Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
wollte er die Hauptrolle in der militärischen Vorstellung spielen und sie nicht nur von einem hohen Balkon aus beobachten.
»Rabban, wir müssen dem Imperator klarmachen, wie wütend wir wegen der jüngsten Aktivitäten der Fremen sind.«
Die dicken Lippen verzogen sich zu einem grausamen Lächeln, als würde die Bestie bereits ahnen, was man ihr auftragen würde. »Soll ich ein paar Verdächtige zusammentreiben und sie befragen? Sie werden jedes Geständnis ablegen, das du hören möchtest.«
Draußen hallte ein Trompetenstoß durch die trockene Luft und kündigte die Ankunft der Harkonnen-Truppen an.
»Das ist nicht gut genug, Rabban. Ich möchte, dass du drei Dörfer aussuchst – irgendwelche. Tipp meinetwegen mit dem Finger auf die Landkarte. Dann marschierst du mit Soldaten ein und machst die Siedlungen dem Erdboden gleich. Kein Gebäude soll stehen bleiben, kein Bewohner soll überleben. Anschließend sollen es nur noch schwarze Rußflecken in der Wüste sein. Vielleicht schreibe ich noch ein Urteil mit einer Auflistung ihrer angeblichen Verbrechen. Davon kannst du Kopien am Schauplatz des Gemetzels zurücklassen, damit der Rest des Fremen-Pöbels gewarnt ist.«
Wieder ertönten Trompeten auf dem Platz. Der Baron trat mit seinem Neffen auf die Beobachtungsplattform hinaus. Die Menge war missgelaunt, und der Gestank ihrer ungewaschenen Körper reichte sogar bis hier herauf. Der Baron konnte sich kaum vorstellen, wie unerträglich die Luft drei Stockwerke tiefer in der Gluthitze des Platzes sein mochte.
»Genieße das kleine Vergnügen«, sagte der Baron und hob einen ringbesetzten Finger. »Eines Tages wird dein Bruder Feyd alt genug sein, um dich auf diesen ... lehrreichen Ausflügen zu begleiten.«
Rabban nickte. »Wir werden den gesetzlosen Banditen zeigen, wer hier das Sagen hat.«
»Ja, ich weiß«, erwiderte der Baron geistesabwesend.
Die Soldaten in den schmucken Uniformen stellten sich auf. Es waren hübsche, kräftige Männer – ein Anblick, der dem Baron immer wieder große Freude bereitete. Die Parade begann.
67
Jeden Menschen erwartet dasselbe Ziel: der Tod am Ende des Lebensweges. Entscheidend ist allein der Weg selbst. Manche von uns haben gute Landkarten, andere verirren sich.
Prinz Rhombur Vernius,
Gedanken am Scheideweg
Im gestrandeten Heighliner starrte Gurney Halleck aus einem Bullauge der Fregatte in den luftleeren Frachtraum. Hunderte von Schiffen hingen an den unsicheren Dockschleusen, viele waren ausgeklinkt und zusammengestoßen. Es musste zahlreiche Verletzte und Tote gegeben haben.
Neben ihm stand Rhombur, der immer noch als Pilger verkleidet war. Er studierte das Gefüge des Heighliners und verglich es mit den Plänen, die er im Kopf hatte.
Vor zwei Stunden war wieder eine Holoprojektion des merkwürdig aussehenden Flugadministrators in jedem Schiff erschienen. »Wir haben keine, nnnn, neuen Informationen. Wir melden uns wieder.« Das war alles gewesen.
Im Heighliner befanden sich zahllose Frachtschiffe und Transportfregatten, die mit Lebensmitteln, Medikamenten und Handelsgütern beladen waren, von denen die mehreren zehntausend Passagiere monatelang leben konnten. Gurney fragte sich, ob sie so lange hier draußen festsitzen würden, bis die Leute sich gegenseitig die Köpfe einschlugen. Einige übernervöse Passagiere hatten bereits ihre persönlichen Vorräte verschlungen.
Doch Gurney war noch nicht bereit, zu verzweifeln. In jüngeren Tagen hatte er die Sklavenbergwerke der Harkonnens überlebt und war von Giedi Primus geflohen, indem er sich in einem Frachtcontainer mit blauem Obsidian versteckt hatte. Nach dieser Erfahrung konnte es ihn nicht mehr erschüttern, wenn ein Raumschiff vom Kurs abkam ...
Unvermittelt sprang Rhombur auf und wandte seinem Begleiter das vernarbte Gesicht zu. »Das macht mich wahnsinnig!« Die Sehnen am Hals des Prinzen traten hervor, sodass Gurney deutlich die Polymerverbindungen zwischen menschlichen Muskeln und künstlichen Teilen erkennen konnte. »Die Gilde beschäftigt jede Menge Verwaltungsbeamte, Bürokraten und Bankiers. Doch die technische Besatzung eines Heighliners kann nur niedere Arbeiten ausführen. Niemand besitzt genügend Fachwissen, um die Holtzman-Triebwerke oder das Schiff reparieren zu können.«
»Worauf willst du hinaus?« Gurney blickte sich um. »Wie kann ich helfen?«
Rhomburs Blick wurde fest und erwartungsvoll, wie bei einem geborenen Anführer, und erinnerte auf unheimliche Weise an Dominic
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