Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
ixianische Prinz übte häufig stundenlang am Stück, um die Beweglichkeit seiner mechanischen Finger zu verbessern. Er konnte die Saiten schon viel geschickter anschlagen, während er mit seiner Stimme keinerlei Fortschritte machte. »Gurney war auch ein Freund meines Vaters. Er sehnt sich genauso nach einer Gelegenheit zur Rache wie ich.«
Letos schwarzes Haar flatterte im Wind. »Duncan wird dir geeignete Ausrüstung und Waffen mitgeben. Eine getarnte Kampfgondel, die sich in der Wildnis von Ix versteckt, kann sehr viel Schaden anrichten, wenn sie sinnvoll eingesetzt wird. Bevor du gehst, werden wir einen exakten Zeitpunkt für den Angriff von außen festlegen, damit du deine Untergrundarbeit darauf abstimmen kannst. Du versetzt dem Feind einen Schlag in die Magengrube, und wenn er sich krümmt, werden meine Truppen ihm den Rest geben.«
Rhombur bewegte eine weitere Cheops-Figur, während sie über Truppenbewegungen und Waffensysteme diskutierten. Nach der langen Zeit würden die Tleilaxu nicht mehr mit einem offenen Angriff rechnen, aber ihre Rückendeckung durch die Sardaukar durfte nicht vernachlässigt werden.
Leto beugte sich vor und nahm einen detailliert nachgebildeten Sardaukar-Hauptmann, den er von der Basis der Pyramide bis zur Spitze zog. »Es freut mich, wenn du dich für neue Pläne begeisterst, Rhombur. Sie halten deinen Geist wach und konzentrieren deine Gedanken.«
Er schlug Rhomburs wichtigste Figur, den Corrino-Imperator, der auf einem winzigen Goldenen Löwenthron saß. »Und wenn du nicht auf dein Spiel achtest, fällt es mir viel leichter, dich zu besiegen.«
Der Prinz lächelte, wodurch eine Narbe auf seiner Wange hervortrat. »Du bist in der Tat ein beachtlicher Gegner. Ich habe die große Ehre und das große Glück, auf dem Schlachtfeld von Ix dein Verbündeter zu sein.«
36
Der Mensch nimmt an allen kosmischen Ereignissen teil.
Imperator Idriss I.,
Das Vermächtnis von Kaitain
Für jeden Tag, den Jessica am Hof des Imperators verbrachte, fand Lady Anirul etwas noch Extravaganteres, was sie ihr zeigen konnte. Eigentlich sollte die junge Konkubine der Gattin des Imperators dienen, doch Anirul behandelte sie eher wie einen Gast und übertrug ihr nur selten wichtige Aufgaben.
Eines Abends fuhr Jessica mit dem Imperator und seiner Lady zu einer Vorstellung im Zentrum der Darstellenden Künste, das Hassik III. gewidmet war. Ihre stilvoll emaillierte Kutsche wurde von gewaltigen Harmonthep-Löwen gezogen, deren cremefarbenes Fell und breite Tatzen besser für Streifzüge durch zerklüftete Berge als die Straßen der ruhmreichsten Stadt des Imperiums geeignet waren. Jubelnde Menschen standen an den Boulevards, als die gezähmten Tiere vorbeitrotteten und sich im pastellfarbenen Licht des Sonnenuntergangs ihre Muskeln spannten. Für öffentliche Auftritte wie diesen wurden die säbelartigen Krallen der Tiere manikürt, ihr Fell schamponiert und die Mähnen gebürstet.
Shaddam saß in scharlachroter Jacke und goldenen Hosen auf dem Vordersitz der abgeschirmten Kutsche. Jessica hatte nicht den Eindruck, dass er sich sonderlich für Theaterstücke oder Opern begeisterte, aber seine Berater mussten ihn darauf hingewiesen haben, dass es vorteilhaft war, sich als kultivierter Herrscher zu präsentieren. Anirul und Jessica saßen auf der hinteren Bank.
Seit sich Jessica auf Kaitain aufhielt, hatte der Imperator höchstens ein paar Sätze mit ihr gewechselt. Sie bezweifelte sogar, dass er sich noch an ihren Namen erinnerte. Schließlich war sie nicht mehr als eine Hofdame und obendrein schwanger und uninteressant. Die drei ältesten imperialen Prinzessinnen Irulan, Chalice und Wensicia folgten ihnen in einem nicht so prächtig geschmückten Gefährt, das über keinen Schild verfügte. Josifa und Rugi wurden von Kindermädchen versorgt.
Die Kutschen hielten vor den Eingangssäulen des Hassik-Zentrums an. Das riesige Gebäude mit den Prismenfenstern besaß eine hervorragende Akustik. Hier konnte das Publikum die kreativsten Talente des Imperiums sehen und hören, ohne dass selbst auf den hintersten Plätzen die geringste Nuance oder das leiseste Flüstern verloren ging.
Bogen aus geädertem Marmor markierten den Eingang, der dem Imperator und seinem Gefolge vorbehalten war. Das Tor wurde von Feuerfontänen flankiert, in denen fächerförmige Strahlen aus parfümiertem Öl tanzten. Die blauen Flammen hatten den Brennstoff fast vollständig verzehrt, wenn die Tropfen in den
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