Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
zu viel mitbekommen, aber sie würden die privaten Ertüchtigungen, die er mit ihnen plante, ohnehin nicht überleben.
Er lächelte still. Menschen ließen sich so einfach ersetzen.
15
Frieden ist nicht gleich Stabilität. Stabilität ist nichtdynamisch und immer nur eine Haaresbreite vom Chaos entfernt.
Faykan Butler, Ergebnisse des Post-Djihad-Rats
»Es wird Ihnen nicht gefallen, was ich zu berichten habe, Hoheit.« Kammerherr Ridondo verbeugte sich steif, als Shaddam im Kleinen Audienzsaal vom Podest stieg.
Bekomme ich denn niemals gute Nachrichten zu hören? Er wurde wütend, wenn er an all die ärgerlichen Störungen dachte, die ihn daran hinderten, auch nur einen Augenblick des Friedens zu erleben.
Der magere Kammerherr trat zur Seite, um dem Imperator den Weg freizumachen, dann eilte er ihm auf dem roten Teppich hinterher. »Auf Beakkal ist es zu einem ... Zwischenfall gekommen, Herr.«
Obwohl es erst früher Nachmittag war, hatte Shaddam die übrigen Verabredungen des Tages abgesagt und den versammelten Aristokraten und Botschaftern mitteilen lassen, dass sie sich einen neuen Termin geben lassen sollten. Kammerherr Ridondo würde die undankbare Aufgabe übernehmen müssen, sich mit allen bereits Anwesenden einig zu werden.
»Beakkal? Was geht mich diese Welt an?«
Der Kammerherr bemühte sich, mit Shaddams Marschtempo Schritt zu halten, und wischte sich den Schweiß von der hohen Stirn. »Herzog Leto Atreides ist überraschend aktiv geworden.«
Elegant gekleidete Männer und Frauen hatten sich im Audienzsaal versammelt und unterhielten sich im Flüsterton. Der Parkettboden aus exotischem Facettenholz und eingelegten Kabuzumuscheln ließen den Raum im warmen, goldenen Licht der balutanischen Leuchtgloben erstrahlen. Je nach Stimmung zog der Imperator gelegentlich die Gemütlichkeit und ungezwungene Atmosphäre dieses kleineren Empfangssaals vor.
Shaddam hatte sich in einen langen scharlachroten und goldenen Umhang gehüllt, der mit Smaragden, Soosteinen und schwarzen Saphiren besetzt waren. Darunter trug er einen Badeanzug, da er sich anschließend zum Schwimmen in die Kanäle und Pools unter dem Palast begeben wollte. Er freute sich bereits darauf, mit seinen Konkubinen im warmen Wasser zu plantschen.
Er seufzte, als sie an einer Gruppe Edelmänner vorbeikamen. »Was hat mein Cousin schon wieder angestellt? Wie hat eine unbedeutende Dschungelwelt den Zorn des Hauses Atreides erregt?« Der Imperator blieb stehen und hörte in steifer Haltung zu, wie sein nervöser Kammerherr den militärischen Angriff auf Beakkal schilderte. Gleichzeitig drängten sich immer mehr neugierige Höflinge heran.
»Ich finde, der Herzog hat völlig richtig gehandelt«, sagte ein würdevoller Mann mit grauem Haar – Graf Bain O'Garee von Hagal. »Es ist einfach abscheulich, dass der Senat von Beakkal den Tleilaxu erlaubt hat, ein Denkmal zu Ehren gefallener Helden zu entweihen.«
Shaddam wollte dem Grafen von Hagal bereits einen vernichtenden Blick zuwerfen, doch dann bemerkte er das Raunen der Zustimmung unter den anderen Aristokraten. Er hatte die allgemeine Antipathie gegenüber den Tleilaxu unterschätzt. Leto wurde wegen seiner kühnen Tat insgeheim bejubelt. Warum werde ich niemals bejubelt, wenn es nötig wird, hart durchzugreifen?
Ein anderer Adliger mischte sich ein. »Herzog Leto hat das Recht, auf eine derartige Beleidigung zu reagieren. Hier geht es um die Ehre.« Shaddam konnte sich nicht an den Namen des Mannes oder auch nur an sein Haus erinnern.
»Und es geht um das imperiale Gesetz!«, warf Shaddams Frau Anirul ein, die zwischen ihren Gatten und den Kammerherrn trat. Seit dem Tod der Wahrsagerin Lobia huschte Anirul ständig um Shaddam herum, als wollte sie tatsächlich aufmerksam alle Staatsgeschäfte verfolgen. »Ein Mann hat das moralische Recht, seine Familie zu beschützen. Schließt das nicht auch seine Vorfahren ein?«
Einige Aristokraten nickten, und einer lachte leise, als hätte Anirul eine geistreiche Bemerkung gemacht. Shaddam spürte, in welche Richtung die Meinungen flossen. »Ich stimme zu«, sagte er und bemühte sich um einen möglichst jovialen Tonfall. Er überlegte, wie er diesen Vorfall am besten für seine Zwecke ausnutzen konnte. »Beakkals heimliches Abkommen mit den Bene Tleilax war eindeutig illegal. Es wäre mir lieber gewesen, wenn mein Cousin Leto sich an den üblichen Instanzenweg gehalten hätte, aber ich kann verstehen, dass es ihn zur Tat drängte. Er
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