Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
Anwesens.
Vor mehreren Jahrzehnten hatte Imperator Elrood den Magister beauftragt, sein illegitimes Kind unter besten Bedingungen, aber im Geheimen aufzuziehen. Er sollte leben, wie es eines Angehörigen der Corrinos würdig war, ohne dass ihm irgendwelche Hoffnungen auf sein imperiales Erbe gemacht wurden. Der Magister hatte Reffa gelehrt, größeren Wert auf Qualität als auf Extravaganzen zu legen.
Glax Othn betrachtete die feinen Gesichtszüge des jungen Mannes. »Es gibt noch einen zweiten Grund, Tyros, einen ernsteren Grund, warum es klug wäre, wenn du dich für eine Weile auf Taligari aufhältst. Du solltest dein Anwesen eine Zeit lang verlassen ... nur für ein oder zwei Monate.«
Reffa blickte den Magister prüfend an. »Ist das ein neues Rätsel für mich?«
»Bedauerlicherweise keins, das deinem Vergnügen dient. In den vergangenen zwei Wochen haben mehrere Personen recht ausführliche Erkundigungen über dich und deinen Landbesitz eingezogen. Das ist auch dir aufgefallen, nicht wahr?«
Reffa zögerte, da er immer noch keinen Anlass zu ernsthafter Besorgnis sah. »Es waren völlig harmlose Erkundigungen, Meister. Ein Mann interessierte sich für Grundstücke auf Zanovar und deutete sogar an, vielleicht meinen Besitz erwerben zu wollen. Ein anderer war ein Meistergärtner, der sich meine Gewächshäuser ansehen wollte. Der dritte ...«
»Alle waren Spione des Imperators«, schnitt Othn ihm das Wort ab, und Reffa verstummte sofort. »Ich war misstrauisch und entschied, sie überprüfen zu lassen«, fuhr der Lehrer fort. »Die Identitäten, die sie angaben, waren falsch, und alle drei kamen von Kaitain. Es hat mich einige Anstrengungen gekostet, aber dann konnte ich zweifelsfrei ermitteln, dass diese Männer ihren Lohn aus geheimen Kassen des Imperators Shaddam erhalten.«
Reffa schürzte die Lippen und unterdrückte den Drang, etwas Unbedachtes zu erwidern. Der Magister würde ihn nur auffordern, selber über die Konsequenzen nachzudenken. »Also haben alle gelogen. Der Imperator sammelt Informationen über mich und mein Zuhause. Warum – nach all den Jahren?«
»Offensichtlich, weil er erst jetzt von deiner Existenz erfahren hat.« Der Magister setzte eine ernste Miene auf und sprach mit peinlich genauer Betonung, wie er es während der großen Vorlesungen getan hatte, die er einst in riesigen Hörsälen voller Studenten gehalten hatte. »Aus dir hätte etwas ganz anderes werden können, Tyros Reffa. Und du hättest es allein aus dem Grund verdient, weil du gar nicht danach strebst. Es ist in gewisser Weise ein imperiales Paradoxon. Du befindest dich möglicherweise in großer Gefahr.«
Der Magister wusste, dass der junge Mann sein zurückgezogenes Leben fortsetzen musste und keine Aufmerksamkeit auf sich lenken durfte. Der Bastard von Elrood IX. war niemals eine Bedrohung für Kaitain gewesen, er hatte niemals irgendwelche Ansprüche auf den Goldenen Löwenthron erhoben oder auch nur das geringste Interesse gezeigt, sich in die Politik des Imperiums einzumischen.
Stattdessen trat Reffa viel lieber vor Theaterpublikum auf und spielte unter Pseudonym in verschiedenen Ensembles von anderen Welten. Er hatte die Schauspielkunst bei den Mimbanco-Lehrern des Hauses Jongleur erlernt, den größten Unterhaltungskünstlern des Imperiums. Ihre Darsteller waren so begabt, dass sie jedes Publikum zu intensivsten Gefühlen hinreißen konnten. Der junge Reffa hatte eine wunderbare Zeit auf Jongleur verbracht, und der Magister war sehr stolz auf die Leistungen seines Zöglings gewesen.
Reffa erstarrte. Es war ihnen nicht gestattet, solche Angelegenheiten zu besprechen, nicht einmal unter vier Augen. »Kein Wort mehr zu diesem Thema. Ja, ich werde mich nach Taligari begeben.« Dann fuhr er etwas ruhiger fort: »Aber Sie haben mein Vergnügen an diesem wunderbaren Geschenk getrübt. Kommen Sie, ich will Ihnen zeigen, welche Überraschung ich an unserem Tag der Namensgebung für Sie vorbereitet habe.« Trotz seiner Worte blieb sein Gesichtsausdruck bekümmert.
Reffa blickte auf die Eintrittskarte in seiner Hand und dann mit einem Lächeln auf den alten Mann. »Sie haben mir beigebracht, Meister, dass der Akt des Schenkens zehnmal so viel Freude bereitet, wenn er erwidert wird.«
Der Magister täuschte Verblüffung vor. »Im Augenblick haben wir andere Sorgen. Ich habe keine Geschenke nötig.«
Reffa nahm seinen Mentor am knochigen Ellbogen und führte ihn durch eine Hecke aus Federbäumen, hinter der sich ein
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