Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
Wir können zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen!«
Der Graf blickte ihn verständnislos an. »Und wer soll die zweite Fliege sein?«
»Tyros Reffa. Wir wissen, dass der Bastard vom Haus Taligari verhätschelt wurde. Ich glaube, er besitzt ein Anwesen auf Zanovar, was sich mühelos verifizieren ließe.« Das Lächeln des Imperators wurde immer breiter. »Und wenn wir zufällig ein bedeutendes Gewürzlager auf Zanovar finden, wäre das ein ausgezeichneter Ort, um mit unserem Kreuzzug zu beginnen.«
»Hmmm-äh ...« machte Fenring und grinste nun ebenfalls. »Eine exzellente Idee, Majestät. Zanovar wäre in der Tat bestens geeignet, ein erstes Exempel zu statuieren. Und wenn der Bastard dabei zufällig ums Leben kommen sollte ... umso besser.«
Die zwei Männer verließen die tiefe Krypta und machten sich auf den Rückweg zu den Hauptgebäuden des Palasts. Am Ende des steinernen Tunnels blickte sich Fenring noch einmal um.
In der Nekropole der Corrinos würde vielleicht schon bald eine neue Gruft angelegt werden müssen.
13
Ein wahres Geschenk ist mehr als das bloße Objekt; es ist ein Zeichen des Verständnisses und der Fürsorge; darin spiegeln sich gleichzeitig die gebende und die empfangende Person.
Magister Glax Othn,
Gekürzte Vorlesungen für das Haus Taligari
Tyros Reffa schritt zwischen grünen Farnen über einen Pfad auf seinem Anwesen und studierte die Schriftzeichen auf der laminierten Karte, die er in der Hand hielt. Er bemühte sich, die rätselhaften Piktogramme zu entziffern. Diese Herausforderung war ganz nach seinem Geschmack. Die Sonne von Zanovar schien durch das Blätterdach und ließ gesprenkelte Schatten auf der Karte tanzen. Verblüfft blickte er zu seinem verehrten Lehrer und Freund auf, dem Magister Glax Othn.
»Wenn du die Worte nicht lesen kannst, Tyros, wirst du dieses Geschenk niemals würdigen können.« Obwohl nur noch wenige Mitglieder der Taligari-Familie am Leben waren, gehörte der Magister zu einer langen Reihe von Lehrmeistern, die das Lehen vom letzten traditionellen Adelsherrn geerbt hatten und es unter dem ursprünglichen Namen fortführten. Er und Reffa hatten am gleichen Tag den Namen erhalten, auch wenn sie durch einen Abgrund von mehreren Jahrzehnten getrennt waren, der wiederum durch eine dauerhafte Freundschaft überbrückt wurde.
Kolibris und juwelengleiche Schmetterlinge flatterten zwischen den schwankenden Farnwedeln und jagten sich gegenseitig in farbenfrohen Flugmanövern. Hoch oben in den schuppigen Bäumen war ein Singvogel zu hören, der wie eine alte, schlecht geölte Tür quietschte.
»Möge das Schicksal mich vor einem ungeduldigen Lehrer bewahren.« Reffa war Mitte vierzig, von stämmigem Körperbau, aber athletischer Beweglichkeit. In seinen Augen stand eine wache Intelligenz. »Hier ist das Zeichen für den Hof von Taligari ... eine Aufführung ... berühmt und geheimnisvoll ...« Plötzlich sog er den Atem ein. »Es ist eine Eintrittskarte für die Suspensor-Oper! Ja, jetzt kann ich es entziffern!«
Der Magister hatte ihm nur ein Ticket gegeben, da er wusste, dass Reffa allein gehen würde. Begeistert und begierig würde er die Erfahrung mit allen Sinnen aufnehmen. Der alte Mann besuchte schon lange keine Aufführungen auf anderen Welten mehr. Da er nur noch wenige Jahre zu leben hatte, plante er sorgfältig seine verbleibende Zeit und zog es vor, zu meditieren und zu unterrichten.
Reffa ging noch einmal sämtliche Schriftzeichen auf der Eintrittskarte durch. »Diese Legitimation gestattet mir den Zugang zu den erleuchteten Tanks des Taligari-Zentrums im sagenhaften Artisia. Man lädt mich ein, einer illuminierten Tanzaufführung beizuwohnen. Die unterschwellige Sprache schildert die emotionalen Aspekte der langwierigen und verwickelten Kämpfe während des Interregnums.« Mit dem Finger fuhr er die ungewohnten Hieroglyphen entlang und war stolz auf seine Fähigkeiten.
Sein hagerer Mentor nickte voller Zufriedenheit. »Es heißt, dass nur einer von fünfhundert Zuschauern die Nuancen dieses großartigen Stücks verstehen kann – aber nur mit größter Aufmerksamkeit und sorgfältigster Vorbereitung. Trotzdem wirst du die Aufführung bestimmt um ihrer selbst willen genießen wollen.«
Reffa umarmte den Magister. »Ein wunderbares Geschenk, Meister!« Sie bogen vom breiten gepflasterten Weg auf einen kleineren Kiespfad ab. Hier knirschte es bei jedem Schritt unter ihren Sandalen. Reffa liebte jeden Winkel seines bescheidenen
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