Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
spektakuläre Manöver ausführen, um ihre Kampfkraft zu demonstrieren. Ausgezeichnet.
Welch ein Gegensatz zur Familie des Imperators!
Normalerweise konnte sich der Imperator herrlich entspannen, wenn er seinen Truppen beim Exerzieren zusah, doch es gab da etwas, das ihm auf den Magen geschlagen war. Er hatte den ganzen Tag lang nichts gegessen, seit er eine ausgesprochen üble Neuigkeit hatte schlucken müssen. Nicht einmal der beste Suk-Arzt konnte seine Beschwerden heilen.
Über sein stets fleißiges Spionagenetzwerk hatte Shaddam erfahren, dass sein Vater Elrood IX. mit einer seiner Lieblingskonkubinen einen Bastard gezeugt hatte. Der Name der Frau hatte noch nicht ermittelt werden können. Vor über vierzig Jahren hatte der alte Elrood dafür gesorgt, dass der illegitime Sohn unter besonderem Schutz aufwuchs. Inzwischen war er ein erwachsener Mann, nur etwas mehr als ein Jahrzehnt jünger als Shaddam. Wusste der Bastard von seiner Herkunft? Sah er mit heimlicher Schadenfreude zu, wie Shaddam und Anirul ein Kind nach dem anderen bekamen, aber keinen einzigen männlichen Erben? Nur Töchter, Töchter und noch mehr Töchter. Fünf an der Zahl, zuletzt die kleine Rugi. Hatte der Bastard längst die nächsten Schritte geplant, wie er den Goldenen Löwenthron erobern konnte?
Auf dem Platz teilten sich die Soldaten in zwei Gruppen auf, die sich nun ein Scheingefecht lieferten. Sie schossen mit harmloser Leuchtspurmunition, die Lasgun-Salven simulierte, und kämpften um die Eroberung eines rauschenden Springbrunnens mit großer Löwenskulptur. Leistungsstarke militärische Skimmer rasten in enger Formation vorbei und stiegen in den klaren blauen Himmel empor, wo die wenigen Wolken aussahen, als wären sie von einem Maler hingetupft worden.
Shaddam brachte nur mäßige Begeisterung auf, als er den Sardaukar für besonders gelungene Manöver applaudierte. Gleichzeitig verfluchte er stumm seinen Vater. Wie viele weitere Kinder mag der alte Ziegenbock noch in die Welt gesetzt haben? Diese Vorstellung war sehr besorgniserregend.
Wenigstens kannte er den Namen dieses Kindes. Tyros Reffa. Seine Adoptivfamilie war das Haus Taligari, und Reffa hatte den größten Teil seines Lebens auf Zanovar verbracht, einem Urlaubsplaneten der Taligaris. Der verhätschelte Ziehsohn hatte sich all die Jahre zweifellos mit nichts anderem beschäftigt, als von der Übernahme der imperialen Macht zu träumen.
Ja, Elroods kleiner Bastard konnte sehr viel Ärger machen. Aber wie konnte man an ihn herankommen, um ihn zu töten? Shaddam seufzte. Seine Herrschaft stellte ihn ständig vor neue Herausforderungen. Vielleicht sollte ich das Problem mit Hasimir diskutieren.
Doch stattdessen trainierte er seine mentalen Muskeln und strengte seinen Geist an. Er wollte Hasimir Fenring beweisen, dass er sich in ihm getäuscht hatte ... dass er auch ohne seine ständigen Ratschläge und Einmischungen regieren konnte. Ich werde eine eigene Entscheidung treffen!
Shaddam hatte Fenring zum Imperialen Gewürzminister ernannt und nach Arrakis versetzt. Gleichzeitig hatte er ihm die Verantwortung für das Projekt Amal übertragen. Warum dauerte es so lange, bis Fenring von Ix zurückkam und ihm berichtete?
Die Luft war angenehm warm, und es wehte gerade so viel Wind, dass sich die Fahnen der Sardaukar entfalteten. Die Imperiale Wetterkontrolle hatte sämtliche Werte dieses Tages nach den Wünschen des Imperators geregelt.
Die Truppen bewegten sich auf ein Feld aus Polygras hinter dem Platz und demonstrierten einen gekonnten Nahkampf mit Körperschilden und silbern blitzenden Messern. Zwei Gruppen griffen an, während ihnen Scheinabwehrfeuer entgegenschlug und den Platz mit roten und orangefarbenen Blitzen erhellte. Auf den Zuschauertribünen rings um die Szenerie hatte sich ein Publikum aus niederem Adel und Hofbeamten versammelt, das verhaltenen Beifall spendete.
Der ergraute Veteran Zum Garon stand in makelloser Uniform und mit kritischer Miene da. Wenn es um eine Vorführung vor seinem Imperator ging, galten für ihn nur die höchsten Maßstäbe. Shaddam legte großen Wert auf militärische Zurschaustellungen, vor allem in Zeiten wie diesen, in denen verschiedene Häuser des Landsraads eine gewisse Widerspenstigkeit an den Tag legten. Vielleicht wäre er schon bald gezwungen, seine Muskeln spielen zu lassen ...
Genau vor ihm hing eine dicke Spinne, die sich an einem hauchdünnen Faden von der scharlachroten und goldenen Markise herabgelassen hatte.
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