Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
und immer wieder! Wie viel würden die Atreides aushalten? Selbst Fragmente ihres genetischen Materials würden genügen, um zahlreiche Experimente durchzuführen.
Doch die Weigerung des Herzogs hatte diese Pläne vereitelt.
Für Ajidicas hochkonzentrierten Geist klangen Zaafs Worte wie ein unbedeutendes Geschwafel aus weiter Ferne. Doch er hörte ihm kommentarlos zu, wie Zaaf immer neue Intrigen gegen die Häuser Atreides und Vernius ausmalte. Er sprach von einem Kriegsdenkmal im Dschungel von Beakkal, wo vor fast tausend Jahren Truppen der Atreides und Vernius Seite an Seite in einer berühmten Schlacht gekämpft hatten, der Verteidigung von Senasar. Dort waren mehrere ihrer heldenhaften Vorfahren in einer Gruft beigesetzt worden.
Ajidica hatte mit der Langeweile zu kämpfen, als Zaaf fortfuhr. »Wir haben eine Vereinbarung mit der Regierung von Beakkal getroffen. Wir dürfen die Leichen, die wir dort finden, exhumieren und ›Zellproben‹ nehmen. Es sind keine idealen Bedingungen, aber damit dürften wir für unsere Zwecke ausreichende genetische Fragmente erhalten.«
»Und Leto Atreides hat keine Möglichkeit, uns daran zu hindern«, tönte einer seiner Begleiter. »Auf diese Weise bekommen wir, was wir wollen – die Chance zur Rache!«
Leider dachten die Tleilaxu niemals über alle Eventualitäten nach. Ajidica bemühte sich, seine Stimme frei von Abscheu zu halten. »Der Herzog wird rasen, wenn er von Ihrem Vorhaben erfährt. Haben Sie denn keine Angst vor Vergeltungsmaßnahmen der Atreides?«
»Leto ist vor Trauer gelähmt und hat seine Landsraad-Pflichten völlig vernachlässigt.« Meister Zaaf machte einen viel zu selbstgefälligen Eindruck. »Von ihm haben wir nichts zu befürchten. Unsere Bergungsaktion wurde bereits in die Wege geleitet, aber es gibt da noch ein kleines Problem. Der Senat von Beakkal verlangt von uns eine hohe Summe. Ich ... hatte gehofft, dass wir mit Amal bezahlen können ... und sie im Glauben lassen, es sei Melange. Ist Ihr Ersatz gut genug, um die Beakkali hinters Licht zu führen?«
Ajidica lachte, als er sich völlig neuer Möglichkeiten bewusst wurde. »Auf jeden Fall.« Aber er wollte eine frühere Version der Formel benutzen, die genügend Ähnlichkeit mit dem Gewürz hatte. So musste er sein kostbares Ajidamal nicht vergeuden. Die Beakkali benutzten Melange ohnehin nur für Speisen und Getränke, also würden sie den Unterschied gar nicht bemerken. Keine schwierige Sache ...
»Ich kann so viel produzieren, wie Sie benötigen.«
7
Es gibt Gezeiten der Herrschaft. Immer geht es auf und ab. Jeder Imperator erlebt Zeiten der Ebbe und der Flut.
Kronprinz Raphael Corrino,
Diskurse über die Regierung eines Galaktischen Imperiums, 12. Auflage.
Shaddam IV. saß unter einer eigens für ihn aufgespannten Markise und genoss den angenehm parfümierten Schatten, während er die präzisen Manöver seiner Truppen beobachtete. Seiner Meinung nach waren von allen Wundern Kaitains die Sardaukar das großartigste. Welcher Anblick vermochte das Herz mehr zu erwärmen als tadellos uniformierte Männer, die jeden seiner Befehle anstandslos befolgten?
Er wünschte sich, dass all seine Untertanen den Befehlen des Imperators so bereitwillig Folge leisteten.
Shaddam war ein schlanker, eleganter Mann mit Adlernase und hatte eine mit Silber und Gold besetzte Sardaukar-Uniform angelegt. Neben seinen anderen Verpflichtungen war er außerdem der Oberbefehlshaber der Elitetruppe. Auf dem rötlichen Haar trug er einen gepolsterten Burseg-Helm, der das imperiale Wappen in Gold zeigte.
Endlich konnte er die schneidige Parade in aller Ruhe beobachten, nachdem seine Frau Anirul schon vor langer Zeit jedes Interesse an militärischen Zurschaustellungen verloren hatte. Dankenswerterweise hatte sie entschieden, sich an diesem Nachmittag um Bene-Gesserit-Angelegenheiten zu kümmern – um die Verhätschelung ihrer Töchter, die sie ebenfalls zu Hexen erzog. Vielleicht bereitete sie auch die Bestattung der alten Vettel Lobia vor. Er hoffte, dass die Bene Gesserit ihm bald eine neue Wahrsagerin zur Verfügung stellten. Schließlich waren die verdammenswerten Schwestern zu nichts anderem nütze.
Auf dem freien Platz marschierte das Sardaukar-Korps in perfektem Gleichschritt. Die Stiefelschritte hallten wie Gewehrsalven über die gefegten Pflastersteine. Der Oberbashar Zum Garon, ein loyaler Veteran von Salusa Secundus, führte seine Soldaten wie ein begabter Puppenspieler und ließ sie
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