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Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen

Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen

Titel: Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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bärenhafte Vater des alten Paulus hatte es als ›Herzogsarbeit‹ bezeichnet. Leto setzte diese Tradition fort.
    Eine Menschenschlange bewegte sich langsam den steilen Pfad zum offenen Burgtor hinauf, um ein archaisches System in Anspruch zu nehmen, in dem der Herzog als Richter in Streitfällen fungierte. Obwohl es in allen größeren Städten offizielle Gerichte gab, widmete sich Leto dieser Aufgabe, um die Verbindung zu seinem Volk zu halten. Es gefiel ihm, persönlich auf ihre Beschwerden und Vorschläge zu reagieren. Es war besser als Meinungsumfragen oder Gutachten von angeblichen Experten.
    Unter der warmen Morgensonne hörte er sich an, was die Menschen ihm zu sagen hatten, während die Schlange immer weiter vorrückte. Eine alte Frau, deren Ehemann auf See in einen Sturm geraten und nicht mehr zurückgekehrt war, bat darum, ihn offiziell für tot zu erklären, dann ersuchte sie um Letos Segen, den Bruder ihres Ehemannes heiraten zu dürfen. Der junge Herzog antwortete ihr, sie sollte wegen beider Angelegenheiten noch einen Monat abwarten, dann würde er ihrem Gesuch stattgeben.
    Ein zehnjähriger Junge wollte Leto einen Seefalken zeigen, den er aufgezogen hatte, seit er aus dem Ei geschlüpft war. Der große Vogel mit der roten Haube hielt sich am Lederschutz um den Unterarm des Jungen fest, dann flog er auf und drehte einige Runden im Hof – zum großen Entsetzen der Spatzen, die unter den Dächern brüteten – und kehrte zum Jungen zurück, als er pfiff ...
    Leto liebte es, seine Aufmerksamkeit zu Hause auf persönliche Dinge zu konzentrieren, wo er tatsächlich beobachten konnte, wie sich seine Entscheidungen auf das Leben der Menschen auswirkten. Das gigantische Imperium, das angeblich ›eine Million Welten‹ umfasste, erschien ihm viel zu abstrakt, viel zu gewaltig, als dass es hier von wirklicher Bedeutung sein konnte. Dennoch waren blutige Konflikte auf anderen Planeten – zum Beispiel zwischen Ecaz und Grumman oder die uralte Feindschaft zwischen den Atreides und Harkonnens – für die dortige Bevölkerung genauso real wie alles, was er hier erlebte.
    Leto war schon seit langem heiratsfähig – äußerst heiratsfähig, um genau zu sein –, und andere Mitglieder des Landsraads wären gerne eine Allianz mit dem Haus Atreides eingegangen. Würde es eine der Töchter von Armand Ecaz sein, oder machte irgendeine andere Familie ihm ein besseres Angebot? Er musste das dynastische Spiel mitmachen, dessen Regeln sein Vater ihm beigebracht hatte.
    Seit Jahren hatte er sich nach Kailea Vernius gesehnt, die seit dem Fall von Ix jedoch nicht mehr in Frage kam. Ein Herzog des Hauses Atreides konnte unmöglich eine solche Frau heiraten. Es wäre politischer Selbstmord. Doch diese Tatsachen machten Kailea keineswegs weniger hübsch oder begehrenswert.
    Rhombur, der mit seiner Tessia glücklich war, hatte vorgeschlagen, dass Leto sich Kailea als herzogliche Konkubine nahm. Für Kailea wäre es gewiss keine Schande, zur Liebhaberin eines Herzogs ernannt zu werden. Dadurch könnte sie sogar ihre prekäre Situation auf Caladan sichern, wo sie unter der provisorischer Amnestie ohne dauerhafte Garantien leben musste ...
    Als Nächstes öffnete ein Mann mit schütterem Haar einen stinkenden Korb. Zwei Hauswachen traten neben ihn, wichen jedoch zurück, als er einen verfaulten Fisch hervorholte, der schon seit mehreren Tagen tot sein musste. Fliegen umsummten ihn. Als Leto die Stirn runzelte und sich fragte, was diese Beleidigung zu bedeuten hatte, erbleichte der Fischer, als ihm plötzlich klar wurde, welchen Eindruck er erwecken musste. »Oh nein, Herr! Dieser Fisch ist nicht für Sie! Nein – schauen Sie ihn sich an! Dieser Fisch ist krank. Mein gesamter Fang im Südmeer sieht so aus.« In der Tat, der Bauch des Fisches war mit wunden Stellen übersät. »Die Seetang-Flöße da draußen sterben ab und stinken zum Himmel. Irgendwas stimmt nicht, und ich dachte, Sie sollten davon erfahren.«
    Leto blickte sich zu Thufir Hawat um und forderte den alten Krieger auf, seine Fähigkeiten als Mentat einzusetzen. »Eine Planktonblüte, Thufir?«
    Hawat zog eine finstere Miene, während sein Geist arbeitete, dann nickte er. »Sie könnte sich schädlich auf den Seetang ausgewirkt haben, der jetzt verrottet. Dann würde die Krankheit auch auf die Fische übertragen.«
    Leto wandte sich wieder dem Fischer zu, der hastig den Korb schloss und hinter seinem Rücken verbarg, um den Herzog vor dem Gestank abzuschirmen.

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