Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
größerer Platz öffnete. »Ich auch nicht. Aber keiner von uns beiden nimmt sich die Zeit, kleine Vergnügungen zu genießen, es sei denn, man zwingt uns dazu. Versuchen Sie gar nicht erst, die Wahrheit meiner Worte abzustreiten. Ich habe auch für Sie etwas vorbereitet. Schauen Sie, da ist Charence.«
Der mürrisch dreinblickende Hausmeister stand auf der gegenüberliegenden Seite der gepflasterten Fläche vor einem scharlachroten Pavillon und wartete auf sie. Charence wirkte stets schlecht gelaunt, aber er war tüchtig und hatte einen knochentrockenen Humor, den Reffa sehr schätzte.
Beschämt folgte Glax Othn dem untersetzten jungen Mann in den Pavillon. Auf einem Tisch im Schatten stand ein kleines Päckchen. Charence hob es auf und reichte es dem Magister.
Othn nahm es zögernd entgegen. »Was könnte ich mir wünschen? Außer mehr Zeit und mehr Wissen? Dass es dir weiterhin gut geht.« Mit einer Mischung aus Verwunderung und Begeisterung riss der alte Lehrer die Geschenkverpackung auf. Dann reagierte er zutiefst verblüfft, als er den glänzenden Gegenstand betrachtete. Es war ein Ausweis-Chip aus Kristall, eine Zugangsberechtigung für einen Tag. »Ein Vergnügungspark mit Karussells, Ausstellungen und Spannungssimulatoren?«
Als Charence seine Reaktion sah, musste sogar er lächeln.
»Der beste Park von ganz Zanovar«, sagte Reffa. »Alle Kinder sind davon begeistert.« Er strahlte. Er hatte den Park persönlich besucht, um sich davon zu überzeugen, dass die Attraktion auf gar keinen Fall zu den Orten gehörte, die der stets ernste Magister schon einmal aufgesucht hatte.
»Aber ich habe gar keine Kinder«, protestierte er. »Das Geschenk ist eigentlich gar nicht für mich, richtig?«
»Genießen Sie die Erfahrung. Seien Sie wieder jung im Herzen. Sie haben immer wieder betont, dass neue Erfahrungen für jeden Menschen lebensnotwendig sind.«
Der Magister errötete. »Das sage ich zu meinen Studenten, aber ... Wollen Sie mir beweisen, dass ich in Wirklichkeit ein Heuchler bin?« Seine braunen Augen funkelten.
Reffa lächelte. »Gönnen Sie sich das Vergnügen, als kleine Entschädigung für alles, was sie für mich getan haben.« Er legte eine Hand auf die Schulter des alten Mannes. »Und wenn ich in ein oder zwei Monaten wohlbehalten von Taligari zurückkehre, können wir unsere neuen Erfahrungen vergleichen – was Sie im Vergnügungspark erlebt haben und wie es mir in der Suspensor-Oper ergangen ist.«
Der alte Lehrer nickte nachdenklich. »Darauf freue ich mich schon, mein Freund.«
14
Der einsame Wanderer in der Wüste ist bald ein toter Wanderer.
Nur der einsame Wurm lebt in der Wüste.
Fremen-Sprichwort
Mit ausreichendem Training konnte jeder Mentat zu einem geschickten Killer werden, einem effektiven und phantasievollen Assassinen. Piter de Vries vermutete jedoch, dass seine Gefährlichkeit etwas damit zu tun hatte, dass er ein verderbter Mentat war, dass seine Fähigkeiten nicht auf die übliche Weise verstärkt worden waren. Seine Neigung zur Grausamkeit, seine sadistische Freude am Leiden anderer, war ihm von den Tleilaxu genetisch einprogrammiert worden.
Damit war das Haus Harkonnen sein perfektes Zuhause.
In einem hohen Raum der Harkonnen-Residenz in Carthag stand de Vries vor einem Spiegel, der von feinen Schnörkeln aus ölschwarzem Titan eingerahmt war. Mit einem Lappen, den er mit duftender Seife getränkt hatte, rieb er sich über den Mund, dann beugte er sich vor, um seine permanenten Saphoflecken zu betrachten. Er puderte sein spitzes Kinn mit Make-up, nicht jedoch die hellroten Lippen. Seine tintenblauen Augen und das krause Haar verliehen ihm ein wildes Aussehen, das den Eindruck der Unberechenbarkeit vermittelte.
Ich bin viel zu wertvoll, um als simpler Angestellter eingesetzt zu werden! Aber der Baron sah das häufig anders. Der fette Narr missbrauchte immer wieder de Vries' Talente und vergeudete seine kostbare Zeit und Energie. Ich bin kein Buchhalter!
Er huschte in sein privates Arbeitszimmer, das mit antiken Möbeln und Regalen voller Shigadrahtspulen und Filmbüchern ausgestattet war. Rechnungsbücher bedeckten das lackierte Blutholz seines Schreibtischs.
Jeder Mentat war als Buchhalter überqualifiziert. De Vries hatte bereits des Öfteren an Bilanzen gearbeitet, aber es hatte ihm noch nie Spaß gemacht. Die Aufgaben waren einfach zu primitiv, sie beleidigten seine Fähigkeiten. Andererseits mussten Geheimnisse gewahrt werden, und der Baron
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