Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
Leto praktisch sämtliche Truppen des Hauses Atreides für eine geheime militärische Mission abgestellt.«
»Wohin? Wie haben Sie davon erfahren?«
»Ich habe es erfahren, Bestie, weil niemand eine Streitmacht dieser Größe bewegen kann, ohne dass selbst der unfähigste Spion darauf aufmerksam wird.«
»Wie dem auch sei«, sagte Rabban. In seinem Kopf arbeitete es, aber zu neuen Erkenntnissen gelangte er nicht. »Sie wissen also davon. Was ist das Ziel der Atreides-Truppen? Ist Giedi Primus in Gefahr?«
»Nein, nicht Giedi Primus. Das Haus Atreides ist viel zu zivilisiert für eine derart hinterhältige Aktion. Im Grunde interessiert mich das Ziel gar nicht, solange Sie oder ich nicht betroffen sind.«
»Warum sollte es mich interessieren?«
»Rabban, wenn Sie die Grundregeln der Mathematik anwenden, müssten Sie erkennen, dass Caladan aufgrund dieser sorgsam koordinierten Truppenbewegungen nun praktisch ohne Schutz dasteht. Wenn wir jetzt einen kombinierten Militärschlag ausführen, können wir die Heimatwelt der Atreides im Handstreich erobern.«
Die Hasenaffen im Käfig quiekten panisch, und Rabban trat einmal gegen das Gitter, aber dadurch wurden die Tiere noch aufgeregter. Kryubi hielt sich im Hintergrund und verzog den dünnen Schnurrbart, als er nachdenklich die Lippen schürzte. Der Wachhauptmann würde erst dann sprechen oder einen taktischen Ratschlag erteilen, wenn Rabban ihn dazu aufforderte.
Der Adjutant eilte nervös an Moritanis Seite. »Graf, Sie wissen, dass eine solche Vorgehensweise unklug wäre. Einen Planeten ohne Vorwarnung anzugreifen, ohne die Angelegenheit zuvor dem Landsraad vorzulegen und ohne das verfeindete Adelshaus zuvor offiziell herauszufordern, verstößt gegen sämtliche Regeln der Kanly. Die Formen sind Ihnen genauso bekannt wie jedem anderen, Herr. Sie ...«
»Klappe«, sagte der Graf, ohne seine Stimme zu heben. Der Adjutant schloss den Mund mit einem hörbaren Klacken. Rabban jedoch hätte gerne die Antworten auf die Einwände gehört, da der Mann Fragen gestellt hatte, die er selbst nicht zu stellen wagte, um nicht als Feigling dazustehen.
»Darf ich?«, fragte Moritani und griff in den Käfig. Er packte ein sich windendes Fellbündel und hielt es über die Grube. »Interessant. Schließen Sie jemals Wetten ab, welcher Hund die Beute schnappen wird?«
Rabban schüttelte den Kopf. »Es ist nicht mehr als eine Fütterung.«
Der Graf ließ das kleine Tier los. Wieder setzte sich der große Bruweiler gegen seine Artgenossen durch und fing den Hasenaffen in der Luft auf. Rabban beschloss, den aggressiven Hund beim nächsten Gladiatorenkampf einzusetzen.
»Regeln sind etwas für alte Männer, die sich lieber an die ausgetretenen Pfade der Geschichte halten«, sagte der Graf. Er hatte seinen Erzrivalen, das Haus Ecaz, auf brutale Weise angegriffen und die gesamte Halbinsel samt der Hauptstadt bombardiert. Dabei war die älteste Tochter des Erzherzogs getötet worden, und eine generationenlange Fehde war wieder aufgelodert.
»Ja, und deshalb mussten Sie jahrelang imperiale Sanktionen ertragen«, sagte Rabban. »Auf Ihrer Welt waren Sardaukar stationiert, und Sie konnten kaum noch Handel treiben.«
Das schien den Herrscher von Grumman nicht im Geringsten zu irritieren. »Richtig, aber all das ist jetzt ausgestanden.«
Als Herzog Leto vor zwanzig Jahren versucht hatte, ein Friedensabkommen zwischen den Häusern Moritani und Ecaz zu vermitteln, hatte er keinen Zweifel daran gelassen, dass er auf der Seite von Ecaz stand. Damals hätte er sich sogar beinahe mit einer Tochter des Erzherzogs verlobt. Aber das Motiv für Moritanis Vorschlag schien gar nicht in erster Linie Rachsucht zu sein, sondern er wollte einfach nur eine günstige Gelegenheit nutzen.
»Trotzdem ist es mir durch Shaddams Sanktionen nicht möglich, größere Truppen zu bewegen. Ich habe gerade so viel mitgebracht, dass die Beobachter nicht misstrauisch werden ...«
»Hierher? Nach Giedi Primus?«, fragte Rabban beunruhigt.
»Es ist nur ein Freundschaftsbesuch.« Moritani zuckte die Achseln. »Allerdings habe ich überlegt, dass niemand das Haus Harkonnen daran hindern könnte, eine militärische Offensive zu starten. Also frage ich Sie jetzt, ob Sie mich bei diesem gewagten Unternehmen unterstützen wollen.«
Rabban holte tief Luft und war einen Moment lang zu schockiert, um etwas erwidern zu können. Kryubi scharrte unruhig mit den Füßen, sagte aber nichts. »Sie wollen, dass sich Truppen der
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