Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
gründlich alle Frachtlisten studiert, und die Gildemänner hatten sein negatives Urteil mit Bestürzung und Resignation zur Kenntnis genommen.
Doch bislang hatte niemand Gurneys Frage beantworten können: Was war, wenn es hier irgendwo einen nicht gemeldeten Gewürztransport gab?
Er war kein Fachmann für Raumschiffe, aber trotzdem studierte er die stromlinienförmigen Fregatten, die kantigen Militärschiffe und die würfelförmigen Prallboxen. Manche Einheiten waren mit den stolzen Emblemen adliger Familien versehen, andere waren eingedellt und verschmutzt, nachdem sie jahrzehntelang ständig im Einsatz gewesen waren. Gurney konzentrierte sich besonders auf diese Gefährte und versuchte sich an seine Zeit als Schmuggler zu erinnern, als er selbst mit unscheinbaren Transportern in Heighlinern unterwegs gewesen war.
Er hatte ein seltsames Gefühl, als er das nächste Beobachtungsdeck aufsuchte, wo er einen besseren Ausblick hatte. Schließlich entdeckte er ein kleines Schiff, das hinter einer wesentlich größeren Fregatte mit dem Wappen des Hauses Mutelli angedockt hatte. Es handelte sich um eine alte und heruntergekommene Pinasse, mit der Bergungsgut und andere Waren von geringerem Wert transportiert wurden. Gurney kannte dieses spezielle Schiff. Er hatte es schon einmal gesehen.
Es war genau das, wonach er gesucht hatte.
* * *
Gurney und Rhombur führten einen Trupp von Sicherheitskräften der Gilde an und näherten sich unter einer riesigen Strebe des Heighliners der alten Pinasse. Als die Gruppe den Zutritt verlangte, weigerten sich Kapitän und Besatzung, der Aufforderung nachzukommen. Doch jedes Schiff, das in einem Heighliner befördert wurde, musste dem Gildepersonal zuvor den Generalcode übermitteln.
Schließlich öffnete sich die Einstiegsluke der Pinasse mit lautem Knirschen, und die Sicherheitsleute stürmten an Bord. Gurney setzte sich an die Spitze der Gruppe. Die zusammengewürfelte Mannschaft hatte sich bewaffnet und war bereit, das Schiff gegen die Eindringlinge zu verteidigen. Doch Gurney hob die Arme und stellte sich mitten zwischen die Fronten. »Nein! Keine Waffen! Auf keiner Seite wird geschossen!«
Er sah sich der Reihe nach die verwahrlosten Männer an, die den Eindruck von Weltraum-Tagelöhnern machten. Er marschierte weiter, bis er endlich in ein bekanntes Gesicht blickte, das eines gedrungenen Mannes, der Bartstoppeln auf den Wangen hatte und auf einem Gewürzpriem kaute. »Pen Barlowe, du brauchst keine Waffe, wenn ich mit dir reden will.«
Der trotzige Gesichtsausdruck des zerlumpten Mannes verwandelte sich in Erstaunen. Er spuckte den aufgeweichten Priem aus und starrte sein Gegenüber mit offenem Mund an. »Die Inkvine-Narbe. Bist du es wirklich, Gurney Halleck?«
Die Sicherheitsleute warteten nervös ab, da sie nicht genau einschätzen konnten, was hier vor sich ging.
»Ich wusste, wenn ich mir alle Schiffe in der Ladebucht aufmerksam ansehe, würde ich irgendwo einen meiner alten Kameraden entdecken.« Er trat vor, um den alten Freund aus Schmugglertagen zu begrüßen.
Pen Barlowe lachte aus vollem Hals, er wieherte wie ein Packesel und klopfte ihm auf den Rücken. »Gurney, Gurney!«
Gurney Halleck deutete auf den Prinzen, der dem Trupp in Umhang und Kapuze gefolgt war. »Da ist jemand, den ich dir vorstellen möchte. Es ist ... Dominics Sohn.«
Mehrere Schmuggler schnappten nach Luft, denn sogar die unter ihnen, die Dominic Vernius nie persönlich begegnet waren, hatten von seinen legendären Abenteuern gehört. Rhombur streckte einen mechanischen Arm aus und ergriff Pen Barlowes Hand, um sie nach der Sitte des Imperiums zu schütteln. »Wir brauchen Ihre Hilfe, wenn Sie ein Freund von Gurney sind.«
Barlowe zeigte auf seine Männer. »Steckt die Waffen weg, ihr Idioten! Seht ihr nicht, dass alles in Butter ist?«
»Du musst mir sagen, welche Fracht du wirklich transportierst, mein Freund«, sagte Gurney ernst. »Handelt es sich um das, was ich glaube? Falls du deine Gewohnheiten nicht völlig geändert hast, seit ich die Schmuggler verlassen habe, besitzt du vielleicht den Schlüssel, der für uns alle die Rettung sein könnte.«
Der dunkelhäutige Mann senkte den Blick, als würde er überlegen, ob er den ausgespuckten Priem aufheben und sich wieder in den Mund stecken sollte. »Wir haben den Aufruf gehört, aber wir dachten, es wäre nur irgendein Trick.« Er blickte Gurney in die Augen und scharrte nervös mit den Füßen. »Ja, wir befördern eine
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