Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
tauchte ihre Fingerspitzen in den Teich. Ihr Spiegelbild verschwamm. Dann sagte sie beiläufig und leise: »Es scheint sehr unterhaltsam für Sie zu sein, Ehrwürdige Mutter, einfach dazustehen und mich zu beobachten.«
Mohiam verzog die Lippen zu einem runzligen Lächeln. »Ich habe damit gerechnet, dass du meine Anwesenheit spürst, Kind. Schließlich habe ich dich gelehrt, die Welt um dich herum im Auge zu behalten.« Sie trat neben den Teich und reichte ihr einen Kristallspeicher. »Lady Anirul hat mich gebeten, dir das hier zu geben. Sie möchte, dass du von bestimmten Dingen erfährst.«
Jessica nahm den glitzernden Gegenstand an und betrachtete ihn aufmerksam. »Geht es der Lady gut?«
Mohiams Tonfall blieb zurückhaltend. »Ich denke, ihr Zustand wird sich erheblich verbessern, wenn deine Tochter geboren ist. Sie macht sich große Sorge um dieses Kind. Es ist der Hauptgrund für ihre Probleme.«
Jessica wandte den Blick ab, weil sie befürchtete, Mohiam könnte ihr Erröten bemerken. »Das verstehe ich nicht, Ehrwürdige Mutter. Warum sollte das Baby der Konkubine eines Herzogs von so großer Bedeutung für sie sein?«
»Lass uns einen Ort aufsuchen, wo wir uns setzen und in Ruhe unterhalten können.« Sie gingen zu einem mit Solarenergie betriebenen Karussell, das ein früherer Imperator zu seinem Vergnügen hatte errichten lassen.
Jessica trug ein Umstandskleid in den Farben der Atreides, das sie stets an Leto erinnerte. Die widersprüchlichen Empfindungen und wechselnden Stimmungen, die durch die körperlichen Veränderungen ihrer Schwangerschaft bewirkt wurden, bekam sie auch mit ihrer Bene-Gesserit-Ausbildung kaum in den Griff. Täglich hatte sie ihre zärtlichsten Gedanken dem Pergamentband anvertraut, den sie von Anirul erhalten hatte. Der Herzog war ein stolzer Mann, aber Jessica wusste genau, wie sehr er sie vermisste.
Mohiam nahm auf einer vergoldeten Bank des Karussells Platz, und Jessica setzte sich neben sie. Sie hielt immer noch den Kristall in der Hand. Ihr Körpergewicht aktivierte die Mechanik, und sie drehten sich langsam im Kreis. Jessica verfolgte, wie das Bild des Gartens an ihr vorbeizog. Ein Leuchtglobus, der über einer mit Bougainvilleen behangenen Säule schwebte, begann zu glühen, obwohl die Sonne noch nicht unter dem Horizont verschwunden war.
Seit ihrer Ankunft auf Kaitain und insbesondere seit Tyros Reffas gefährlichem Kunststück vor der imperialen Loge war Jessica auf Schritt und Tritt von Bene-Gesserit-Schwestern bewacht worden. Ihr konnte unmöglich entgehen, wie sehr sie umsorgt wurde, aber sie gab nicht zu erkennen, ob sie sich belästigt fühlte.
Was ist so besonders an mir? Was will die Schwesternschaft mit meinem Kind?
Jessica bewegte den achteckigen Kristallspeicher zwischen den Fingern. Die Flächen schimmerten lavendelblau. Mohiam holte einen zweiten Kristall hervor und hielt ihn in der Hand. »Nur zu, Kind. Aktiviere ihn.«
Jessica umschloss den funkelnden Gegenstand mit den Händen. Ihre Körperwärme und Hautfeuchtigkeit lieferten die Energie, um den gespeicherten Inhalt freizusetzen.
Als sie den Blick darauf richtete und sich konzentrierte, projizierte der Kristall Lichtstrahlen, die auf ihrer Netzhaut Bilder erzeugten. Mohiam aktivierte den zweiten Kristall mit identischem Inhalt.
Jessica schloss die Augen und spürte ein tiefes Summen, als würde ein Gildeschiff in den Faltraum eintreten. Als sie die Augen wieder öffnete, hatte sich ihr Sichtfeld verändert. Sie schien sich nun in den Archiven der Bene Gesserit zu befinden, weit fort von Kaitain. Tief in den durchsichtigen Klippen von Wallach IX erzeugten die Wände und Decken der gewaltigen Bibliothek eine prismatische Beleuchtung, die sich über Milliarden funkelnder Oberflächen verteilte. In der sensorischen Projektion standen sie und Mohiam vor dem virtuellen Eingang. Die Illusion war unglaublich realistisch.
»Ich werde deine Führerin sein«, sagte Mohiam, »und dir den Weg zeigen, damit du deine Bedeutung verstehst.«
Jessica stand schweigend da. Sie war fasziniert, aber gleichzeitig fürchtete sie sich.
»Wie war es, als du die Mütterschule verlassen hast?«, begann Mohiam. »Wusstest du alles, was es zu wissen gibt?«
»Nein, Ehrwürdige Mutter. Aber ich hatte gelernt, wie ich an die Informationen komme, die ich benötige.«
Als Mohiams Bild Jessicas Hand nahm, konnte sie den festen Griff und die trockene Haut der älteren Frau spüren. »In der Tat, mein Kind. Und dieser Ort
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