Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
damit sie die benötigten chemischen Vorstufen herstellen kann. Danach werden wir sie mit den anderen Tanks verbinden und die Großproduktion starten.«
Fenring fand, dass dieser hilflose Klumpen Fleisch nichts Erotisches an sich hatte. Der Kontrast zu seiner hübschen Ehefrau hätte nicht größer sein können. »Was ist an ihr so besonders?«
»Sie war eine Spionin, Graf. Wir haben sie beim Herumschnüffeln erwischt. Sie war als Mann verkleidet.«
»Es überrascht mich, dass sich nicht sämtliche ixianischen Frauen verkleiden oder verstecken.«
»Diese Frau war eine Bene Gesserit.«
Fenring konnte sein Erstaunen nicht verbergen. »Die Schwesternschaft weiß von unseren hiesigen Aktivitäten?« Verdammte Anirul! Ich hätte sie sofort töten sollen.
»Die Hexen haben ein paar vage Hinweise auf unser Projekt. Also bleibt uns nicht mehr allzu viel Zeit.« Ajidica rieb sich die Hände. »Verstehen Sie, dass Sie mich jetzt nicht exekutieren können? Sie würden damit riskieren, die ganze Arbeit zum Erliegen zu bringen. Der Imperator muss sein Amal bekommen. Unsere geringfügigen Meinungsverschiedenheiten können wir später aus der Welt schaffen.«
Fenring hob beide Augenbrauen. »Sie bezeichnen die Vernichtung eines kompletten Heighliners und den Tod sämtlicher Passagiere als geringfügige Meinungsverschiedenheit? Sie sagen, ich soll einfach vergessen, dass Ihr Gestaltwandler versucht hat, mich zu ermorden? Hmmm?«
»Ja! Ja, genau das sage ich. Im großen Plan des Universum sind solche Ereignisse völlig unbedeutend.« Wahnsinn blitzte in den kleinen Augen des Mannes auf. »Ich kann nicht zulassen, dass Sie jetzt Probleme machen, Graf Fenring. Meine Arbeit ist wichtiger als Sie oder das Haus Corrino oder das Imperium. Ich brauche nur noch etwas mehr Zeit.«
Fenring drehte sich um und wollte den Sardaukar knappe Befehle erteilen – doch dann bemerkte er etwas Seltsames in ihren Augen. Sie betrachteten Ajidica mit einer fanatischen Ergebenheit, die ihn verblüffte. Er rechnete mit allem Möglichen, aber nicht damit, dass irgendwann die Vertrauenswürdigkeit der Sardaukar infrage stand. Diese Männer waren offenkundig vom synthetischen Gewürz abhängig, sie hatten so viel davon konsumiert, dass sie unter Strom standen. Hatte der Forschungsmeister sie außerdem einer Gehirnwäsche unterzogen?
»Ich lasse nicht zu, dass Sie mich aufhalten.« Ajidica ließ keinen Zweifel, wie seine Drohung gemeint war. »Nicht jetzt.«
Die Tleilaxu, die überall im Forschungspavillon arbeiteten, bemerkten den Disput und näherten sich. Bei einigen mochte es sich um Gestaltwandler handeln. Fenring hatte ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend, und zum ersten Mal in seinem Leben spürte er den kalten Hauch echter Angst. Hier war er völlig allein.
In den vergangenen Jahren hatte er nie besonderen Respekt vor Ajidicas Fähigkeiten gehabt, aber nun erkannte er, dass es dem Forschungsmeister gelungen war, einen erstaunlichen Plan in die Tat umzusetzen. Fenring war umzingelt und wurde sich bewusst, dass er diesen Planeten möglicherweise nicht mehr lebend verlassen würde.
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Warten. Die Zeit vergeht langsam. Es dauert länger als ein Leben, wie es scheint. Wann wird der Albtraum zu Ende sein? Jeder Tag schleppt sich dahin, aber die Hoffnung bleibt ...
C'tair Pilru,
Fragment aus seinen geheimen Tagebüchern
Der Maschinenmensch stand vor den Trümmern einer ixianischen Waffenfabrik. In den Jahrzehnten der Tleilaxu-Besatzung waren die Fertigungsstraßen, die einst komplizierte Apparate und technische Wunder erschaffen hatten, schlecht gewartet, aufgegeben oder für andere Zwecke umgebaut worden.
Die Eroberer besaßen nicht genügend Sachverstand, um die ausgefeilten Systeme reibungslos arbeiten zu lassen. Und die geschickten ixianischen Arbeiter, die noch am Leben waren, bemühten sich, in jeder erdenklichen Hinsicht passiven Widerstand zu leisten.
Erst vor wenigen Tagen hatten die letzten Systeme dieser Anlage knirschend und rauchend den Geist aufgegeben, als sich die Maschinenteile ineinander verkeilt hatten. Während des Notfalls hatten die Arbeiter untätig zugesehen.
In der unterirdischen Welt hatte sich allmählich Unordnung und Verfall ausgebreitet. Reparaturteams demontierten halbherzig die unbrauchbaren Maschinen, aber die Tleilaxu-Herren hatten keine Ersatzteile zur Verfügung. An anderen Maschinen bemühten sich die Arbeiter, einen geschäftigen Eindruck zu erwecken, während umherstreifende
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