weil sie zu weich und zu zivilisiert waren. Liet hätte nicht für alle Solaris des Imperiums in einer dieser erbärmlichen Siedlungen leben wollen. Doch Pardot schaute sich dort immer wieder um.
    Sie mieden Straßen und häufig befahrene Wege, wenn sie mit dem Bodenfahrzeug unterwegs waren. Stattdessen überprüften sie meteorologische Stationen und sammelten Daten, auch wenn Pardots treu ergebene Heere ihrem ›Umma‹ diese einfachen Arbeiten gerne abgenommen hätten.
    Liet-Kynes' Züge wiesen viele Gemeinsamkeiten mit denen seines Vaters auf, obwohl sein Gesicht schmaler war und er die eng beieinander stehenden Augen seiner Fremen-Mutter hatte. Sein Haar war bleich und sein Kinn noch glatt, obwohl er später vermutlich einen ähnlichen Bart wie der große Planetologe tragen würde. Liets Augen hatten die tiefblaue Färbung der Gewürzabhängigkeit, da jeder Bissen der Mahlzeiten und jeder Atemzug der Sietch-Luft mit Melange geschwängert war.
    Liet hörte, wie sein Vater plötzlich keuchte, als sie um die Biegung einer Schlucht kamen, wo getarnte Windfallen Feuchtigkeit gewannen, um Goldastern und Mangelgräser zu bewässern. »Siehst du? Hier entwickelt sich eigenes Leben. Wir werden den Planeten im Verlauf mehrerer Generationen von der ›Präriephase‹ in den bewaldeten Zustand bringen. Der Sand hat einen hohen Salzgehalt, was auf ehemalige Ozeane hindeutet, und das Gewürz ist alkalisch.« Er kicherte leise. »Die Bevölkerung des Imperiums wäre entsetzt, wenn sie erfahren würde, dass wir Melange als Rohstoff für etwas so Ordinäres wie Dünger benutzen.« Er lächelte seinem Sohn zu. »Aber wir kennen den wahren Wert dieser Dinge, nicht wahr? Wenn wir das Gewürz aufspalten, können wir die Proteinverdauung anregen. Wenn wir hoch genug fliegen würden, könnten wir sogar von hier aus grüne Stellen erkennen, wo dichter Pflanzenbewuchs die Dünen festhält.«
    Der junge Mann seufzte. Sein Vater war ein großer Mann mit großartigen Visionen für den Wüstenplaneten – und doch war Kynes so sehr auf seinen Traum fixiert, dass er das übrige Universum völlig vergaß. Liet wusste, dass die Anpflanzungen zerstört und die Fremen bestraft würden, falls Patrouillen der Harkonnens sie entdeckten.
    Obwohl er erst zwölf war, hatte Liet bereits mit seinen Fremen-Brüdern an Überfällen teilgenommen und mehrere Harkonnens getötet. Seit über einem Jahr gingen er und seine Freunde – angeführt vom kühnen Stilgar – gegen Ziele vor, die andere nicht einmal in Erwägung zogen. Erst vor einer Woche hatten Liets Gefährten in einer Vorratsbasis ein Dutzend Patrouillenthopter gesprengt. Bedauerlicherweise

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