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Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen

Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen

Titel: Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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verschwunden, ohne dass sie sich die Mühe gemacht hatten, die Programme abzuschalten. Die gedämpften Töne aus den Lautsprechern klangen wie die Stimmen flüchtiger Geister.
    Die Bestürzung des Barons wuchs, als er zusammen mit den Wachen von Zimmer zu Zimmer humpelte, dann von Gebäude zu Gebäude. Sie fanden keinen Menschen vor, nicht einmal, als die Wachen Scanner einsetzten, mit denen sich Lebewesen aufspüren ließen. Wo waren die Hexen? Versteckten sie sich in irgendwelchen Katakomben? Wohin war Cristane verschwunden?
    Die Wangen des Barons glühten vor Wut. Wie sollte er die Hexenmutter mit seinen Forderungen konfrontieren, wenn sie nirgendwo aufzufinden war? Wollte Harishka Zeit gewinnen? Sie ließ seine Rachepläne ins Leere laufen, indem sie sich der Konfrontation entzog. Hoffte sie, dass er nun einfach abziehen würde?
    Dieses Gefühl der Hilflosigkeit war ihm zuwider. Der Baron hob seinen Gehstock und schlug damit auf das nächste Lesegerät der Bibliothek ein, dann zertrümmerte er alles, was sich in seiner Reichweite befand. Begeistert halfen ihm die Wachen; sie kippten Tische um, ließen Regale zusammenstürzen und warfen schwere Bücher durch die Glasfenster.
    Doch damit bewirkten sie auch nichts. »Genug«, sagte er, dann kehrte er wieder in den Korridor zurück.
    Auf einmal stand er in einem großen Büro. Goldene Schriftzeichen an der Tür wiesen ihn als Arbeitszimmer der Mutter Oberin aus. Der schwarze, glänzende Schreibtisch war völlig leer; nirgendwo waren Akten oder sonstige Aufzeichnungen zu sehen. Der Sessel war leicht gedreht, als wäre jemand hastig davon aufgesprungen. In einer Keramikschale brannte Räucherwerk und verbreitete einen schwachen Nelkenduft. Er warf sie zu Boden, wo sich die Asche zwischen den Scherben verteilte.
    Verdammte Hexen! Der Baron zitterte. Er und seine Männer zogen sich aus dem Raum zurück.
    Draußen verlor er plötzlich jegliche Orientierung. Weder er noch die Wachen konnten sich auf einen Weg einigen, der sie wieder zum Shuttle bringen würde. Der Baron marschierte ins Freie und durch einen Park, bis er einen Säulengang erreichte, der um ein großes Fachwerkgebäude führte, in dem Licht brannte.
    Im großen Speisesaal standen mehrere hundert noch warme Mahlzeiten auf langen aufgebockten Tischen mit Sitzbänken. Kein Mensch hielt sich im Raum auf. Niemand.
    Einer der Wachmänner stieß mit dem Finger gegen ein Stück Fleisch in einer Eintopfschüssel. »Nichts berühren!«, blaffte der Baron. »Es könnte mit Kontaktgift präpariert sein.« Ein solcher Anschlag würde den Hexen ähnlich sehen. Der Mann wich erschrocken zurück.
    Der Anführer der Wachen blickte sich mit blassem Gesicht um; seine Uniform war völlig durchgeschwitzt. »Sie müssen noch vor wenigen Minuten hier gewesen sein, wenn das Essen noch warm ist.«
    Der Baron fluchte und schleuderte mit seinem Stock Teller, Tassen und Speisen zu Boden. Der Lärm hallte von den Wänden und der Decke des Saals zurück. Doch sonst war kein Laut zu hören.
    Seine Männer suchten die Umgebung mit Scannern ab – den Boden, die Wände, die Decke, sämtliche Richtungen, aber ohne jeden Erfolg.
    »Überprüfen Sie, ob die Geräte richtig eingestellt sind! Die Hexen müssen doch irgendwo sein, verdammt!«
    Der Baron schäumte vor Wut, als er seine Männer bei ihren hektischen Bemühungen beobachtete. Er bekam eine Gänsehaut. Dann glaubte er ein leises, ersticktes Lachen zu hören, aber im nächsten Moment herrschte wieder die unheimliche Stille.
    »Möchten Sie, dass wir diese Gebäude niederbrennen, Baron?«, fragte der Anführer des Trupps.
    Er stellte sich vor, wie die Mütterschule in Flammen aufging, wie das geheime Wissen, die Geschichte und die Zuchtpläne im Inferno vernichtet wurden. Vielleicht wären die schwarzgekleideten Hexen dann in ihren verborgenen Schlupfwinkeln gefangen und würden bei lebendigem Leib geröstet werden. Allein dafür würde es sich lohnen.
    Doch dann schüttelte er den Kopf, als er sich widerstrebend den Tatsachen fügte. Solange ihn die Hexen nicht von seiner Krankheit geheilt hatten, konnte Baron Harkonnen es nicht wagen, irgendetwas gegen die Bene Gesserit zu unternehmen.
    Anschließend jedoch – würde er es ihnen heimzahlen.

29
     
    Es gibt keine Wirklichkeit – nur unsere menschliche Ordnung, die wir allem aufgeprägt haben.
    Diktum der Bene Gesserit
     
     
    Für Jessica war es wie ein Versteckspiel ... nur dass es todernst war.
    Hunderte von Schwestern huschten

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