Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
Gildemänner blickten sich an. »Unmöglich.« Der dicke Bankier deutete mit einer pummeligen Hand auf den Gewürznebel. »Eine solche Konzentration von Melange wäre tödlich für jeden, der nicht daran gewöhnt ist. Sie dürfen die Luft nicht einatmen.«
Rhombur legte eine Handprothese auf die Brust, wo der cybernetische Blasebalg seines mechanischen Zwerchfells für eine gleichmäßige Luftzufuhr sorgte. »Ich habe keine menschlichen Lungen.«
Gurney lachte verblüfft, als ihm dieser Umstand bewusst wurde. Auch wenn konzentrierte Melange Schäden an organischem Gewebe hinterließ, sollte Rhombur durch Dr. Yuehs Cyborgprothesen geschützt sein, zumindest für eine Weile.
Wieder regte sich der Navigator in der Kammer, doch es schienen eher Anzeichen seines Todeskampfes zu sein. Schließlich erklärten sich die Gildevertreter einverstanden.
Der Flugadministrator pumpte den kleinen Schleusenkorridor hinter dem Tank des Navigators leer, da er wusste, dass eine kleine Menge des hochkonzentrierten Gases entweichen konnte, wenn die Luke geöffnet wurde. Rhombur ergriff Gurneys Hand und bemühte sich, nicht zu fest zuzudrücken, um seinem Freund nicht die Knochen zu brechen. »Danke für das Vertrauen, das du in mich setzt, Gurney Halleck.« Er hielt inne, dachte an Tessia, und wandte sich dann der Schleuse zu.
»Wenn das hier überstanden ist, müssen wir unseren epischen Gesang um ein paar Verse erweitern.« Der Kämpfer und Troubadour klopfte dem Ixianer auf die Schulter, dann zog er sich in den geschützten Korridor zurück, wo die Gildemänner den Zugang verriegelten.
Rhombur näherte sich der hinteren Schleusentür, die der Navigator mit seinem aufgedunsenen Körper gar nicht mehr passieren konnte. Bevor er weitermachte, verstärkte er die Filterfunktionen seines künstlichen Atemapparats und reduzierte seinen Luftbedarf. Er schaltete auf die Energiezellen seines Körpers um und hoffte, eine Weile durchhalten zu können, ohne das Gewürzgas einatmen zu müssen.
Er entriegelte den Verschluss der Luke. Als das Zischen aufhörte und der Druck ausgeglichen war, zog er die runde Tür auf, kroch hinein und schloss sie schnell wieder, um so wenig vom zimtfarbenen Nebel wie möglich entweichen zu lassen. Sein organisches Auge brannte, und die unbeschädigten Geruchsnerven in seinen Nasenhöhlen protestierten gegen den Ansturm der aggressiven aromatischen Ester.
Der Prinz machte einen vorsichtigen Schritt. Seine Füße fühlten sich bleiern an, als wäre er plötzlich in einen trägen Drogentraum versetzt worden. Verschwommen erkannte er die nackte, fleischige Gestalt des Navigators, der nicht mehr menschlich war, sondern wie ein atavistischer Irrtum wirkte, wie ein Geschöpf, das niemals auf die Welt hätte kommen sollen.
Rhombur bückte sich und berührte die weiche Haut. Der Navigator wandte ihm den schweren Kopf mit den winzigen Augen zu. Der runzlige Mund zuckte und öffnete sich, um lautlos rostrote Wolken auszuatmen. Er blinzelte Rhombur an, als würde er versuchen, Möglichkeiten abzuwägen, sein Gedächtnis zu durchforsten, auf der Suche nach Worten, die primitiv genug waren, um sich einem schlichten Menschen verständlich machen zu können.
»Prinz ... Rhombur ... Vernius.«
»Sie kennen meinen Namen?« Rhombur war überrascht, doch dann fiel ihm ein, dass Navigatoren über hellseherische Fähigkeiten verfügten.
»D'murr«, sagte das Geschöpf in einem tiefen Flüstern. »Ich war ... D'murr Pilru.«
»D'murr? Ich habe Sie als jungen Mann gekannt!« Doch in den Zügen des Navigators erkannte er nichts Vertrautes wieder.
»Keine Zeit ... Bedrohung ... äußere Macht ... böse ... kommt näher ... von außerhalb des Imperiums.«
»Eine Bedrohung? Was für eine Bedrohung? Kommt sie zu uns?«
»Uralter Feind ... künftiger Feind ... kann mich nicht erinnern ... die Zeit faltet sich ... der Raum faltet sich ... Erinnerung versagt.«
»Wissen Sie, was mit Ihnen los ist?« Rhomburs Stimme klang seltsam, da er seine Worte durch den Kehlkopf presste, ohne Luft zu holen. »Wie können wir Ihnen helfen?«
»Verdorbenes ... Gewürzgas ... im Tank«, brachte D'murr hervor. »Vorauswissen versagt ... Navigationsfehler. Müssen fliehen ... in den bekannten Weltraum zurückkehren. Der Feind hat uns gesehen .«
Rhombur hatte keine Ahnung, welchen Feind er meinte – oder ob der kranke D'murr unter Halluzinationen litt. »Sagen Sie mir, was ich tun soll. Ich will Ihnen helfen.«
»Ich kann ... Sie führen. Zuerst
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