Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
warf Jessica einen irritierten Seitenblick zu. Shaddam schien einfach nur müde zu sein.
Der Darsteller des aufgeklärten Raphael trat einen weiteren Schritt vor, bis er genau vor der Loge des Imperators stand. Die anderen Schauspieler wichen zurück, damit er die Bühne für sich hatte. »Jeder von uns spielt seine Rolle in der großen Vorstellung des Imperiums.«
Dann wich er völlig von der Vorlage ab und zitierte aus einem Stück von Shakespeare, das noch viel älter als Meines Vaters Schatten war. »Die ganze Welt ist Bühne, und alle Frauen und Männer bloße Spieler. Sie treten auf und gehen wieder ab, sein Leben lang spielt einer manche Rollen.«
Raphael griff sich an die Brust und riss eine Rubinbrosche vom Gewand. Der Stein darin war wie eine Linse geschliffen. »Und ich bin viel mehr als ein Schauspieler, Shaddam«, sagte er und rüttelte damit den Imperator wach. Er schob den Rubin in eine Aussparung am Stab, und Jessica erkannte, dass es sich um eine Energiequelle handelte.
»Ein Imperator sollte sein Volk lieben, ihm dienen und es beschützen. Stattdessen bist du zum Schlächter von Zanovar geworden.« Der Leuchtglobus an seinem Stab erstrahlte blendend hell. »Wenn du mich töten wolltest, Shaddam, hätte ich gerne mein Leben für das ganze Volk von Zanovar hingegeben.«
Sardaukar traten an den Rand der Bühne, wussten aber nicht recht, was sie tun sollten.
»Ich bin dein Halbbruder Tyros Reffa, der Sohn von Elrood IX. und Lady Shando Balut. Ich bin der Mann, den du treffen wolltest, als du einen ganzen Planeten zerstören ließest. Als deinetwegen Millionen Unschuldiger starben. Ich stelle deinen Anspruch auf den Goldenen Löwenthron infrage! «
Der Stab flammte wie eine Sonne auf.
»Das ist eine Waffe!«, brüllte Shaddam und sprang auf. »Haltet ihn auf, aber fasst ihn lebend!«
Die Sardaukar stürmten mit gezogenen Knüppeln und Schwertern los. Reffa sah sie verdutzt an und schwenkte den Stab. »Nein, so sollte es nicht geschehen!« Die Sardaukar hatten ihn fast erreicht, als Reffa zu einer plötzlichen Entscheidung zu gelangen schien. »Ich wollte nur meinen Standpunkt klarmachen.«
Ein Strahl löste sich aus dem Requisit, und Jessica sprang zur Seite. Lady Anirul warf ihren Sessel um und landete auf dem Boden. Der facettierte Leuchtglobus hatte einen tödlichen Laserstrahl abgegeben. Ein Sardaukar warf sich auf den Sessel des Imperators und riss Shaddam zur Seite, während sich ein großes verkohltes Loch in seiner Brust bildete.
Das Publikum schrie auf. Die Schauspielertruppe von Jongleur flüchtete hinter die Bühne und blickte sich überrascht zu Reffa um.
Tyros Reffa ging hinter einer Kulisse in Deckung, um sich vor der Feuersalve der Sardaukar zu schützen. Er schwang seinen Stab und ließ den Laserstrahl wie eine lange heiße Schwertklinge kreisen. Unvermittelt erstarb das blendende Licht, als die Energiequelle in der Rubinbrosche versiegte.
Die Wachen rannten über die Bühne und umzingelten den Mann, der behauptete, Elroods Sohn zu sein. Diener zerrten den erschütterten, aber unverletzten Imperator aus der verwüsteten Loge und brachten ihn in Sicherheit. Eine junge Platzanweiserin des Theaters half Anirul, ihren Töchtern und Jessica. Feuerwehrmänner eilten herbei, um die schwelenden Brände zu löschen.
Im Korridor vor der imperialen Loge trat ein Sardaukar-Offizier mit ernster Miene vor. »Wir haben ihn gefasst, Majestät.«
Shaddam wirkte immer noch leicht benommen. Kammerdiener klopften den Staub von seinem imperialen Mantel, während ein anderer sein Haar mit neuer Pomade glättete. Die grünen Augen des Imperators wurden eiskalt. Er war eher wütend als erschrocken, dass er so knapp dem Tod entronnen war. »Gut.«
Shaddam zupfte an seiner Brust herum und ordnete die glitzernden Orden, die er sich selbst für zahlreiche Verdienste verliehen hatte. »Verhaften Sie jede Person, die irgendwie in diese Sache verwickelt sein könnte. Jemand hat sich einen bösen Scherz mit diesen Jongleur-Schauspielern erlaubt.«
»So wird es geschehen, Herr.«
Endlich blickte sich der Imperator zu seiner Frau und Jessica um, die bei seinen Töchtern standen. Niemand von ihnen hatte Schaden erlitten. Sein Gesicht zeigte keine Erleichterung; er schien einfach nur die Information zu registrieren, dass sie überlebt hatten.
»Nun ... vielleicht sollte ich diesem Mann sogar dankbar sein«, sagte der Imperator, um die Anspannung aufzulockern. »Zumindest bleibt uns nun der Rest dieses
Weitere Kostenlose Bücher