Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
eines Raubtiers an. »Ich wurde auch dazu ausgebildet, zu lügen, aber offensichtlich nicht gut genug.«
Fenring hielt die Messer bereit. Er hatte mehr Erfahrung in der Kunst eines Assassinen, als dieses Geschöpf sich vorstellen konnte. Die Tleilaxu haben mich unterschätzt. Ein weiterer Fehler.
Im düsteren Licht des Raumhafens veränderten sich Zoals Gesichtszüge ein weiteres Mal. Seine Schultern wurden breiter, sein Gesicht schmaler, seine Augen übergroß, bis Fenring in ein albtraumhaftes Spiegelbild blickte, das allerdings noch die Kleidung des Gestaltwandlers trug. »Bald werde ich eine neue Rolle als Imperialer Gewürzminister und Jugendfreund Shaddams IV. spielen.«
Plötzlich wurde Fenring der ganze Plan klar, wie dieses Tleilaxu-Geschöpf ihn imitieren wollte, um in die unmittelbare Nähe des Imperators zu gelangen. Fenring bezweifelte, dass Zoal ihn auf längere Zeit zum Narren halten konnte, aber der Gestaltwandler benötigte nicht mehr als ein paar Augenblicke allein mit Shaddam. Dann konnte er ihn töten und den Goldenen Löwenthron übernehmen, wie es ihm von Ajidica befohlen worden war.
Fenring bewunderte die Kühnheit dieses Vorhabens. Angesichts der verpfuschten Entscheidungen, die Shaddam in letzter Zeit getroffen hatte, wäre dieser Doppelgänger vielleicht gar keine so üble Alternative.
»Sie könnten niemals meine Bene-Gesserit-Frau täuschen. Margot bemerkt auch die subtilsten Details.«
Zoal lächelte. Es war eine ungewöhnliche Regung in Fenrings wieselgleichen Gesichtszügen. »Ich fühle mich jetzt dieser Herausforderung gewachsen, nachdem ich Sie eine Weile aus nächster Nähe beobachten konnte.«
Der Gestaltwandler stürmte los, und Fenring parierte mit einem Messer. Ihre Klingen schlugen gegeneinander. Beide Kämpfer setzten ihren ganzen Körper als Waffe ein und schleuderten sich gegen die Prallboxen.
Mit dem Rücken an einer Containerwand versetzte Fenring seinem Gegner einen Tritt, der ihm das Schienbein brechen sollte, aber Zoal wich ihm aus und riss sein blitzendes Messer hoch. Fenring konterte mit dem rechten Arm und lenkte die Klinge ab, die auf seine Augen zielte, dann rollte er sich von den Prallboxen weg.
Beide Kämpfer schwitzten heftig. In Zoals Kinn war eine Kerbe, aus der es rot tropfte. Der Overall des Grafen war an mehreren Stellen aufgeschlitzt, aber dem Gestaltwandler war es nicht gelungen, ihn zu verletzen. Er hatte nicht den leichtesten Kratzer.
Trotzdem hätte Fenring seinen Widersacher beinahe unterschätzt. Denn er sammelte sich und kämpfte mit gesteigerter Wildheit. Seine Messerangriffe kamen in ununterbrochener Folge. An diese Gefahr hatte Fenring bislang nicht gedacht.
Der Gestaltwandler imitierte auch das beträchtliche Kampfgeschick des Grafen, indem er von ihm lernte und ihm seine Tricks abschaute.
Fenring überlegte, was er tun konnte und wann er es tun sollte, ohne seine Deckung zu vernachlässigen. Er musste es mit einer ganz neuen Taktik versuchen, mit der dieses Laborgeschöpf niemals rechnen würde. Er dachte daran, den Gestaltwandler lebend dingfest zu machen, um ihn verhören zu können, aber das wäre zu riskant. Er konnte es sich nicht erlauben, dass hier auf Junction etwas über ihre Mission bekannt wurde.
Im Hintergrund hörte er ein sich näherndes Shuttle, aber er wagte es nicht, sich umzublicken. Die kleinste Nachlässigkeit konnte fatale Folgen haben. Fenring ließ sich rückwärts fallen und riss den Gestaltwandler mit sich. Er stöhnte unterdrückt auf, als hätte er Schmerzen, und ließ sein Messer los. Es rutschte klappernd unter eine Prallbox.
Zoal, der über ihm kniete, dachte, dass er sein Opfer verletzt hatte, und hob sein Messer, um den tödlichen Streich zu führen.
Doch Fenring hatte sich zuvor auf dem Boden umgesehen und war an der Stelle gelandet, wo das erste vom Gestaltwandler geworfene Messer lag. Blitzschnell griff er danach, bevor Zoal seine eigene Waffe einsetzen konnte. Fenrings Messer drang in Zoals Kehle, dann stieß er seinen Gegner weg, bevor die geöffnete Halsschlagader seine Kleidung mit Blut beflecken konnte.
Der Körper des Gestaltwandlers landete im Schatten zwischen den Prallboxen. Fenring wich zurück und blickte sich um, ob irgendwer sie beobachtet oder gehört hatte. Er wollte keine Fragen beantworten müssen; er wollte nur möglichst schnell möglichst weit weg von hier sein.
Als Zoal am Boden lag, schien er zu zerschmelzen. Sein Gesicht verlor die prägnanten Züge, bis er sich in eine
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