Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
ihrem Körper abspielten. Sie hatte keine andere Wahl, als mit den Bene Gesserit zu kooperieren und zu hoffen. Ich kann weitere Kinder bekommen. Beim nächsten Mal wird es eine Tochter sein. Wenn sie mich am Leben lassen.
Jessica wusste, dass sie die Planung der Schwesternschaft vereitelt hatte, weil das männliche Kind eine Generation zu früh kam. Trotzdem war die Genetik keine exakte Wissenschaft, sondern ein Spiel mit letztlich unberechenbaren Mächten. Könnte mein Sohn dennoch der Erwartete sein? Es war ein furchteinflößender und berauschender Gedanke.
Sie öffnete die Augen und sah, wie zwei Medizinschwestern neben ihr Bett traten, als wollten sie Wache halten. Sie unterhielten sich flüsternd in einer Sprache, die nicht einmal Jessica verstand, als sie die Instrumente überprüften und ihren Körper mit Sensoren untersuchten. Lady Anirul stand neben Yohsa am Fußende des Bettes und beobachtete alles. Ihre Rehaugen waren tief in die hohlen Wangen eingesunken, als wäre sie von den Toten wiederauferstanden, um den Frauen letzte Anweisungen zu geben und sie nervös zu machen.
Yohsas Sorge wurde abwechselnd von Jessica und Anirul in Anspruch genommen. »Bitte, Mylady, es ist eine völlig unproblematische Geburt. Sie brauchen sich wirklich nicht um alles zu kümmern. Kehren Sie in Ihr Zimmer zurück und ruhen Sie sich aus. Ich habe ein neues Medikament für Sie, das die Stimmen der Weitergehenden Erinnerungen zum Schweigen bringen soll.« Yohsa griff in eine Tasche ihres Gewandes.
Anirul wehrte die kleinere Frau ab. »Sie verstehen überhaupt nichts. Sie haben mir schon viel zu viele Medikamente gegeben. Meine Freundin Lobia will mich vor etwas warnen ... Ich muss ihr zuhören statt die Ohren zu verschließen.«
Yohsas Stimme nahm einen tadelnden Unterton an. »Ohne die Betreuung durch andere Schwestern hätten Sie sich niemals so tief vorwagen dürfen.«
»Haben Sie vergessen, wer ich bin? Diese Angelegenheit betrifft meinen Verborgenen Rang. Sie werden sich mir nicht in den Weg stellen .« Sie griff nach einem chirurgischen Laskalpell und fuhr in drohendem Tonfall fort: »Wenn ich Ihnen sage, dass Sie sich dieses Messer ins Herz stoßen sollen, werden Sie es tun!« Die anderen Medizinschwestern wichen zurück, da sie nicht wussten, was diese Auseinandersetzung zu bedeuten hatte.
Anirul blickte Yohsa mit zornig funkelnden Augen an. »Wenn ich die Überzeugung gewinne, dass Ihre Gegenwart den Erfolg des Projekts gefährdet, werde ich Sie persönlich töten. Seien Sie vorsichtig, sehr vorsichtig.«
Mohiam wagte sich als Einzige in ihre Nähe. »Haben die Stimmen Ihnen einen Hinweis gegeben, Mylady? Können Sie sie wieder hören?«
»Ja! Und sie sind lauter als je zuvor.«
Mit einer schnellen Bewegung stieß Mohiam die Medizinschwester zur Seite, um sie außer Reichweite der erzürnten Frau des Imperators zu bringen. »Lady Anirul, Sie haben das Recht und die Pflicht, diese spezielle Geburt zu beaufsichtigen, aber sie dürfen diese Frauen nicht daran hindern, ihre Arbeit zu tun.«
Anirul hielt immer noch das Laskalpell in der Hand und zuckte, als würde sie mit den inneren Stimmen um die Gewalt über ihren Körper und Geist ringen. Doch dann setzte sie sich in einen Suspensorsessel neben Jessicas Bett. Mohiam gab den anderen beiden Medizinschwestern ein Handzeichen, dass sie ihre Arbeit fortsetzen sollten.
Inmitten der Aufregung machte Jessica beruhigende Atemzüge und ging die Techniken durch, die sie von Mohiam gelernt hatte ...
Anirul versuchte, ihre ungestüme Besorgnis zu unterdrücken, damit das Geburtszimmer nicht durch gefährliche Emotionen vergiftet wurde. Wilde Gedanken rasten durch den Kopf der Kwisatz-Mutter und wollten sich im Chaos der äußeren und inneren Welt Gehör verschaffen. Sie biss sich auf die Fingerknöchel. Wenn in den nächsten Stunden irgendetwas schiefging, konnte das Kwisatz-Haderach-Programm um Jahrhunderte zurückgeworfen werden – falls es nicht sogar ganz aufgegeben werden musste.
Das darf nicht geschehen.
Plötzlich starrte Anirul verdutzt das Laskalpell in ihrer Hand an. Sie legte es auf einen Tisch, sodass es in ihrer Reichweite blieb. »Es tut mir Leid, Kind. Ich wollte dich nicht ängstigen«, murmelte sie. Dann fuhr sie im Tonfall eines Gebets fort. »In diesem äußerst wichtigen Moment musst du die Techniken des Prana-Bindu anwenden, um das Baby durch den Geburtskanal zu führen.« Sie blickte auf das blitzblanke Instrument auf dem Tisch. »Ich werde
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