Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
Sardaukar-Wachen und Tleilaxu-Meister alles im Auge behielten. Überall flogen Überwachungskapseln und achteten auf alles, was ungewöhnlich war.
Prinz Rhombur verbarg sich, indem er sich offen zeigte. Er stand wie eine Statue vor dem geschäftigen Treiben der Fabrik. Ixianische Arbeiter warfen gelegentlich einen Blick auf ihn, ohne ihn zu sehen, ohne ihn wiederzuerkennen. Die Jahre der Unterdrückung hatten ihren Geist und ihre Sinne betäubt. Sein vernarbtes Gesicht und seine Schädeldecke aus Metall waren nicht verhüllt, sondern er präsentierte sie wie Verdienstorden. Die künstliche Haut auf seinen Prothesen war entfernt worden, sodass die mechanischen und elektronischen Elemente zu sehen waren. So hatte er größere Ähnlichkeit mit den monströsen Bi-Ixianern. Gurney hatte ihn sogar mit Dreck beschmiert. Rhombur konnte nicht mehr vorgeben, hundertprozentig menschlich zu sein, aber er konnte sich als etwas viel Geringeres maskieren.
Chemischer Rauch stieg zur Decke auf, wo Luftaustauscher die Schmutzteilchen herausfilterten. Doch selbst die besten Reinigungssysteme konnten nicht alle Hinweise beseitigen, dass hier unschuldige Menschen in ständiger Angst lebten.
Rhomburs Augen – sowohl das natürliche als auch das synthetische – nahmen alles, was geschah, in sich auf. Er empfand Abscheu, Übelkeit und Zorn, wenn er die Ruinen dieser einstmals wunderbaren Stadt sah. Er konnte das alles kaum noch ertragen. Er hoffte, dass es ihm gelang, die Saat der Revolution schnell genug zum Keimen zu bringen, während die Stunde Null des Eintreffens der Atreides-Armee immer näher rückte.
Als er sich in Bewegung setzte, machte Rhombur langsame, ruckhafte Schritte und wanderte ziellos wie ein wiederbelebter Bi-Ixianer umher. Er zog sich unter einen dunklen Überhang neben der Fabrik zurück.
Gurney Halleck gab ihm ein Zeichen, ohne die Arbeiter und Wachen auf sich aufmerksam zu machen. Neben dem Mann mit der Inkvine-Narbe stand der Schatten eines Menschen, an den sich Rhombur aus einer gemeinsam verbrachten Jugendzeit erinnerte. Erschüttert über das Aussehen des Mannes flüsterte er: »C'tair Pilru!«
Er war einmal ein dynamischer junger Mann gewesen, mit dunklen Augen und genauso untersetzt wie sein Zwillingsbruder D'murr. Doch in gewisser Weise war C'tairs Veränderung schrecklicher als die Mutation des Navigators. Die Augen waren vor Erschöpfung tief eingesunken, die dunklen Haare ungewaschen und verfilzt.
»Mein ... Prinz?« Er sprach flüsternd und verunsichert. Er hatte schon zu viele Halluzinationen und zerstörte Träume erlebt. C'tair war entsetzt über die Veränderung des Erben des Hauses Vernius und schien kurz vor dem Zusammenbruch zu stehen.
Gurney drückte seinen Arm mit festem Griff. »Vorsicht, alle beide! Wir dürfen keine Aufmerksamkeit erregen. Wir dürfen uns hier nicht zu lange im Freien aufhalten.«
»Ich ... habe ein Versteck«, sagte C'tair. »Mehrere Verstecke.«
»Wir müssen die Neuigkeit verbreiten.« Rhombur sprach mit leiser und entschlossener Stimme. »Wir müssen es allen sagen, die aufgegeben haben, und allen, die nach den vielen Jahren noch einen Funken Hoffnung übrig behalten haben. Wir werden auch die Suboiden um Unterstützung bitten. Sag jedem, dass der Prinz von Ix zurückgekehrt ist. Die Freiheit ist keine unwahrscheinliche Hoffnung mehr. Die Zeit ist gekommen. Es kann keinen Zweifel geben. Wir werden Ix zurückerobern.«
»Es ist sehr gefährlich, so etwas laut auszusprechen, mein Prinz«, sagte C'tair. »Das Volk lebt in Angst und Schrecken.«
»Trotzdem soll es bekannt gemacht werden, selbst wenn es zur Folge hat, dass die Monster mich fassen. Mein Volk muss erfahren, dass ich zurückgekehrt bin und dass der lange, dunkle Albtraum bald vorbei sein wird. Sag ihnen, sie sollen sich bereithalten. Herzog Letos Streitmacht wird bald eintreffen.«
Rhombur streckte eine kräftige Armprothese aus und umarmte den ausgezehrten Freiheitskämpfer. Selbst die alles andere als feinfühligen Nervensensoren des Prinzen verrieten ihm, dass C'tair bis aufs Skelett abgemagert war. Er hoffe, dass Leto nicht aufgehalten wurde.
87
Wer den Krieg zu einer Kunst macht, unternimmt den ersten Schritt zur Kultiviertheit. Wer Männer mit militärischem Geist führen will, muss ihre leidenschaftliche Sehnsucht nach dem Krieg verstehen.
Oberbashar Zum Garon,
Kommandeur der imperialen Sardaukar
Am Tag des Aufbruchs bestiegen die Atreides-Truppen die Schiffe in begeisterter
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