Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
gezüchteter Gestaltwandler auf strategisch wichtige Positionen in der Galaxis verteilt hatte. Er hatte sie mit Erkundungsschiffen bis in unerforschte Regionen vorstoßen lassen. Die Gestaltwandler waren bereits vor Jahrhunderten entwickelt worden, aber ihre Möglichkeiten waren noch gar nicht vollständig ausgelotet worden. Das sollte sich ändern.
»Ja, Graf Fenring. Es lässt sich arrangieren, dass Sie von einem Gestaltwandler begleitet werden.«
* * *
Angesichts der vielen Ablenkungen glaubte Ajidica allmählich, dass er niemals mit seiner Arbeit fertig werden würde.
Aus der heiligen Stadt Bandalong auf der Heimatwelt der Bene Tleilax traf eine Gruppe übereifriger Politiker ein. Ihr Anführer, Meister Zaaf, war ein arroganter Kerl mit Kaninchenaugen und einem kleinen Mund, der ständig zum Ansatz eines Grinsens verzogen war. Ajidica konnte sich nicht entscheiden, wen er mehr verachtete – Fenring oder die unfähigen Tleilaxu-Vertreter.
In Anbetracht der wissenschaftlichen Fähigkeiten der Bene Tleilax verstand er nicht, warum Meister Zaaf und seine Kollegen in der Verwaltung so viele politische Angelegenheiten vermasselt hatten. Sie vergaßen einfach ihre überragende Stellung im Universum und ließen sich ohne Widerstand von Familien adliger Powindahs unterkriegen.
»Was haben Sie zum Imperialen Gewürzminister gesagt?«, verlangte Zaaf zu wissen, als er in Ajidicas geräumiges Büro stolzierte. »Ich brauche einen vollständigen Bericht.«
Ajidica trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte aus Frostplaz. Er war es leid, sich ständig Leuten von anderen Welten erklären zu müssen. Sie stellten immer so idiotische Fragen. Eines Tages werde ich es nicht mehr nötig haben, mich mit Idioten abzugeben.
Nachdem Ajidica das Gespräch für ihn zusammengefasst hatte, gab Zaaf wichtigtuerisch bekannt: »Jetzt möchten wir Ihre Amal-Tests selbst begutachten. Das ist unser gutes Recht.«
Obwohl Zaaf sein Vorgesetzter war, hatte Ajidica keine Angst vor dem Mann, da er für dieses Projekt unersetzlich war. »Zur Zeit laufen mehrere tausend Experimente. Möchten Sie alle sehen? Wie hoch ist Ihre Lebenserwartung, Meister Zaaf?«
»Zeigen Sie uns die wichtigsten. Finden Sie nicht auch, meine Herren?« Er blickte sich zu seinen Begleitern um. Alle nickten.
»Dann beobachten Sie diesen Test.« Mit einem zuversichtlichen Lächeln holte Ajidica die Phiole mit flüssigem Ajidamal aus einer Tasche und schüttete sich den verbliebenen Inhalt in den Mund. Er kostete die Substanz mit der Zunge, ließ den Zimtduft in die Nasenhöhlen steigen und schluckte sie hinunter.
Es war das erste Mal, dass er eine so große Menge auf einmal einnahm. Innerhalb weniger Sekunden breitete sich ein angenehm warmes Gefühl in Magen und Gehirn aus. Es war genauso wie seine Erfahrungen mit echter Melange. Er kicherte über die schockierten Gesichter seiner Besucher. »Das mache ich schon seit Wochen«, log er, »und es hat noch keine unerwünschten Nebenwirkungen gegeben.« Er war überzeugt, dass Gott nicht zulassen würde, dass ihm etwas Schlimmes widerfuhr. »Es kann nicht den geringsten Zweifel geben.«
Die Tleilaxu-Politiker schnatterten aufgeregt durcheinander und gratulierten sich gegenseitig, als wären sie selbst für diesen Erfolg verantwortlich. Zaaf ließ seine kleinen Zähne aufblitzen und beugte sich mit Verschwörermiene vor. »Ausgezeichnet, Forschungsmeister. Wir werden dafür sorgen, dass Sie eine angemessene Belohnung erhalten. Doch zuvor müssen wir über eine wichtige Angelegenheit sprechen.«
Von der Wärme des Ajidamal durchströmt lauschte Ajidica Meister Zaafs Worten. Die Bene Tleilax litten immer noch unter Herzog Letos schroffer Zurückweisung ihres Angebots, einen Ghola aus seinem toten Sohn zu erschaffen. Sie sannen auf Rache für einen Vorfall, der Jahrzehnte zurücklag und den sie für einen Angriff durch die Atreides hielten, und sie waren wütend über den hartnäckigen ixianischen Widerstand auf Xuttuh, der Prinz Rhombur Vernius als Galionsfigur benutzte. Daher wollte Zaaf Zugang zu den genetischen Linien der Vernius und Atreides, mit denen die Bene Tleilax ihre eigenen Zwecke verfolgen würden.
Mithilfe dieser DNS wären sie in der Lage, spezielle Krankheitserreger zu züchten, die die Häuser Atreides und Vernius auslöschen konnten. Um ganz besondere Rachegelüste zu befriedigen, konnten sie geklonte Doppelgänger von Leto und Rhombur herstellen und sie öffentlich zu Tode foltern – immer
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