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Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino

Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino

Titel: Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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verraten, und er könnte uns genauso leicht in den Rücken fallen. Warum sollen wir ihm immer noch vertrauen? Ich werde ein persönliches Treffen mit einem Vertreter der Raumgilde verlangen. Die Fremen sollten sich nicht länger auf Mittelsmänner verlassen. Von nun an gilt die Vereinbarung nur noch zwischen uns und der Gilde.«
    Liet hatte Dominic Vernius als Freund und Mentor betrachtet, seit er ihn kennen gelernt hatte. Der abtrünnige Graf hätte ein besseres Schicksal verdient, als vom Wasserhändler in die Falle gelockt zu werden. Nach diesem doppelten Spiel hatte Tuek die Wassergewinnungsanlagen an Lingar Bewt verkauft, seine ehemalige rechte Hand, und war nach Carthag zurückgekehrt. Liet-Kynes hatte einen Plan gefasst, wie sich das Problem Tuek lösen ließ.
    Überall im Versammlungsraum erkannte der Planetologe den Ausdruck völligen Vertrauens auf den Gesichtern. So etwas hatte er seit den Tagen seines berühmten Vaters nicht mehr erlebt. Er hatte alles vorbereitet, doch der jüngere Kynes war einen eigenen Weg gegangen. Seine Ziele deckten sich größtenteils mit denen seines Vaters, gingen aber letztlich weit darüber hinaus. Während sein Vater nur die Vision des Ergrünens der Einöde gehabt hatte, sah Liet die Fremen als Verwalter des gesamten Wüstenplaneten.
    Doch um diese große Zukunft zu erreichen, mussten sie sie sich zuerst von den Ketten der Harkonnens befreien.

34
     
    Der menschliche Körper ist ein Lagerhaus voller Relikte aus der Vergangenheit – vom Blinddarm über die Thymusdrüse bis zu den Kiemenanlagen des Embryos. Doch der unbewusste Geist ist in dieser Hinsicht viel interessanter. Er hat sich im Verlauf von Jahrmillionen entwickelt und repräsentiert ein historisches Muster synaptischer Verbindungen, von denen manche in der Gegenwart gar keinen Nutzen mehr zu besitzen scheinen. Es ist schwierig, all diese Spuren zu finden.
    Aus den Berichten eines geheimen Bene-Gesserit-Symposiums über die Weitergehenden Erinnerungen
     
     
    Am späten Abend, als die Polarlichter hell strahlten, betrat die schlaflose Anirul die schlichten, kühlen Räume, die Lobia, die Wahrsagerin des Imperators, bewohnt hatte. Fast zwei Monate waren seit dem Tod der alten Frau vergangen. In ihrer Wohnung war es leblos und still, wie in einer Grabkammer.
    Obwohl Lobia in die Weitergehenden Erinnerungen eingegangen sein musste, hatte Anirul bislang keine Spur des Geistes der Wahrsagerin entdeckt. Sie fühlte sich von ihrer anstrengenden Suche erschöpft, aber irgendetwas trieb sie dazu, nicht aufzugeben.
    Anirul brauchte eine vertraute Freundin, und sie wagte es nicht, mit einem anderen Menschen zu sprechen – auf gar keinen Fall mit Jessica, die nichts von ihrer Bestimmung wusste. Sie hatte noch ihre Töchter, und sie war stolz auf Irulans Intelligenz und Talente, doch sie wollte das Mädchen nicht mit diesem Wissen belasten. Irulan war noch nicht soweit. Nein, das Kwisatz-Haderach-Zuchtprogramm war viel zu geheim.
    Lobia wäre genau die Richtige – wenn sie sie nur im Chor ihrer inneren Stimmen wiederfinden könnte.
    Wo bist du, meine alte Freundin? Muss ich laut rufen und alle anderen in mir aufwecken? Sie fürchtete sich vor einem solchen Schritt, aber vielleicht wäre er das Risiko wert. Lobia, sprich mit mir!
    Leere Kisten waren vor einer Wand des ungeheizten Zimmers gestapelt, doch Anirul hatte sich noch nicht dazu aufraffen können, die wenigen persönlichen Sachen der Wahrsagerin einzupacken und nach Wallach IX zurückzuschicken. Da Gaius Helen Mohiam eine andere Wohnung vorgezogen hatte, konnten diese Räume noch jahrelang leerstehen, bevor irgendjemand in dem weitläufigen Palast etwas davon bemerkte.
    Anirul ging durch die düsteren Zimmer und atmete die kalte Luft ein, als würde sie hoffen, auf diese Weise Geister aufzuspüren. Dann setzte sie sich an einen kleinen Sekretär und aktivierte ihr sensorisch-holographisches Tagebuch im Soosteinring an ihrer Hand. Das Tagebuch schwebte in der Luft und war nur für sie sichtbar. Die kontemplative Atmosphäre dieses Ortes erschien ihr geeignet, Ordnung in ihre persönlichen Gedanken zu bringen.
    Sie war überzeugt, dass Lobia es genauso sehen würde. »Nicht wahr, meine alte Freundin?« Sie erschrak über den Klang ihrer eigenen Stimme und verstummte sofort. Es erstaunte sie, dass sie neuerdings zu Selbstgesprächen neigte.
    Das virtuelle Tagebuch lag aufgeschlagen vor ihr und wartete auf weitere Worte. Anirul beruhigte sich, öffnete ihren Geist und

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