Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
Harkonnens mit Ihnen verbünden? Dass Grummaner und Harkonnens gemeinsam Caladan angreifen ...«
»Gegenwärtig ist der Planet praktisch ohne Verteidigung«, gab Moritani noch einmal zu bedenken. »Nach unseren Geheimdienstinformationen wurden nur ein paar junge und alte Männer mit leichter Bewaffnung zurückgelassen. Aber wir müssen schnell handeln, weil Leto nicht zulassen wird, dass seine Türen allzu lange offen stehen. Was haben Sie schon zu verlieren? Gehen wir!«
»Vielleicht baut auch Herzog Leto auf die Regeln der Kanly, an die alle Häuser gebunden sind, Herr«, sagte Kryubi leicht nervös. »Die Formen müssen gewahrt bleiben.«
Der Adjutant straffte seine Uniformjacke und beschwor seinen Herrn: »Graf Moritani, eine solche Aktion wäre viel zu überstürzt. Ich bitte Sie, nicht zu vergessen ...«
Mit einem unvermittelten und heftigen Schulterstoß warf Hundro Moritani seinen Adjutanten vom Laufsteg, worauf dieser in die Grube stürzte. Genauso wie den Hasenaffen blieb dem Mann nicht einmal die Zeit zum Schreien, bevor die Hunde ihn zerrissen hatten.
Der Grummaner sah Rabban lächelnd an. »Manchmal muss man auf unerwartete Weise in Aktion treten, um den größten persönlichen Nutzen zu ziehen.«
Vom Adjutanten war kaum noch etwas übrig. Rabban hörte die Geräusche, wie Zähne Fleisch zerfetzten und Knochen knackten, um an das warme, frische Mark zu gelangen.
Er nickte langsam und düster. »Caladan wird schon bald uns gehören. Das gefällt mir.«
»Wir erobern den Planeten gemeinsam«, sagte Moritani.
»Ja, natürlich. Und wie wollen wir die Kriegsbeute verteidigen, nachdem wir sie gemacht haben? Wenn der Herzog zurückkehrt, hat er seine komplette Armee dabei – vorausgesetzt, er hat sie unterwegs nicht verloren.«
Moritani lächelte. »Zunächst werden wir dafür sorgen, dass nur noch bestimmte Nachrichten von Caladan abgesetzt werden können. Dann werden wir den Shuttleverkehr von und zu eintreffenden Heighlinern einschränken.«
»Und wir bereiten eine große Überraschung für Herzog Leto vor«, sagte Rabban. »Wir greifen ihn aus dem Hinterhalt an, nachdem er gelandet ist.«
»Genau. Die Details können wir später ausarbeiten. Anschließend müssen wir vielleicht Verstärkung anfordern, damit unsere Besatzungsmacht groß genug ist, um die Bevölkerung zu unterwerfen.«
Der grobschlächtige Harkonnen-Erbe presste die Lippen zu einem geraden, entschlossenen Strich zusammen. Als er das letzte Mal aus eigenem Antrieb gehandelt hatte, war er mit dem einzigen existierenden Nicht-Schiff auf Wallach IX abgestürzt. Er hatte versucht, die selbstgefälligen Bene-Gesserit-Hexen zu bestrafen, weil sie den Baron mit einer Krankheit infiziert hatten. Damals hatte Rabban gedacht, sein Onkel würde stolz auf ihn sein, weil er selbstständig agiert hatte. Doch sein Plan war nicht aufgegangen, und sie hatten das unbezahlbare Schiff verloren ...
Diesmal jedoch wusste er, dass sein Onkel nicht zögern würde, diese einmalige Gelegenheit zu nutzen und dem Todfeind des Hauses Harkonnen einen schweren Schlag zu versetzen. Er sah sich beiläufig zu Hauptmann Kryubi um, der ihm mit einem schweigenden, aber wohl überlegten Nicken der Zustimmung antwortete.
»Wir sollten Schiffe ohne Hoheitszeichen einsetzen, Graf«, sagte Rabban. »Dann sieht die Flotte wie eine große Handelsdelegation oder irgendetwas anderes aus ... auf jeden Fall nicht wie eine militärische Streitmacht.«
»Sie sind ein kluges Köpfchen, Graf Rabban. Ich glaube, wir werden gut zusammenarbeiten.«
Rabban strahlte über dieses Kompliment. Er hoffte, dass diese kühne Entscheidung seinem Onkel zeigen würde, wie gerissen und schlau die Bestie in Wirklichkeit war.
Sie schüttelten sich die Hand und besiegelten ihre Vereinbarung. Unter ihnen hörten die Fressgeräusche auf, und die kräftigen Hunde blickten erwartungsvoll nach oben.
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Was belastet einen Menschen mehr: Wissen oder Unwissenheit? Jeder Lehrer muss sich diese Frage stellen, bevor er beginnt, Einfluss auf einen Schüler auszuüben.
Lady Anirul Corrino, Tagebuch
Unter einem weiteren prächtigen imperialen Sonnenuntergang schlich sich Mohiam an Jessica heran, die neben einem kleinen Teich in einem Ziergarten saß. Eine ganze Weile beobachtete die Wahrsagerin ihre Tochter. Die junge Frau verkraftete ihre Schwangerschaft ausgezeichnet und kam mit der ungewohnten Unbeholfenheit ihres Körpers gut zurecht. Ihr Baby würde bald auf die Welt kommen.
Jessica
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