Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
dem Beispiel der Atreides zu folgen und die Gunst des Volkes zu gewinnen. Baron Wladimir Harkonnen wollte nicht, dass seine Untertanen ihn liebten. Sie sollten ihn fürchten.
Eine Kurierin der Gilde stand nervös am offenen Eingang zum Strategieraum und schien allmählich die Geduld zu verlieren. »Baron, mein Heighliner bricht in weniger als zwei Stunden auf. Wenn Sie eine Sendung für den Imperator haben, müsste ich sie demnächst mitnehmen.«
Verärgert wirbelte der korpulente Mann herum. Aufgrund der Trägheit der Suspensoren wurde es keine sehr elegante Bewegung, sodass er sich an einer Wand abfangen musste. »Sie werden warten! Ein wichtiger Teil meiner Nachricht werden Bilder von der Parade sein, die in Kürze beginnt.«
Das Haar der Kurierin war kurz und weinrot, und sie hatte harte und unattraktive Gesichtszüge. »Ich werde nur so lange bleiben, wie ich Zeit habe.«
Mit einen unwilligen Grunzen schwebte der Baron in übertrieben würdevoller Pose zu seinem Schreibtisch zurück. Er murrte, weil ihm keine angemessene Formulierung für den Rest seiner Botschaft einfiel, und wünschte sich, Piter de Vries wäre hier, um ihm zu helfen. Aber der verderbte Mentat weilte immer noch auf Kaitain, wo er in seinem Auftrag spionierte.
Vielleicht hätte er diesen Anstandslehrer am Leben lassen sollen. Trotz seiner grotesken Vorstellungen hatte Mephistis Cru gewusst, wie man eine schwierige Angelegenheit in höfliche Worte fasste.
Mit pummeligen Fingern schrieb der Baron einen weiteren Satz, dann lehnte er sich zurück und dachte nach, wie er am besten die jüngste Häufung von »Unfällen« und verlorener Ernteausrüstung erklärte, mit denen er seine Unterschlagungen vertuscht hatte. Erst kürzlich hatte Shaddam in einer imperialen Botschaft seine Sorge wegen dieses Problems zum Ausdruck gebracht.
Ausnahmsweise war der Baron froh, dass es der Raumgilde niemals gelungen war, hier eine funktionierende Wetterbeobachtung durch Satelliten einzurichten. So konnte er behaupten, dass es zu kurzen und heftigen Stürmen gekommen war, obwohl es gar nicht den Tatsachen entsprach. Aber vielleicht war er schon zu weit gegangen ... und es gab bereits zu viele Hinweise, die seine Aktivitäten verrieten.
Wir leben in gefährlichen Zeiten.
»Wie ich Ihnen bereits gemeldet habe, Majestät, nehmen die Schwierigkeiten mit den Fremen zu«, schrieb er. »Die Terroristen zerstören unsere Ausrüstung und stehlen geerntetes Gewürz, um in der Wüste zu verschwinden, bevor wir eine angemessene militärische Reaktion organisieren können.« Der Baron schürzte die Lippen und versuchte, den richtigen Ton der Zerknirschung zu treffen. »Ich gebe zu, dass wir vielleicht etwas zu nachsichtig mit ihnen umgegangen sind, aber nachdem ich jetzt wieder auf Arrakis weile, werde ich mich persönlich um Vergeltungsmaßnahmen kümmern. Wir werden die aufsässigen Eingeborenen züchtigen, bis sie dem Befehl der Harkonnens gehorchen, im ruhmreichen Namen Eurer Imperialen Majestät.«
Möglicherweise waren seine Worte ein wenig zu übertrieben, aber er beschloss, nichts mehr daran zu ändern. Shaddam neigte nicht dazu, sich über zu viele Komplimente zu beschweren.
Die schurkischen Fremen hatten vor kurzem einen gepanzerten Gewürztransporter gestohlen und ein weiteres Lager in einem verlassenen Wüstendorf ausgeraubt. Woher hatten die dreckigen Guerrillas gewusst, dass sie dort zuschlagen konnten?
Die Kurierin wurde immer nervöser, aber der Baron ignorierte die Frau. »Ich verspreche Ihnen, dass wir diese Unruhen nicht länger tolerieren, Herr«, schrieb er weiter. »Ich werde Ihnen regelmäßig berichten, wie wir die Verräter zur Rechenschaft ziehen.«
Er schloss den Brief mit einer schwungvollen Unterschrift ab und versiegelte ihn im Nachrichtenzylinder, dann drückte er ihn umstandslos der Kurierin in die Hand. Ohne ein Wort drehte sich die Frau um und machte sich durch die Korridore auf den Rückweg zum Raumhafen von Carthag. Der Baron rief ihr nach: »Halten Sie sich auf dem Heighliner bereit, der Nachricht Bilder beizufügen, die Ihnen übermittelt werden. Meine Parade wird in Kürze beginnen.«
Als Nächstes rief er seinen Neffen in den Strategieraum. Trotz seiner vielen Fehler gab es eine Aufgabe, für die die »Bestie« bestens geeignet war. Der breitschultrige Mann stapfte herein. Am Gürtel hing seine häufig benutzte Inkvinepeitsche. Er hatte eine knallblaue Uniform mit goldenem Besatz und schweren Orden angelegt und sah aus, als
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