Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
Vernius, den Gurney gut gekannt hatte. »Ich habe mein Leben genauso wie die Passagiere dieses Gildeschiffs verbracht – darauf warten, dass ein anderer meine Probleme löst, darauf hoffen, dass sich alles von selbst zum Guten wenden wird. Damit kann ich mich nicht mehr abfinden. Ich muss es versuchen, ganz gleich, ob ich etwas erreiche oder nicht.«
»Wir müssen unsere Identität geheim halten, wenn wir unsere Mission erfüllen wollen.«
»Ja, aber wir können nichts für Ix tun, solange wir hier gestrandet sind.« Rhombur ging zum nächsten Beobachtungsfenster und blickte zu den anderen Schiffen hinaus. »Ich möchte wetten, dass es im Umkreis mehrerer Lichtjahre niemanden gibt, der mehr über die genaue Funktionsweise dieses Schiffes weiß als ich. In Notsituationen ist eine starke Führung nötig, und die Raumgilde bildet das Personal ihrer Passagierschiffe nicht dazu aus, diese Aufgabe zu übernehmen.«
Gurney stellte ihre Balisets in einen Schrank, den er jedoch nicht verschloss. »Dann bin ich auf deiner Seite. Ich habe geschworen, dich zu beschützen und dir zu helfen, so gut ich kann.«
Rhombur blickte aus dem Fenster auf das Gewirr aus Gehwegen und Trägern, die den Rahmen des gigantischen Schiffs bildeten. Er machte den Eindruck, als würde er versuchen, sich an bestimmte Einzelheiten zu erinnern. »Komm mit! Ich kenne den Weg zum Tank des Navigators.«
* * *
Nach seinem tragischen Unfall hatte Rhombur gründlich sein Langzeitgedächtnis rekonstruiert und erinnerte sich wieder an zahlreiche Zugangscodes und die Lage nicht gekennzeichneter Durchgänge, die die Decks des Heighliners wie Bohrlöcher in wurmstichigem Holz durchzogen. Dominic Vernius hatte stets großen Wert auf die routinemäßige Vorsichtsmaßnahme gelegt, geheime Zugänge für die Mitglieder seiner Familie anzulegen.
Sicherheitsleute der Gilde bemühten sich, die Passagiere zu ermutigen, an Bord ihrer Schiffe zu bleiben, und erlaubten nur einer begrenzten Zahl von Personen, sich auf den Galerien zu bewegen oder die Versammlungsräume im Bereich der Hülle aufzusuchen. Aber inmitten all der unruhigen und verängstigten Passagiere konnten die Sicherheitsleute nicht jeden Winkel im Auge behalten.
Rhomburs Cyborg-Beine kannten keine Ermüdung, und Gurney folgte ihm mit seinem schaukelnden Gang. Der verkleidete Prinz folgte einem beschädigten, aber noch begehbaren Laufsteg. Obwohl sie Liftplattformen und Kabinenaufzüge benutzten, brauchten die beiden Stunden, bis sie die verbotenen oberen Decks erreicht hatten.
Als er eine Luke öffnete und eine grell erleuchtete Kammer betrat, erschreckte Rhombur sieben Gildevertreter, die sich zu einer dringenden Unterredung an einem schweren Tisch versammelt hatten. Die Gildemänner fuhren hoch, und ihre normalerweise stumpfen Augen funkelten silbrig. Fast alle wichen mehr oder weniger von der menschlichen Norm ab. Einer hatte geschwollene Ohren und ein schmales Gesicht, ein anderer winzige Hände und Augen, wieder ein anderer steife Arme und Beine, als hätte er keine Ellbogen und Knie. Anhand ihrer Abzeichen am Revers identifizierte der ixianische Prinz mehrere Flugverwalter, einen kugelrunden Gildebankier, einen MAFEA-Legaten, einen uralten Gilde-Mentaten und den fischäugigen Flugadministrator, der die Rolle des holographischen Sprechers übernommen hatte.
»Wie sind Sie hier hereingekommen?«, wollte der Bankier wissen. »Wir stecken mitten in einer schweren Krise. Sie müssen sofort in Ihr ...«
Mehrere Wachen stürmten mit gezogenen Messern herein. Einer hielt eine Betäubungswaffe in der Hand.
Rhombur trat vor, dicht gefolgt von Gurney. »Ich habe etwas Wichtiges zu sagen ... und zu tun .« Er hatte sich zu einer möglicherweise folgenreichen Entscheidung durchgerungen und legte eine Hand auf die Kapuze, die seinen Kopf verhüllte. »Als Vertreter des Adels appelliere ich an die Diskretion der Gilde.«
Die Wachen kamen einige Schritte näher.
Langsam zog Rhombur die Kapuze zurück und enthüllte die Metallplatte auf seinem Hinterkopf, die verwachsenen Brandnarben und die schlecht verheilten Schnitte in seinem Gesicht. Als er den Umhang öffnete, konnten die Gildemänner seine klobigen Metallarme, die Beinprothesen und die in seine Kleidung eingearbeiteten Lebenserhaltungssysteme erkennen.
»Lassen Sie mich zum Navigator. Vielleicht kann ich ihm helfen.«
Die sieben Gildevertreter am Tisch blickten sich an und unterhielten sich in einer abgehackten Sprache, einem
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